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Lufttemperatur
8,4
°C
MOSAiC
Arktische Meereisausdehnung
8,4
mio km²
2019 - 2020
2012
1996
1981 - 2010 (Ø)
9:00 Uhr
13. Mai 2020
5806
km
Donnerstag
14.
Mai
2020
Mittwoch
13.
Mai
2020
Dienstag
12.
Mai
2020
13. Mai 2020
Esther Horvath

Währenddessen in Bremerhaven: Das Leg 4-Team bereitet sich für den nächsten Expeditionsabschnitt vor. Der nächste Wechsel läuft jedoch wegen der COVID-19-Pandemie anders ab als erwartet! Der Coronavirus hatte bisher erhebliche Auswirkungen auf den Ablauf der Expedition. Damit alle Expeditionsteilnehmenden gesund und sicher an Bord gehen, wurde eine strikte Quarantäne im Hotel angeordnet. Gestartet wurde mit einer Einzel-Quarantäne. Keiner durfte das Zimmer verlassen, Essen wurde drei Mal pro Tag vor die Zimmertür gestellt. Das Team konnte über Online-Plattformen untereinander kommunizieren. Trotz örtlicher Distanz brachte dies alle ein Stück näher und entwickelte eine positive Stimmung. Regelmäßige Abstriche kontrollieren den Gesundheitszustand der Mitfahrenden und bestätigt die bisherige Vorgehensweise. Ein weiterer Test wartet noch, bis es dann endlich nächste Woche für das neue Team an Bord der Sonne und Maria S. Merian geht. Die beiden Forschungsschiffe werden vor Spitzbergen auf die Polarstern treffen.

12. Mai 2020
Christopher Marsay

Das Projekt über Ablagerungen von Be-7 aus der Atmosphäre kommt zu einem Ende. Be-7 ist ein natürlich auftretendes radioaktives Isotop des Elements Beryllium. Für die letzten zwei Abschnitte haben Wissenschaftler des Bio-Geo-Chemie-Teams an Bord Be-7 in Schnee-, Eiskern- und Meerwasserproben gemessen, um die Menge an Ablagerungen atmosphärischen Ursprungs zu bestimmen. Diese Ergebnisse werden dann mit den Aerosolproben kombiniert, aus denen sowohl Be-7 als auch die Konzentrationen anderer chemischer Elemente ermittelt werden. Daraus ergibt sich ein einzigartiger Datensatz zur atmosphärischen Deposition von biologisch wichtigen Elementen (z.B. Eisen) im Winter in der zentralen Arktis. Dies ist ein Datensatz, den es so noch nie gab.

11. Mai 2020
Julia Schmale

Eine Frage, die uns nach wie vor beschäftigt, ist „Woher kommen Aerosole über dem Meereis?“. „Das ist wichtig, weil Meereis ein natürliches Material ist, um den Weg von Aerosolen in der fernen Arktis zu verfolgen. Außerdem ist es ein enormes Reservoir für verschiedene chemische Elemente“, sagt Markus Frey vom British Antarctic Survey. „Diese Verbindungen sind als Kondensations- und Eispartikel für die Wolkenbildung sehr wichtig und spielen eine Schlüsselrolle in der Chemie der unteren Atmosphäre“, fügt Julia Schmale vom EPFL in der Schweiz hinzu. Um dieser Fragestellung auf den Grund zu gehen, wurde eine Vielzahl von Aerosol-Instrumenten auf der Scholle installiert, welche diese Konzentrationen kontinuierlich messen. Kombiniert werden diese Messungen dann mit dem umfangreichen Programm zur Beprobung der Schneeoberfläche, von Eisblumen und sogenanntem Schneewasser. All diese Proben werden später im Labor analysiert und geben dann Aufschluss über ihren chemischen Fingerabdruck.

10. Mai 2020
Christian Rohleder

Unsere Scholle verändert sich in dieser Zeit mehr denn je. Die kleinen Risse und Rinnen im zentralen Observatorium werden täglich mehr. Auch das Eis um uns herum ist und bleibt sehr dynamisch, was sich ebenfalls in der sehr starken Bewegung der Insel zeigt, die MetCity beheimatet – ein gern genutzter Referenzpunkt bei einem Blick aus den Fenstern auf der Brücke. Aber noch etwas fällt hier in den letzten Tagen auf: Die Scholle wird langsam leerer. Denn die WissenschaftlerInnen an Bord bereiten in langsamen Schritten das temporäre Ablegen des Schiffes von unserer MOSAiC-Scholle vor. Dazu zählt nicht nur, letzte Messungen durchzuführen, sondern auch einen Teil der Geräte von der Scholle abzubergen. Damit bleibt nicht nur das Eis in Bewegung – sondern auch wir.

9. Mai 2020
Carin Ashijan

Zooplankton ist ein wichtiger Teil der arktischen Nahrungskette von Phytoplankton zu Fischen über Seevögel sogar bis hin zu marinen Säugern. Kopepoden (Ruderfußkrebse) sind eine Unterart des Zooplanktons und wurden hier an Bord darauf hin untersucht, wie viel Phytoplankton sie aufnehmen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt war das Phytoplankton-Level aber zu niedrig, um ein nennenswertes „Abgrasen“ zu detektieren. Trotzdem gibt es eine Kopepodenart (Metridia longa), die scheinbar unermüdlich etwas isst. Mikroskopische Untersuchungen haben gezeigt, dass diese voll mit hellen orange-gefärbten Eiern sind, die von ihrem großen Cousin, den Calanus hyperboreus, produziert werden. Wir haben daher diese Woche ein Experiment durchgeführt, bei dem wir die Calanus Eier an einige der sehr hungrigen Metridia verfüttert haben. Sie waren verrückt nach den Eiern! Der Raub der Calanus-Eier durch die Metridia könnte somit ein wichtiger Grund für die hohe Calanus-Sterblichkeit im arktischen Frühjahr sein.

8. Mai 2020
Laura Wischnewski

Obwohl viele Messungen hier auf der MOSAiC-Expedition nahe der Eisoberfläche genommen werden, können sie wiederum zu Messungen viele hundert Kilometer über uns in Bezug gesetzt werden. Steven Fons, Doktorand an der University of Maryland und dem NASA Goddard Space Flight Center, sammelt dafür Freibord-Daten des Meereises, die dann genutzt werden, um Messungen des NASA-Satelliten ICESat-2 zu validieren. ICESat-2 benutzt einen sehr präzisen Laserstrahl zur Bestimmung des Eisfreibords, also der Höhe des Meereises über dem Wasserspiegel, um Meereisdicken in den polaren Breiten zu bestimmen. Auf dem dritten Fahrtabschnitt von MOSAiC haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler umfangreiche Messungen des Eisfreibords durchgeführt – sowohl auf dem Eis, als auch mit einem Laserscanner am Helikopter. Vergleicht man nun diese Daten von der Scholle mit denen von ICESat-2, ist es möglich, die MOSAiC-Daten in einen Kontext mir größeren Skalen zu setzen und damit ein weiträumiges Verständnis des arktischen Meereises zu erhalten.

7. Mai 2020
Christian Rohleder

Wolken sind ein wichtiger Bestandteil des arktischen Klimasystems und unterscheiden sich von Wolken in niedrigeren Breiten. „Wolken bestehen aus kleinen Wassertropfen, Eiskristallen oder einer Mischung aus beidem. Bei Temperaturen bis -38 °C bildet sich zunächst die flüssige Phase. Wann, ob und wie viele Eiskristalle entstehen, hängt von vielen Variablen, wie Temperatur, Feuchte, Turbulenz und Aerosolpartikeln ab“, erklärt Martin Radenz. Chris Cox führt weiter aus: „Wolken modifizieren die atmosphärische Grenzschicht und die Oberflächenenergiebilanz. Wir interessieren uns besonders für Mischphasenwolken, die sowohl Eispartikel als auch Wassertropfen enthalten. Die Flüssigschicht wirkt isolierend und schattet die Oberfläche ab. Beides beeinflusst Wachstum und Schmelze des Meereises. Ab dem späten Frühjahr erhöht sich die Häufigkeit dieser Schichten bis zum Herbst.“

6. Mai 2020
Janin Schaffer

Die Wärme des Ozeans wird durch die sogenannte ozeanische Deckschicht zum Meereis und zur Atmosphäre transportiert. Während des dritten Fahrtabschnittes konnte Team OCEAN eine einmalige Zeitserie der Veränderungen in der ozeanischen Deckschicht und der darin auftretenden Turbulenzen im Bereich des Spätwinters gewinnen. Unsere Messungen zeigen, dass seit dem Beginn der MOSAIC Drift die Deckschicht um 80 m dicker geworden ist. Starke Änderungen sind insbesondere während der kalten Wetterperiode Anfang März aufgetreten. Zudem konnten wir erhöhte Turbulenzraten während des Durchzugs von Stürmen messen, die vermutlich zu der Verdickung der Deckschicht beigetragen haben. Herauszufinden, welche Prozesse genau die starken Veränderungen der Deckschicht während der MOSAIC Drift hervorgerufen haben, wird eine spannende Herausforderung werden.

5. Mai 2020
Christian Rohleder

Durch die sich ändernde Eisdynamik im März wurde aus Sicherheitsgründen entschieden, unsere schnelle LWL (Lichtwellenleiter) Datenverbindung zu der meteorologischen Station (Met City) einzuholen. Das kabelgebundene Netzwerk wurde durch das RadioLan-System ersetzt, das wie ein WLAN für weite Flächen ist. Zur Zeit wird das kabellose System auch für die Stationen Ocean City und Remote Sensing Site erfolgreich eingesetzt. Unser Data-Team an Bord (Heidi Turpeinen und Frederic Tardeck, Firma FIELAX GmbH) kümmert sich nicht nur um die Datenverbindung auf dem Eis, sondern auch um die Dateninfrastruktur, das Datenmanagement sowie um Server und Sicherung der wissenschaftlichen Daten. Auf dem Bild sieht man die beiden beim Ausrichten der RadioLan-Antenne in Ocean City.

5. Mai 2020
Dieter Stürmer

Das Biogeochemie-Team arbeitet überwiegend an klimaaktiven Spurengasen. Während deren Entstehung oft biologisch ist, hängt der Transport innerhalb und zwischen Eis, Ozean und Atmosphäre vor allem von physikalischen und chemischen Prozessen ab. Im dritten Fahrtabschnitt waren die Hauptziele unserer Untersuchungen, die Auswirkungen der Gefrierprozesse und den Übergang vom Winter zum Frühling mit der Rückkehr des Sonnenlichts zu erfassen. Deshalb lag einer der Schwerpunkte auf neu entstehendem Eis in Rissen und Rinnen und der Kombination der Probennahme mit Gasfluss-Messungen. Wir konnten die Auswirkungen des Gefrierens auf die Verteilung von Methan und eine zunehmende Bildung von halogeniertem Kohlenwasserstoff beobachten und haben gelernt, dass es auch in der energie- und nährstoffarmen Umgebung der dunklen Winterzeit weiterhin eine aktive mikrobielle Gemeinschaft gibt, die “hungrig” nach Schwefelverbindungen ist. Viele weitere Analysen werden zu Hause noch durchgeführt, aber schon jetzt ist klar, dass die letzten Monate eine sehr erfolgreiche Zeit für unser Team waren.

3. Mai 2020
Manuel Ernst

Für das „Atmospheric Radiation Measurement“ (ARM, dt. „Atmosphärische Strahlungsmessung“) Team an Bord ist jeder Tag voller neuer Herausforderungen. John Bilberry, der technische Projektleiter von ARM, erzählt: „Mit 44 Instrumenten auf dem Schiff und 12 Instrumenten in MetCity messen wir alle erdenklichen atmosphärischen Parameter. Die regelmäßige Wartung und Kontrolle der Geräte beschäftigen uns tagtäglich.“ Alle Geräte laufen kontinuierlich, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Die Messungen der Geräte erlauben es nicht nur die Atmosphäre noch besser beschreiben zu können, sondern auch ihre Wechselwirkungen mit dem Meereis. Dean Greenamyer fügt hinzu: „Ob es das Finden des Weges zu MetCity bei schlechtem Wetter über die Eisrücken ist, das Überqueren von Rinnen im Eis, der Radiosondenaufstieg um Mitternacht oder das Reparieren von Instrumenten – wir machen alles, damit die Daten fließen.“

2. Mai 2020
Delphin Ruché

Zu ersten Mal während Fahrtabschnitt 3 fand ein Besuch an den sogenannten M-Sites statt, genauer gesagt an den Stationen M3 und M5, die derzeit etwa 20 Seemeilen von Polarstern entfernt driften. Die M-Sites sind ein Teil des weitverzweigten Netzwerks von Messstationen und damit die Heimat von autonomen Bojen. Diese messen, seitdem sie zu Beginn von Fahrtabschnitt 1 ausgebracht wurden kontinuierlich Meereis- und Ozeanparameter. Während der sonnigen und ruhigen Bedingungen flogen Natalia und Torsten vom Team OCEAN gemeinsam mit Hannes und Delphin dorthin. Wir bohrten jeweils ein Loch durch das 2 Meter dicke Meereis, um dann mit unserer extrem kompakten Angelruten-CTD, einem ozeanographischen Messinstrument, Profile der Temperatur und des Salzgehaltes bis zu einer Wassertiefe von 250 Metern zu messen. Diese Daten werden dringend benötigt, um die Qualität der Messungen der ozeanischen Bojen zu überprüfen.

1. Mai 2020
Monika Votvik

Um zu beobachten, wie sich die Schnee- und Eisdicke unterschiedlicher Eistypen unserer Scholle verändert, laufen die beiden AWI-Meereisphysiker Robert Ricker und Stefanie Arndt regelmäßig festgelegte Transekt-Schleifen innerhalb des zentralen Observatoriums. Dabei ziehen sie für die Eisdicken-Messung einen Schlitten mit einem elektromagnetischen Sensor hinter sich her, der kontinuierlich die totale Eisdicke, also Schnee- plus Eisdicke misst. Mit einer Schneesonde wird zusätzlich alle 2 Schritte die Schneedicke gemessen. Die Ergebnisse der Messungen zeigen eindrucksvoll: Trotz Schneefall und starker Schneedrift über die vergangenen Wochen und Monate, hat die Schneedicke in Bereichen des zweijährigen Meereises im Mittel nur um 10 cm seit Oktober zugenommen. Auf einjährigem Eis immerhin um 15 cm. Den Neuschnee finden wir dabei an den gebildeten Eisrücken und auf der Vielzahl neuer Eisrinnen auf unserer Scholle wieder.

30. April 2020
Clara Hoppe

Seit dem Ende der dunklen Polarnacht wartet Team ECO gespannt darauf, dass wir wieder ein Wachstum des Phytoplanktons beobachten können. Diese einzelligen Algen stellen die Basis des arktischen Nahrungsnetzes dar. Anfang April haben wir in unseren täglichen Messungen einen ersten Anstieg in den (nach wie vor sehr niedrigen) Chlorophyll-Konzentrationen ausmachen können, die ein guter Marker für Phytoplankton-Biomasse sind. Dank der Daten mehrerer Tage und zusätzlicher ozeanographischer Messungen kamen wir zu dem Schluss, dass der beobachtete Anstieg nicht mit einem Algenwachstum, sondern mit unserer Drift in andere Wassermassen zusammenhängt. Wir werden zurzeit stärker durch atlantische Wassermassen beeinflusst, und die Zusammensetzung der Phytoplankton-Arten spiegelt dies wieder. Es treten Kieselalgen-Arten wie Thalassiosira auf. In der letzten Woche konnten wir einen weiteren leichten Anstieg beobachten und wir sind gespannt, was die nächsten Tage bringen werden.

29. April 2020
Christian Rohleder

Normalerweise sind wir tagtäglich auf unserer MOSAiC-Scholle, um ihre Eigenschaften und Wechselwirkungen mit dem Ozean und der Atmosphäre zu verstehen. Nur am Mittwoch- und Sonntagabend ist der Grund für das Gewusel auf der Scholle ein anderer. Dann wird eine willkommene Abwechslung geschaffen und viele Wissenschaftler*innen und Besatzungsmitglieder treffen sich für verschiedenste Freizeitaktivitäten auf dem Eis. Dabei kann man zum Beispiel bei einem kleinen Spaziergang entlang der beflaggten Wege auf der Scholle die Messinstrumente der anderen Arbeitsgruppen auf dem Eis besuchen. Oder aber man packt die Sportschuhe aus und trifft sich zum Fußball- oder Frisbee-Spielen im Logistik-Bereich am Schiff. Die gemeinsame Freizeit und Bewegung auf dem Eis sorgen nicht nur für rosige Wangen bei allen Beteiligten, sondern vor allem für viel neue Energie für die anstehenden Arbeiten am nächsten Tag.

28. April 2020
Michael Gutsche

Seit Beginn der Expedition ist ein Kamerateam der UFA Show&Factual an Bord, um Leben und Wissenschaft zu dokumentieren. Als Medienschaffende sind das quasi zwei Exoten unter den internationalen Wissenschaftlern, erfahrenen Seeleuten und hochsensiblen Messinstrumenten. Unser Team auf dem dritten Fahrtabschnitt, Dieter Stürmer und Manuel Ernst, arbeitet jeden Tag hart daran, die sensible Filmtechnik unter Extrembedingungen am Laufen zu halten, um die Forschung von MOSAiC ins richtige Bild zu setzen. Und doch friert mal die Optik zu, mal verirrt sich die Drohne auf die falsche Scholle und immer sind die Finger klamm. Aber es lohnt sich. Im Schneideraum entstehen aus hunderten Stunden Drehmaterial schon jetzt verschiedene Dokumentationen für ein internationales Publikum.

27. April 2020
Janin Schaffer

Um besser zu verstehen, wie sich der Ozean vermischt, kommt täglich unser kleiner „Hippie“ in Ocean City zum Einsatz. „Wir verbringen so viel Zeit mit ihm, dass ich ihn irgendwann einfach taufen musste!“, erklärt Janin Schaffer vom Team OCEAN. Der kleine rothaarige Hippie taucht täglich mehrmals von der Ozeanoberfläche bis in 400 Meter Wassertiefe ab. Auf seinem Weg misst er nicht nur hochfrequent die Ozeantemperaturen und Salzgehalte, sondern er ist auch mit speziellen Sensoren bestückt, anhand derer wir berechnen können, wie turbulent es im Ozean zugeht – genauer gesagt ob und wie stark sich Wasser vertikal vermischt. Erhöhte Vermischungsraten konnten wir zum Beispiel während eines Sturms in der vergangenen Woche messen. Der Wind hat nicht nur bewirkt, dass uns der Schnee ordentlich um die Ohren flog, sondern eben auch, dass sich Wasser in den oberen 70 Meter gut durchgemischt hat.

26. April 2020
Julia Schmale

Für MOSAiC waren der März und April geprägt von stetiger nördlicher Luftströmung, die unter anderem für den schnellen Drift Richtung Süden verantwortlich war. "Aus atmosphärenwissenschaftlicher Perspektive", sagt Julia Schmale, "heißt das, dass wir sehr alte arktische Luftmassen gesehen haben. Alt heißt, dass die Luft mehrere Wochen in der hohen Arktis verbracht hat und deshalb die Zusammensetzung von Spurengasen und Aerosolpartikel sehr homogen ist und sich nur langsam ändert." Die Warmluftintrusion Mitte April brachte einen abrupten Wandel: Die Luft wurde über den Nordatlantik herangeströmt, wo um diese Jahreszeit schon Algenblüten passieren. "Wir haben Spuren von Methansulfonsäure, einem Emissionsprodukt von Phytoplankton, gemessen. Die Wolken waren auch anders mit vielen flüssigen Tröpfchen im Gegensatz zu den Eiskristallen sonst. Das ist ein erster Ausblick in die spannenden Zeiten für Atmosphärenchemie und Mikrobiologie in den nächsten Wochen."

25. April 2020
Julia Schmale

In den vergangenen Wochen haben sich immer viele Wissenschaftler auf der Brücke eingefunden, um sich einen Überblick über die neuen Eisrinnen und -rücken auf unserer Heimatscholle zu verschaffen. Am Mittwoch kam nun eine neue Aufregung hinzu: In den frühen Morgenstunden wurde das erste Mal seit Anfang Januar wieder ein Eisbär in unserem Observatorium gesichtet. Der gut genährte Eisbär hat dabei eine interessierte Tour zwischen den Aufbauten auf der Scholle genommen. Auf seinem Streifzug von Remote Sensing City zu DroneVille hat sich der neugierige Besucher sogar weitgehend an den gut beflaggten Wegen orientiert. Auch schien er sich mit unseren Instrumenten in „seinem Wohnzimmer“ gut arrangieren zu können – und nichts ist durch seinen Besuch kaputt gegangen.

24. April 2020
Michael Gutsche

Durch die Corona-Pandemie wird die MOSAiC-Expedition vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Die massiven Einschränkungen des weltweiten Verkehrs verhinderten den dritten Austausch des Expeditionsteams, der ursprünglich für Anfang April als Flugzeug-Transfer geplant war. Da aus diesem Grund auch für Versorgungsfahrten vorgesehene internationale Eisbrecher derzeit keinen Personaltransfer durchführen können, wurde innerhalb weniger Wochen ein komplett neuer Alternativplan entwickelt: Der kommende Austausch erfolgt mit den beiden deutschen Forschungsschiffen Sonne und Maria S. Merian von Bremerhaven aus. Die Schiffe sind in Folge der weltweiten Pandemie-Maßnahmen gerade nach Deutschland zurückgekehrt. Die Polarstern wird sich mit den beiden Schiffen in ruhigen Gewässern um Spitzbergen für einen vollständigen Teamwechsel von etwa 100 Personen sowie Austausch von Fracht und Versorgungsgütern treffen. Anschließend wird die Polarstern mit ihrem neuen Team wieder ins Eis fahren und die Expedition im Arktischen Ozean fortführen. Während der letzten Monate ist die Polarstern mit der Drift innerhalb des prognostizierten Korridors zügig vorangekommen, sodass sie sich bereits zwischen dem Nordpol und der Framstraße und damit relativ weit südlich befindet. Für die anstehenden Logistikoperationen ist diese Position von Vorteil. Bis zur Rückkehr der Polarstern messen nun einige Geräte autonom weiter, andere werden rückgebaut. Je nachdem wie die Drift weiter verläuft, wird das Forschungscamp anschließend eventuell weiter in Richtung Nordpol verlegt. Ein möglicher Abbau und das Verlegen des Eiscamps waren stets Teil der Planungsszenarien für den Fall, dass die Drift schnell verläuft. Das hätte nur geringe Auswirkungen auf den Zeitplan der Expedition.

23. April 2020
Computer Tomography/ Amy Macfarlane

Seit Mittwoch vergangener Woche durchleben wir hier auf der Scholle ein Wechselbad der Temperaturen: Von knapp -30 Grad Celsius ist die Temperatur auf über minus 2 Grad Celsius gestiegen, bevor sie wieder auf knapp minus 20 Grad Celsius gefallen ist – um im direkten Anschluss schließlich in Bodennähe die 0 Grad Celsius zu knacken. Und das Ganze innerhalb von nur einer Woche. Dieser Wärmeeinbruch hat nicht nur uns Wissenschaftler, sondern auch den Schnee auf der Scholle zum Schwitzen gebracht. Durch die niedrigen Temperaturen zwischen diesen Warmphasen durchläuft der Schnee sogenannte Schmelz-Gefrier-Zyklen, die die Kristalle in der Schneeauflage wachsen lassen und sogar zur Eiskristall-Bildung beitragen. Um sich diese Prozesse im Detail anzuschauen, nutzen wir hier an Bord einen speziellen Computertomographen, der uns einen Einblick in diese vielfältigen Schneekristall-Strukturen gibt, wie im Bild zu sehen ist. Wir sind gespannt zu beobachten, wie sich unsere Schneekristalle in den kommenden Wochen verändern.

22. April 2020
Andreas Preußer

Seit kurzem gibt es eine neue ATMOS-Messstelle nahe Polarstern. Durch den Stromausfall bei Met City am 11. März musste eines der Doppler Lidar (namens "Flossy") umziehen. An seinem neuen Ort bei Ocean City konnten die Wind-Messungen am 5. April weitergehen. Auch für den 23 Meter-Mast musste eine neue Position gefunden werden. Am 14. April konnte die "Newdle" an der Ecke einer BGC sampling site wieder aufgebaut werden. Ihre meteorologischen Messungen sind wichtig, um die Wechselwirkungen zwischen Eis und atmosphärischer Grenzschicht zu verstehen. Der Aufbau wurde zusätzlich durch eine einst autonome Station zur Messung bodennaher Flüsse (repariert von L3 und nun strombetrieben) sowie eine Eis-Massenbilanz-Boje erweitert. Zusammen mit Ocean City ist diese Kombination an verschiedenen Instrumenten bestens geeignet, um viele der atmosphärischen und ozeanograpischen Prozesse im Zentrum der MOSAiC-Scholle zu erfassen - gerade rechtzeitig für eine Serie an interessanten Wetterereignissen Mitte April.

21. April 2020
Michael Gutsche

Eine Seefahrt wie diese haben Uwe Grundmann, Igor Hering und Tibor Fischer trotz der geballten Seemannserfahrung von über 90 Jahren noch nicht unternommen. Die Drei gehören zum Führungs-Team der Polarstern und sind auf der Brücke eigentlich für die sichere Navigation des Schiffes zuständig. Auf MOSAiC ist die Polarstern allerdings in einer Eisscholle eingefroren. Dennoch ist die Brücke, wie immer, von den drei Herren besetzt. In diesem Fall, um die sichere Lage der Polarstern auf der Scholle zu gewährleisten. Dafür beobachten sie rund um die Uhr Veränderungen des angrenzenden Eises. Das ist wichtig, um rechtzeitig die Leinen anzupassen, mit denen die Polarstern an den Eisankern fixiert ist. Auch der sichere Stand der Gangway gehört zu den Aufgaben der Brücke, damit die Wissenschaftler jederzeit ohne Gefahr das Eis betreten und verlassen können.

20. April 2020
Christian Rohleder

Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir hier an Bord feststellen, welcher Wochentag ist. So zum Beispiel anhand des Speiseplans: Am Donnerstag und Sonntag gibt es zum Nachtisch Eiscreme. Am Freitag steht Fisch auf dem Speiseplan und am Samstag Eintopf. Wenn man dazu weiß, dass montags und donnerstags die Sauna für Frauen geöffnet ist, dienstags und freitags für Männer und an den restlichen Tagen für alle, kann mit den Wochentagen fast nichts mehr schief gehen. Oder man geht das Ganze wissenschaftlich an: Am Montag werden Eiskerne gezogen, am Dienstag und Donnerstag kommt der Unterwasser-Roboter in ROV City zum Einsatz, am Donnerstag ist Wassertag in Ocean City für Team ECO, am Freitag dasselbe für Team OCEAN - und am Sonntag ist vormittags für alle frei. Um wirklich sicher zu sein, welcher Tag denn nun ist, bleibt der Blick auf den Kalender aber dennoch empfehlenswert.

19. April 2020
Michael Gutsche

ROV steht für Remotely Operated Vehicle, ein speziell für das AWI entwickelter Tauchroboter, der ferngesteuert unter dem Meereis entlang tauchen kann. Dabei erfasst er die Eis-Topografie unter dem Meeresspiegel und misst die Sonnenstrahlung, die durch Schnee und Eis in die oberen Wasserschichten vordringt. Drucksensoren gewährleisten zudem die exakte Bestimmung der Tauchtiefe. Neben einem Zelt, indem der 140 Kilogramm schwere Roboter durch ein Eis-Loch ins Wasser gelassen wird, steht ein kleines Kontrollzentrum, aus dem heraus das ROV gesteuert und die Messfunktionen der Sensoren überwacht werden. Ein 280 Meter langes Glasfaserkabel sichert die Stromversorgung und gewährleistet die Datenerfassung. Das Areal wurde „ROV City“ getauft und die Hauptverantwortung für ROV City trägt Philipp Anhaus, der dabei tatkräftig von der ICE Team-Leitung Stefanie Arndt (beide AWI) unterstützt wird.

18. April 2020
Annette Rinke

Distickstoffmonoxid (N2O) ist besser bekannt als Lachgas und wird als solches nicht nur in der Küche zum Sahne aufschlagen, im Krankenhaus zur Anästhesie oder in der Werkstatt zum Verbessern der Motoren verwendet. Denn es ist vor allem ein wichtiges Treibhausgas, welches im Weltklimabericht (IPCC) auf Platz 3 aufgeführt ist – direkt hinter Kohlenstoffdioxid und Methan. Eine seiner natürlichen Quellen sind mit 20 Prozent unsere Weltmeere. Über den Arktischen Ozean ist dabei sehr wenig bekannt – besonders im Winter. Daher wurde für den dritten Fahrtabschnitt von MOSAiC ein System an Bord installiert, was die N2O-Konzentration im oberen Ozean misst – betreut von Liyang Zhan, einem Wissenschaftler vom „Third Institute of Oceanography“ (Xiamen, China). Mit den neu gewonnenen N2O-Daten aus unserer Driftregion können wir damit ein weiteres lang ersehntes Puzzle-Teil zum globalen ozeanographischen N2O-Atlas beisteuern.

17. April 2020
Esther Horvath

Eine Eisbärin und ihr Jungtier erkunden neugierig im Scheinwerferlicht der Polarstern das MOSAiC-Forschungscamp – mit diesem Motiv hat Esther Horvath den World Press Photo Award in der Kategorie „Umwelt“ als Einzelbild gewonnen. „Für mich als Fotografin fühlt sich das fast so an wie der Oscar in der Filmbranche“, sagt die Fotografin des Alfred-Wegener-Instituts. Das ausgezeichnete Foto dokumentiert eine der ersten Eisbärensichtungen während der MOSAiC-Expedition und damit einen aufsehenerregenden Moment während der ersten Wochen der Expedition.

16. April 2020
Michael Gutsche

Um den möglichen Verlauf der Drift im Vorfeld der Kampagne abschätzen zu können, wurden mit Hilfe von Satellitendaten die Wege rekonstruiert, die das Eis vom MOSAiC-Startpunkt aus in den vergangenen Jahren eingeschlagen hat. Nach rund 180 Tagen Drift lässt sich das erste Resümee ziehen: Die Drift ist bislang tatsächlich innerhalb des Driftkorridors verlaufen, der sich aus diesen Daten ergeben hat. Ein Vergleich der Daten aus den Vorjahren mit dem chronologischen Verlauf zeigt aber, dass die Drift etwa seit dem Jahreswechsel ziemlich geradlinig und zielstrebig erst nach Westen und dann nach Süden verlaufen ist, ohne große Umwege oder Schlaufen. Eine Analyse der GPS-Daten des Schiffes zeigt, dass Polarstern mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 0,23 Knoten (0,43 km/h) gedriftet ist. So hat sie ihre jetzige Position früher erreicht, als es die meisten Driftszenarien vermuten ließen. Spannend werden nun die kommenden 180 Tage: Ein Team von Meereisforschern beschäftigt sich derzeit mit der Frage, wie sich das Eis um Polarstern in den nächsten Monaten verändern wird und wann die Eiskante erreicht werden könnte. Laufend aktualisierte Vorhersagen für die Drift der kommenden 120 Tage, die auf Modelldaten mehrerer Vorhersagezentren basieren, können Interessierte hier abrufen:

15. April 2020

Bereit für eine Kaffeepause? Im Format „Coffee Break“ berichten Rückkehrer der MOSAiC-Expedition auf der Plattform Instagram live von ihren spannenden Erlebnissen in der zentralen Arktis! Den Anfang machen die Fotografin Esther Horvath und die Wissenschaftlerin Maria Josefa Verdugo morgen Nachmittag, 16. April, um 16 Uhr (MESZ) auf dem MOSAiC-Instagram-Kanal @mosaic_expedition. Beide waren auf dem ersten Fahrtabschnitt der Expedition dabei und erzählen bei „Coffee Break“ von ihren einmaligen Erfahrungen auf der Polarstern und der MOSAiC-Eisscholle. Wir freuen uns auf euch, seid live dabei!

14. April 2020
Julia Schmale

Es hat etwas gedauert – um genau zu sein 21 Tage. Nachdem sich die erste Rinne zwischen Polarstern und Met-City am 11. März gebildet hat, gab es dort keine elektrische Stromversorgung mehr. Die Kabel mussten ausgesteckt werden. Stattdessen wurde ein Generator betrieben, gespeist von einem Fass. Deshalb wurde «Treibstoff nachfüllen» zu einem festen Punkt in der Met-City-Routine. Die Lösung hat sehr gut funktioniert, allerdings konnten die Leistungs-hungrigen Geräte nicht weiterbetrieben werden. Deshalb hat Team ATMOS, zusammen mit der Besatzung und dem Logistikteam, diverse Versuche unternommen, um die Stromleitung wieder zu etablieren. Das Eis war allerdings so dynamisch, dass dies lange Zeit nicht möglich war. Erst kürzlich ist die Mission geglückt und wir haben sie mit einem selbstgebrauten Kaffee in der Met-City-Hütte gefeiert. Mittlerweile läuft die Leitung über vier Risse und entlang einer Rinne mit Pressrücken. Wir beobachten die Situation genau und können auch nachts für eine Rettungsaktion angerufen werden. Die Mühe lohnt sich, alle Geräte laufen wieder in Met-City.

13. April 2020
Michael Gutsche

Wir senden herzliche Ostergrüße an unsere Lieben daheim und alle Freunde von MOSAiC. Das freundliche Wetter hat uns in den vergangenen Tagen viele Sonnenstunden beschert, so dass wir trotz eisiger Temperaturen langsam das Herannahen des Frühlings erahnen können. Wie begehen wir die Ostertage? Am Samstagabend gab es ein geselliges Zusammensein auf der Scholle für Wissenschaft und Schiffsbesatzung und am Sonntagabend fand ein gemeinsamer Grillabend statt. Wir sind uns darüber bewusst, dass dies in diesen außergewöhnlichen Zeiten ein Privileg darstellt.

12. April 2020

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat uns eine Grußbotschaft an Bord geschickt.

11. April 2020
John Bilberry

Ludovic Bariteau, Wissenschaftler am CIRES und NOAA in Boulder, Colorado, und Hans-Werner Jacobi, Seniorwissenschaftler am Französischen Nationalen Forschungszentrum CNRS in Grenoble, sind Teil eines Teams, das vom vertikalen Mast am Bug der Polarstern Treibhaus- und Spurengase in der Atmosphäre misst. “MOSAiC ermöglicht zum ersten Mal, solche Messungen in der gesamten Winterperiode in der zentralen Arktis durchzuführen”, sagt Ludovic. Zu den Spurengasen gehört auch Ozon, das allgegenwärtig in der Erdatmosphäre ist und eine Hauptkomponente für die Atmosphärenchemie darstellt. “Seit Mitte März erleben wir längere Perioden mit niedrigem oder gar keinem Ozon. Das ist sehr spannend”, berichtet Hans-Werner. Die Wissenschaftler erwarten, dass am Ende von MOSAiC ihre Messungen zu neuen Erkenntnissen über atmosphärenchemische Prozesse in der Arktis beitragen.

10. April 2020
Michael Gutsche

„Man sollte nicht vergessen, dass unsere MOSAiC-Scholle auf dem hier 4000 Meter tiefen Ozean schwimmt“ sind die einleitenden Worte von Janin Schaffer vom Team Ocean. Das wird einem schnell wieder bewusst, wenn man das Zelt von „Ocean City“ betritt und Janin dabei beobachtet, wie sie die sogenannte CTD-Rosette, bestückt mit zwölf großen Probenflaschen, im Wasser versenkt. „Ocean City“ ist quasi der Wassertreffpunkt der MOSAiC–Teams Ocean, BGC und ECO. Hier im Zelt ist immer etwas los, wenn sich die Wissenschaftler um das CTD-Loch herum gruppieren und ihre Wasserproben zapfen. Doch es wird nicht nur Wasser für Laboranalysen abgefüllt. Das eigentliche Herzstück der CTD sind all die Messinstrumente, die unter anderem die Temperatur, den Salzgehalt, gelösten Sauerstoff und den Nährstoffgehalt kontinuierlich von der Ozeanoberfläche bis in die Tiefe messen.

9. April 2020
Michael Gutsche

Wolken sind ein wesentlicher Steuerungsfaktor des Klimas. Doch um verlässliche wissenschaftliche Klima-Modelle zu entwickeln, gilt es, die Prozesse der Wolkenbildung in den polaren Reinluftgebieten besser zu verstehen. Das Forschungsprojekt von Markus Frey (British Antarctic Survey) kann innerhalb von MOSAiC einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Wolkenbildung leisten. Für die Wolkenbildung benötigt man Wasserdampf und sehr kleine Partikel oder Aerosole, sogenannte Kondensations- oder Eiskeime, an die sich der Wasserdampf anlagern kann und die dann zu Wassertropfen oder Eiskristallen anwachsen. So begibt sich Markus Frey auf die Suche nach dem Ursprung und dem Schicksal dieser Eiskeime im arktischen Packeis, indem er Schnee- und Eisproben sammelt, aber auch Aerosolproben in bis zu 1000 Meter Höhe mit Hilfe eines Fesselballons.

8. April 2020
Michael Gutsche

Der Schriftzug auf dem Overall von Andreas Winter ist Programm: "Sysman". Eigentlich ist Andreas studierter Elekro-Ingenieur. Einen ähnlich komplexen beruflichen Hintergrund muss man wohl haben, wenn man auf die Idee kommt, sich als Systemadministrator auf der Polarstern zu bewerben. Genau das hat Andreas vor elf Jahren gemacht und seitdem ist er an Bord als Systemadministrator „Mädchen für alles“, ob es nun um das Netzwerk, einzelne PCs, den Server oder die Sicherung und Bereitstellung unglaublicher Menge an Daten geht. Kaum zu glauben, dass bei diesem vielfältigen Job noch Zeit bleibt, ein Kinderbuch über die Polarstern zu schreiben, in dem Kinder der 4. Klasse durch die Pinguine Fritz & Pitt für die Arbeit auf der Polarstern begeistert werden.

7. April 2020
Christian Rohleder

Zu MOSAiC gehört nicht nur die Beprobung unserer Heimatscholle, sondern auch die Beschreibung des umliegenden Meereisgebietes. So wollen wir zum Beispiel verstehen, wie sich die Meereisdicke unserer Scholle im Vergleich zur Umgebung verhält und über den Zeitraum der Drift verändert. Ende der vergangenen Woche kam dafür das erste Mal seit Oktober der sogenannte EM-Bird zum Einsatz. Das wie ein Torpedo-aussehende Messgerät wird unter dem Helikopter über die Eisschollen hinweg geschleppt und bestimmt dabei mithilfe elektromagnetischer (EM) Induktion die Dicke des Meereises. Dank hervorragender Wetterbedingungen konnten wir sogar gleich zwei Flüge absolvieren. Bei den jeweils ca. 2-stündigen Messflügen konnten wir gen Norden und Süden jeweils ein Dreieck mit einer Gesamtkantenlänge von 160 nautischen Meilen abfliegen. Dabei haben wir nördlich von uns viele offene Leads beobachtet, während das Meereis im Süden wesentlich kompakter erschien.

6. April 2020
Amy Macfarlane

Der Mond oder die Arktis? -18 m/s Wind und 50 Meter Sichtweite aufgrund von driftendem Schnee in der Luft sind gewohnte Wetterbedingungen für die WissenschaftlerInnen an Bord. Um zu verstehen wie sich diese auf die Schnee- und Eisbedingungen auswirken, ist eine Möglichkeit regelmäßig gleiche Messungen auf gleichen Messfeldern durchzuführen. Diese Messungen müssen nicht immer hochtechnologisch sein. Manchmal reicht es auch einen zwei Wochen alten Fußabdruck im Schnee wieder zu finden und daran seine Wissenschaft zu erklären – genau wie Amy Macfarlane. „Wenn man einen Fußabdruck in einer frischen Schneedüne hinterlässt, wird der Schnee dadurch nicht nur kompakter, sondern auch widerstandfähiger gegenüber dem angreifenden Wind. Während der Wind den Schnee der Umgebung umverteilt, bleibt der Fußabdruck als klar erkennbare Erhöhung zurück.“ In dem Foto kann man dazu die Windrichtung des letzten Sturms ablesen, da sich oben links eine kleine Schneedüne im Lee von Amys Fußabdruck gebildet hat.

5. April 2020
Saga Svavarsdottir

David Clemens-Sewall ist einer der häufigsten Besucher unserer MOSAiC-Scholle und hat ein sehr großes Interesse an der Veränderung ihrer Massenbilanz – und das bei jedem Wetter: „Heute war das perfekte Wetter für die Arbeit mit meinem Laserscanner: wolkenfreier Himmel, kein Wind und -29 Grad Celsius warm. Wir benutzen den Laserscanner um hochauflösende 3D-Karten der Schneeoberfläche zu erstellen, mit deren Hilfe wir dann detailliert analysieren, wo und wie sich der Schnee verändert. Denn die Schneeauflage hat für den Austausch von Wärme und Impuls zwischen Meereis und Atmosphäre eine wichtige Bedeutung. Der Scanner selbst befindet sich in einer selbstgebauten Hülle – denn genau wie der bedienende Wissenschaftler will auch das Gerät nicht frieren. Um die Messungen aufzunehmen, arbeite ich an einem Laptop mit derselben Software, wie Zuhause in meinem Büro, wenn ich die Daten bearbeite. So fühlt es sich manchmal so an, als würde ich im Büro sitzen – bis ich aufschaue.“

4. April 2020
Michael Gutsche

„Miss Piggy“ ist die liebevolle Bezeichnung für unseren Messballon. Auf der MOSAiC-Expedition wurde für Miss Piggy eine eigene Basis aufgebaut: „Balloon Town“. Neben den eigenen Messungen stellt sich das AWI-Team um Jürgen Graeser und Ralf Jaiser in Balloon Town quasi als Dienstleister für andere Wissenschaftler zur Verfügung, die an Miss Piggy ihre Messinstrumente anbringen dürfen - so für das British Antarctic Survey zur Messung von Aerosolen, für die University of Colorado Boulder zur Messung troposphärischen Ozons und nicht zuletzt für die Turbulenzmessungen des Institutes für Troposphärenforschung in Leipzig. Ein bisschen wählerisch ist Miss Piggy allerdings schon, zumindest was die Einsatzbedingungen angeht: Die Windgeschwindigkeit darf am Boden 20 Kilometer pro Stunde und in der Einsatzhöhe 40 Kilometer pro Stunde nicht überschreiten.

3. April 2020
Michael Gutsche

Der Mann mit der Fliege: Auf Fahrtabschnitt 3 ist Tomasz Krause der Chef-Steward an Bord. Sein äußeres Erscheinungsbild ist adrett. In weißem Hemd mit schwarzer Fliege, immer frisch rasiert - so könnte er auch als Steward auf Schiffen wie der Queen Elizabeth II eine gute Figur abgeben. Aber das Herz von Tomasz Krause schlägt für Expeditionen auf der Polarstern. Der gelernte Restaurantfachmann fährt bereits acht Jahre zur See und gehört seit 2016 zur festen Besatzung der Polarstern, mit der er bereits auf rund zehn Expeditionen in arktischen und antarktischen Gewässern unterwegs war. Als Chef-Steward ist er zusammen mit seinem Team nicht nur dreimal am Tag für den Essens-Service zuständig. Ihm obliegt auch der Betrieb von drei Kiosks an Bord. Hier gibt es alles zu kaufen, was das Herz der Teilnehmer begehrt: von Getränken aller Art über Süßigkeiten und Salzstangen bis hin zu einem reichhaltigen Angebot an Drogerie-Artikeln und Souvenirs.

2. April 2020
Christian Rohleder

Gina Jozef ist Doktorandin an der University of Colorado Boulder und beschäftigt sich hier auf MOSAiC mit Drohnen – aus rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten. „Für jemand Außenstehenden sieht es vermutlich so aus als würden wir den ganzen Tag mit einem Spielzeug-Flugzeug spielen. Und vielleicht ist das sogar so, aber währenddessen sammeln wir wertvolle atmosphärische Daten in der Grenzschicht. Unsere Drohnen, auch DataHawks genannt, können bis zu 1000 Meter hochfliegen und messen dabei Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit, Wind und Turbulenz. Unser wissenschaftliches Interesse ist es dabei zu lernen, wie die arktische Grenzschicht der Atmosphäre auf Veränderungen an der Erdoberfläche reagiert. Die vielen Risse rund um unsere MOSAiC-Scholle erlauben uns zum Beispiel den Effekt dieser Wasserrinnen auf die windabwärts-gerichtete Umgebung zu studieren. Wenn wir fliegen, benötigen wir nur circa zehn Minuten bis wir startklar sind. Sobald die Drohne in der Luft ist, können wir uns zurücklehnen und entspannt aus dem neuen MOSAiC-Vorort 'Droneville' zuschauen, wie der Autopilot sie für 40 Minuten durch die vorab geplante Route bringt. Es ist ein schönes Leben hier.“

1. April 2020
Christian Rohleder

Noch vor fünf Wochen war es hier stockdunkel. Anfang März haben dann wunderschöne Dämmerungsfarben den Himmel eingenommen, bis schließlich am 12. März die Sonne erstmals wieder über den Horizont gestiegen ist. Und nun, keine 2,5 Wochen später, geht sie schon nicht mehr unter. Seit gestern erleben wir den Polartag. Die Stirnlampen können eingepackt und die Sonnenbrillen ausgepackt werden. Das beeinflusst auch das Arbeiten auf dem Eis. Während in den dunklen Monaten der sichtbare Bereich auf die Leuchtweite der Stirnlampen und Schiffs-Scheinwerfer reduziert war, können wir nun mit bloßen Augen die Weite der Eiswüste um uns herum wahrnehmen. Die unzähligen Reflektionen der Sonnenstrahlen an den Rinnen und Eisblöcken laden dabei nicht nur zum Träumen ein – sondern lassen auch Wissenschaftler-Herzen höherschlagen.

31. März 2020
Folke Mehrtens

Angekommen! Die MOSAiC-Teilnehmer von Fahrtabschnitt 2 sind heute in Tromsø eingelaufen. Dreieinhalb Wochen nach dem Aufbruch an der MOSAiC-Scholle hat der russische Eisbrecher Kapitan Dranitsyn heute gegen 7:00 Uhr Ortszeit angelegt. Nach einem viertägigen Auftank-Stopp im Eis mit einem weiteren russischen Eisbrecher, der Admiral Makarov, hatte das Team von Abschnitt 2 Mitte März noch eine Woche nahe der Eiskante auf passende Wetterbedingungen für die Durchquerung der Barentssee warten müssen. Die Wellenhöhe musste erst unter fünf Meter absinken, bevor die Kapitan Dranitsyn in den letzten beiden Tagen zur Fahrt durch offenes Wasser aufbrechen konnte. Während dieser Wartezeit kamen Eisbären zu Besuch vorbei und die Teilnehmer beobachteten, wie die Schollen an der Eiskante unter der starken Dünung zerbrachen. Nach dem Anlegen haben die norwegischen Behörden bereits die Pässe kontrolliert. Morgen soll es per Charterflug von Tromsø nach Bremen gehen, von wo aus alle in ihre Heimatländer und -orte weiterreisen. Dankeschön an die Crew der Kapitan Dranitsyn für die sichere Reise und die großartige Gastfreundschaft! Dankeschön, alle Teilnehmer von Abschnitt 2, für unvergessliche gemeinsame vier Monate in der Arktis! Und großer Dank gilt auch dem Norwegischen Polarinstitut (NPI) und den Behörden von Tromsø für ihre große Unterstützung in diesen herausfordernden Zeiten!

30. März 2020
Michael Gutsche

Harold Jager aus den Niederlanden ist der Chef-Pilot an Bord. Nach seiner Pilotenausbildung hat er sich Ende der 1990er Jahre zum Helikopter-Piloten ausbilden lassen und ist in den vergangenen 20 Jahren unzählige Einsätze geflogen. Seit 2015 steht er in intensivem Kontakt mit dem AWI und konnte seitdem bereits 16 Polarstern-Expeditionen begleiten. Während des aktuellen Expeditionsabschnittss von MOSAiC obliegen Harold Jager und seinem „Heli-Team“ der reibungslose Flugbetrieb der beiden Bordhelikopter vom Typ BK117-C1. Die vielfältigen Aufgaben sind dabei bestens verteilt. Neben Harold ist als zweiter Pilot Sebastien Drach aus Frankreich im Team, weiterhin als Chefmechaniker Daniel Fuchs aus Österreich - der insbesondere für die Wartung und umfangreichen technischen Prüfungen hauptverantwortlich ist - und last-but-not-least, als Technikerin und Flugassistentin, Elena Maria Prieto Turienzo aus Spanien. Ein wahrlich internationales Team mit einer zentralen Funktion für die gesamte Expedition: Denn alle Helikopterflüge ermöglichen wichtige wissenschaftliche Projekte und Messungen!

29. März 2020
Michael Gutsche

Diesem Tag hat Jennifer Hutchings von der Oregon State University, USA, seit Monaten entgegengefiebert. Jennifer setzt Bojen aus, um die Eisbewegungen im Umfeld der MOSAiC-Expedition zu erfassen und die Interaktionen zwischen Ozean, Eis und Atmosphäre besser zu verstehen. Sie unterstützt mit ihrer Arbeit das „Sea Ice Dynamics Forecasting Experiment“, kurz SIDFEX genannt. Die ausgesetzten Bojen liefern neben meteorologischen Messungen wichtige Daten, die zu einem besseren Verständnis des Klimawandels in der Arktis beitragen. Endlich ist das Flugwetter so gut, dass die Helikopter-Crew um Chefpilot Harold Jager die langen Flüge freigibt. Jennifer wird insgesamt sechs neue Bojen in der Eiswüste aussetzen, die weiteste von ihnen rund 80 Meilen von der Polarstern entfernt. Diese Bojen werden in den nächsten Monaten mit den Eismassen nach Süden driften, in den Sommermonaten im Nordatlantik landen und insgesamt ein Jahr wertvolle Temperaturdaten, Luftdruck und GPS-Positionen durchgeben.

28. März 2020
Amy Macfarlane

David Clemens-Sewall ist Doktorand am Dartmouth College in Amerika und ist für den dritten und vierten Fahrtabschnitt Teil des MOSAiC-Teams. Hier an Bord ist er für die Frage bekannt, wann Zeit für den Wechsel von Batterien ist – ein Running Gag. Aber natürlich geht es in seiner Arbeit nicht um Batterien, sondern um Eisstress-Sensoren: „Am 21. März war bei uns Tag-Nacht-Gleiche und ich konnte den letzten Batterie-Wechsel für meine Stress-Sensoren feiern. Stress-Sensoren messen kontinuierlich den Druck im Eis und tragen damit zum Verständnis von Bewegung im Eis bei. Sie sind über die gesamte MOSAiC-Scholle verteilt – oder sollte ich sagen Schollen? In den vergangenen zwei Wochen haben wir beobachtet, wie die Scholle in immer kleiner werdende Teile zerbrochen ist, so dass die einst vereinten neun Stress-Sensoren nun auf sechs einzelnen Schollen verteilt stehen. Auch wenn diese dynamische Veränderung im Eis die Logistik nun wesentlich aufwendiger macht, da wir den Helikopter nutzen müssen, so helfen sie uns zu verstehen, wie und warum das Eis aufbricht. Das trägt zum Verständnis für zukünftige Klimaveränderungen und die Navigation durchs Eis bei.“

27. März 2020
AWI/Sea Ice Physics

Auch nach zwei Wochen kommt unsere Scholle nicht zur Ruhe. Die einst mehrere Kilometer große Scholle wird durch die Kräfte der Natur immer kleiner. Tiden im Ozean und starke Winde in der Atmosphäre drücken die Scholle zusammen. Gleichzeitig umgeben uns viele Wasserrinnen, welche Platz erlauben, wenn durch dieselben Kräfte eine Art Entspannung des Eises einsetzt. Diese anhaltende Dynamik hält uns alle in ständiger Spannung: Wie wird die Scholle nach dem Aufstehen aussehen? Können wir auf dem Eis arbeiten? Welche Installationen auf dem Eis müssen gesichert werden? Können wir die Stromverbindung zwischen Schiff und Eisscholle benutzen? Letzteres war in den vergangenen Tagen nicht immer möglich, da sich das Schiff zu viel bewegt hat. Dazu haben sich kleine „Inselstaaten“ gebildet, die nicht mehr von der Hauptscholle zu Fuß zugänglich sind. Dank der Helikopter an Bord können auch diese Außenstellen beforscht werden, wenn auch mit Einschränkungen. Der Expeditionsname „MOSAiC“ ist hier Programm!

26. März 2020
Lars Lehnert

Eine Polarexpedition beruht auf viel Planung und verläuft doch nie nach einem genauen Fahrplan. Doch die Corona-Pandemie bedeutet mit ihren massiven Einschränkungen der weltweiten Infrastruktur auch für die MOSAiC-Expedition ganz besondere Herausforderungen. Jetzt kommen deshalb die Alternativpläne zum Einsatz. Ursprünglich war der nächste Crew-Austausch per Flugzeug von Spitzbergen aus geplant. Die Insel ist allerdings nun wegen der Pandemie abgeriegelt. Auch Tromsø fällt momentan als Abfahrthafen aus. Deshalb ist vorgesehen, die nächste Versorgungsfahrt mit dem schwedischen Eisbrecher Oden auf den 20. Mai vorzuziehen. Der Eisbrecher würde dann voraussichtlich in Helsingborg, Schweden, ablegen und Polarstern im Juni erreichen. Für das jetzige Team auf der Polarstern heißt das, dass es etwa acht bis zehn Wochen später ausgetauscht wird. Derweil ist bei den Rückkehrern von Expeditionsabschnitt 2 bald wieder Land in Sicht. Auf dem russischen Eisbrecher Kapitan Dranitsyn haben sie das Meereis fast hinter sich gelassen und befinden sich auf dem Weg nach Tromsø, wo sie den Hafen voraussichtlich Mitte nächster Woche erreichen werden.

25. März 2020
Michael Gutsche

Ohne das Logistik-Team um Monica Votvic wäre die tägliche Forschungsarbeit auf dem Eis nicht möglich. Dabei gehen die Aufgaben ihres Teams auf einer Expedition wie MOSAiC weit über normale Logistikfunktionen hinaus. Neben der Unterstützung der Wissenschaftler mit diversen Ausrüstungsgegenständen wie Motor- und Transportschlitten ist das Logistik-Team vor allem für die Sicherheit aller Expeditionsteilnehmer verantwortlich. Dazu gehört das Sicherheits- und Schießtraining, die tägliche Organisation der Eisbärwachen sowie die Ausgabe und Pflege von Gewehren und Signalpistolen. Doch damit nicht genug: Monica und ihr Team sind auch für die Instandhaltung und Aktualisierung der Fahr- und Gehwege auf dem Eis inklusive Beflaggung und Ausschilderung zuständig. Und wenn es wieder einmal größere Eisbewegungen gegeben hat, übernimmt das Team selbstverständlich die Erkundung neuer, sicherer Wege zu den einzelnen Forschungsstationen. Für diese anspruchsvollen Aufgaben sind alle Logistik-Mitglieder bestens qualifiziert. So hat Monica bereits 8 Jahre Berufserfahrung in der Sicherheit und Logistik für die „University of Svalbard“ und das „Norwegian Polar Institut“ vorzuweisen.

24. März 2020
Michael Gutsche

Dein Computer als Tor zur Arktis: Erkunde jetzt bequem von zu Hause aus eine der entlegensten, geheimnisvollsten Regionen der Erde mit einem neuen umfangreichen offenen Online-Kurs (MOOC): mit kurzen Vorträgen von Forschern über ihre Arbeit, atemberaubenden Aufnahmen von der Polarstern und der Akademik Fedorov, 360-Grad-Videos und vielem mehr. Mehr als drei Dutzend MOSAiC-Wissenschaftler und Arktis-Experten fassen den Kern ihrer Forschung zusammen und erklären, welche Arten von Daten sie während der MOSAiC-Expedition sammeln. Zudem haben unsere Leute an Bord einige der Aufnahmen selbst aufgenommen. Der Kurs wird über die Online-Kursplattform Coursera angeboten und ist zudem auf YouTube zu sehen. Er wurde von CIRES (Cooperative Institute for Research in Environmental Sciences) produziert, einem Forschungsinstitut für Umweltwissenschaften an der University of Colorado Boulder in den USA.

23. März 2020
Michael Gutsche

Ganz ohne Frage ist MOSAiC eine einmalige Gelegenheit für jeden Expeditionsteilnehmer, nicht nur eine der einsamsten und lebensfeindlichsten Regionen unserer Erde kennenzulernen, sondern gleichzeitig einzutauchen in die verletzliche Schönheit der zentralen Arktis. Umso stärker wird jedem einzelnen täglich bewusst, wie weit er für eine lange Zeit von der Heimat entfernt ist. Besonders intensiv erleben das die Expeditionsteilnehmer, welche bereits seit dem Beginn des zweiten Fahrtabschnitts für nunmehr vier Monate an Bord sind. Gerade ihnen hilft es in besonderer Weise, wenn sie ein wenig heimatliche Normalität in ihren Tagesablauf integrieren können. Patric Simoes Pereiras Leidenschaft zu Hause ist das Klettern und so zögerte er nicht, sein „Hang-Board“ mitzubringen, um die so wichtige Kraft in den Fingern und Unterarmen nicht zu verlieren. Denn nach seiner Rückkehr in die Heimat warten bereits neue spannende Kletterabenteuer mit seinen Freunden und seiner Freundin auf ihn.

22. März 2020
Michael Gutsche

Die sehr dynamischen Prozesse der vergangenen Wochen spiegeln sich auch in der Schneeoberfläche wieder: Seit Ende Februar beobachten wir vermehrt die Bildung von sehr charakteristischen Schneedünen sowie Erhebungen und Rillen im Schnee, welche sich durch die starken Winde gebildet haben. Der Schnee ist dadurch in den oberen Schichten sehr kompakt und stabil. Das erlaubt einfaches Laufen ohne Einsinken – es sei denn, es ist neuer Schnee gefallen. Bei der Analyse der Schneeeigenschaften beobachten wir in tieferen Schichten eine wunderschöne Tiefenreifbildung: ein spezieller Typus Schnee mit besonderer Kristallform.

21. März 2020
Clara Hoppe

Ein wichtiges Instrument für das EFICA-Projekt, das den Fischbestand in der zentralen Arktis studiert, ist die FishCam: ein Kamerasystem, das Bilder von Fischen und anderen Tieren in 250 bis 350 Meter Wassertiefe aufnimmt. Die FishCam wurde während des ersten Abschnitts von MOSAiC in der Nähe von Met City installiert und hat seitdem zuverlässig Bilder zur Polarstern geschickt – bis auch sie aufgrund der zunehmenden Risse im Eis sowohl vom Strom- als auch Datennetz getrennt werden musste. Da die Kamera mit einem Abstand von weniger als zwei Metern bis zur nächsten breiten Wasserinne nicht mehr sicher war, haben wir entschieden, die Kamera zu bergen. Nach zwei Tagen harter Arbeit und der großartigen Unterstützung von Thomas Sterbenz und Hannes Laubach kann das ECO-Team damit glücklich verkünden, dass die Kamera sicher zurück an Bord ist. Wie sich herausgestellt hat, war das gerade der richtige Zeitpunkt, da sich über Nacht an selber Stelle ein neuer Riss im Eis gebildet hat.

20. März 2020
Manuel Ernst

Anfang März haben wir eine vollfunktionale MOSAiC-Scholle übernommen – und waren hochmotiviert diese weiter zu pflegen und die Messungen gleichermaßen fortzuführen wie die WissenschaftlerInnen der vorhergehenden Abschnitte. Unsere Motivation ist nach wie vor ungebrochen. Nur die Bedingungen haben sich verändert. Seit Mitte vergangener Woche ist das Eis kontinuierlich in Bewegung und es hat sich nicht nur rund um, sondern auch inmitten des Eiscamps ein ausgedehntes Rinnen- und Spaltensystem gebildet. Diese Gebilde haben sich nachfolgend wieder zugeschoben und sogenannte Eisrücken gebildet. Da diese Veränderungen anhalten, ist unser Bewegungsradius auf der Scholle stark eingeschränkt. Während einige Forschungsstationen auf dem Eis nach wie vor nicht zugänglich sind, bieten die entstandenen Rinnen im Eis neue Möglichkeiten für spannende Forschung.

19. März 2020
Michael Gutsche

Es eilt der Polarstern der Ruf voraus, sich um das leibliche Wohl von Besatzung und Wissenschaftlern in ganz besonderer Weise zu kümmern. Tatsächlich lässt die Verpflegung hier an Bord keine Wünsche offen. Drei Mahlzeiten am Tag sowie Kaffee und Kuchen am Nachmittag – da ist schon so mancher Doktorand mit ein paar Kilogramm mehr nach Hause zurückgekehrt. Gutes Essen spielt aber im harten Expeditionsalltag eine nicht zu unterschätzende Rolle. Hält es doch alle Beteiligten bei guter Laune. Außerdem widersteht man Kälte und Sturm gut gesättigt einfach besser. Sven Schnieder ist in dem perfekt ausgestatteten Küchentrakt der Chef und für alles um die Verpflegung herum hauptverantwortlich, ob das den Einkauf betrifft oder die Zuteilung und Speiseplangestaltung. Besonderen Wert legt er dabei auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Selbstverständlich gibt es immer eine vegetarische Alternative und zweimal wöchentlich Fischgerichte, um die Vitamin D-Zufuhr zu gewähren. Seit Svens Überwinterung als Koch auf der Neumeyer-Station III in der Antarktis vor einigen Jahren schlägt sein Herz für Polarexpeditionen – ein Glücksfall für die Polarstern. In besonderer Weise wird er beim dritten Fahrtabschnitt von Maren Zahn unterstützt, die uns als Bäckerin täglich mit wunderbarem Brot, leckeren Kuchen aber auch frischen Brötchen und sonntags Croissants verwöhnt. Weiterhin im Team, Ralf Viehaber als Kochsmaat, der sich vor allem um Beilagen und vegetarische Speisen kümmert und die beiden Stewards René Arendt und Dan Chen.

18. März 2020
Ludovic Bariteau

Kürzlich mussten wir ansehen, wie einige Teile unserer Scholle weggedriftet sind. Deswegen hieß es nun: Wir brauchen neue Strategien für die Schneeprobennahme! Wenn sich im Eis Rinnen bilden, geht das mit einzigartigen Bedingungen einher. Durch die Bildung von neuem Eis an der Oberfläche beginnt auch die Schnee-Akkumulation von Neuem. Und noch etwas macht die Bildung von Eisrinnen für mehrere MOSAiC-Teams spannend: Der Austausch von Treibhausgasen zwischen Ozean und Atmosphäre verändert sich stark. Im Teamwork haben wir diesen Austausch von Treibhausgasen in einer nahegelegenen Rinne untersucht. Das Team ATMO hat den Transfer von Kohlendioxid und Methan bestimmt. Gleichzeitig hat das Team ICE Proben genommen, um die Eis- und Schnee-Strukturen zu untersuchen. Und die Teams ECO und BGC widmeten ihre Messungen ganz der Konzentration von gelöstem Kohlendioxid und Methan. Schon vor Ort zeigte sich dabei, welche starke Isolationseigenschaft der Schnee hat. Eine nur ein Zentimeter dicke Schneeschicht führte dazu, dass sich die Temperatur zwischen Ober- und Unterkante um 7 Grad Celsius unterschied! Diese Messungen sind ein guter Start, um besser zu verstehen, wie Meereis und Schnee insbesondere zum Austausch von Spurengasen wie Methan beitragen.

17. März 2020
Michael Gutsche

Pistenwalzen kennen die meisten von uns eher aus dem Skiurlaub, wo sie für schön präparierte und angenehm befahrbare Pisten sorgen. Hier oben in der Nähe des Nordpols würde man sie nicht unbedingt vermuten und schon gar nicht mit einem Schiff wie der Polarstern im Hintergrund. Doch bereits seit Jahren und in einer Reihe von polaren Unternehmungen bewähren sich Pistenwalzen auch im harten Expeditionsalltag. So leisten sie für MOSAiC einen unverzichtbaren Beitrag zum Gelingen der Expedition. Ohne Pistenwalzen wäre es bisher zum Beispiel nicht möglich gewesen, in einer angemessenen Geschwindigkeit und Qualität die Start- und Landebahn zu bauen oder den logistischen Austausch von 43 Tonnen Expeditionsfracht zwischen dem zweiten und dritten Expeditionsabschnitt sicherzustellen. Aktuell sind Thomas Sterbenz (Foto) und sein Kollege Hannes Laubach als Technische Ingenieure und Fahrer hauptverantwortlich für den Einsatz und die Wartung der 15 Tonnen schweren Gefährte. Doch damit nicht genug: Sie betreuen hier oben einen ganzen Fuhrpark aus insgesamt zwei Pistenwalzen und acht Motorschlitten und nehmen zudem alle mechanischen und elektronischen Reparaturen eigenständig vor. Ein vielfältiger Job, der jeden Tag mit besonderen Herausforderungen unter extremen Bedingungen verbunden ist. Für die beiden nichts Neues: Sie haben bereits in der Antarktis auf der Neumayer-Station III als Stations-Ingenieure überwintert.

16. März 2020
Steffen Graupner

Eisbrecher-Rendezvous im arktischen Eis: Die Kapitan Dranitsyn hat am 4. März die MOSAiC-Eisscholle mit dem Team von Fahrtabschnitt 2 verlassen und ist am Samstag, 14. März, bei 84°48’ Nord, 42°35’ Ost auf die Admiral Makarov getroffen. Dieser weitere Eisbrecher aus Russland war aufgebrochen, um die Kapitan Dranitsyn nach ihrer langen Reise durch das arktische Eis mit Treibstoff zu versorgen. Bereits kurz nach dem Treffen begannen die beiden Schiffe mit dem Andock-Manöver. Das Auftanken dauert rund zwei bis drei Tage. Danach kann die Kapitan Dranitsyn ihre Fahrt in Richtung Norwegen fortsetzen. Wir erwarten das Schiff entsprechend der Meereis- und Wetterbedingungen in der zweiten Märzhälfte zurück in Tromsø. Die Familien und Kollegen an Land freuen sich bereits darauf, das Team von Fahrtabschnitt 2 zuhause willkommen zu heißen!

15. März 2020
Serdar Sakinan

Ein Teil von MOSAiC ist die Erforschung der Rolle von Eisalgen in der Nahrungskette des Arktischen Ozeans. Denn: Die Algen, die an der Eisunterseite wachsen sind Nahrung für kleine marine Krustentiere in der Region. So ernähren sich zum Beispiel Amphipoden unter dem Meereis von Eisalgen und sind selber Nahrung für den Polardorsch. Hier an Bord versuchen wir diese Amphipoden zu fangen. Mithilfe von Plankton-Netzen gelingt uns das für kleine Tiere dieser Spezies sehr gut. Die größeren zu fangen ist jedoch eine Herausforderung. Dennoch wurden die Tiere regelmäßig in den Eislöchern in Ocean City und ROV City von den dort arbeitenden Wissenschaftler*innen beobachtet. Wir haben sie daher gebeten diese Tiere für uns zu fangen – was einen kleinen Wettbewerb ins Leben gerufen hat. So haben wir in der vergangenen Woche schon einige große Amphipoden bekommen, die wir für ein Projekt von „Wageningen Marine Research“ in den Niederlanden konservieren. Der letzte Gewinner unseres Amphipoden-Fang-Wettbewerbes war Ocean City mit 3:1 gegen ROV City.

14. März 2020
Michael Gutsche

Die nördlichste Wetterwarte der Welt steht momentan auf der Polarstern. Die vorhandene Infrastruktur bietet den Wetterexperten vom Deutschen Wetterdienst vor Ort ständigen Zugriff auf unterschiedliche meteorologische Produkte wie u.a. eigene Wetterballons, Satelliten- und Modelldaten. Für den 3. Expeditionsabschnitt von MOSAiC (Fahrtabschnitt 3) hat Robert die meteorologische Leitung der Warte übernommen. Als Diplom-Meteorologe arbeitet Robert seit über 10 Jahren im operationellen Vorhersagebereich. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte bildet die See- und Flugwettervorhersage in polaren Gebieten. Weiter im Team, sein Kollege Christian, der als Wetterdienst-Techniker mit über 30-jähriger Berufserfahrung in der Flugwetterberatung und technischen Betreuung der Forschungsschiffe Meteor und Polarstern tätig ist. Die Flugwetterberatung ist für MOSAiC ein zentrales Anliegen, v.a. für Vorhersagen für die bordeigenen Helikopter, in denen u.a. Wolkenuntergrenze, Sichtweite, Vereisungsgefahren und mögliche White-out Situationen thematisiert werden. Beobachtung und Vorhersage der meteorologischen Bedingungen im Schiffsumfeld für Landungen und Starts sind von entscheidender Bedeutung. Besonders wichtig ist die Einschätzung von Horizont und Kontrast. Wie gut kann der Pilot in der Maschine während des Fluges noch die Horizontlinie bestimmen und/oder die Topografie der Schneeoberfläche einschätzen? Robert: „Als eine zusätzliche wichtige und permanente Aufgabe von Christian und mir gilt das morgendliche Wetter-Briefing für Kapitän, Fahrtleiter und Piloten!“

13. März 2020
Manuel Ernst

Am Mittwoch wurden wir einmal mehr daran erinnert, dass wir uns auf sehr dynamischem Meereis befinden. Während wir am Vormittag kleine Risse rund um die Polarstern beobachtet haben, wurden diese im Laufe des Tages immer größer. Diese Rinnen wurden bis in den frühen Abend zu breiten Rissen mit bis zu 10 Metern Breite. Auch wenn wir Glück hatten, dass keiner der Risse direkt durch eine der Forschungsstädte ging, so wurden trotzdem Bereiche der Scholle unzugänglich. Um größeren Schaden zu vermeiden, wurde die Strom- und Datenverbindung für Met City (und damit auch für Remote Sensing) kontrolliert unterbrochen. Mithilfe des Helikopters war es einigen von uns möglich, auf die andere Seite des Risses zu gelangen, um wissenschaftliche Geräte von dessen Rand abzubergen. Ein Teil der Aufbauten konnte außerdem mit Generatoren wieder hochgefahren werden. Über Nacht blieben die Risse im Wesentlichen offen und füllten sich mit Neueis und Schnee. Am heutigen Donnerstag gelang uns ein Nachtanken der Generatoren sowie eine weitere Sicherung von Geräten an Met City. Nun heißt es Daumen drücken für eine Wetterbesserung. Denn das stationäre Tiefdruckgebiet über uns bringt weiterhin hohe Windgeschwindigkeiten bis zu 20 m/s mit sich – damit ist die Bewegung in unserer Scholle und um sie herum noch nicht vorbei. Wir üben uns also weiterhin in Geduld bis wir unsere Geräte wieder an Ort und Stelle zurückbringen und die Messungen regulär fortführen können.

12. März 2020
Michael Gutsche

Die Sonne ist zurück! Auch wenn sie sich heute noch hinter dicken Wolken versteckt, die uns die vergangenen Tage begleitet haben, ist die Freude groß. Seit dem 5. Oktober ist um Polarstern herum die Sonne nicht mehr über den Horizont gestiegen, nur einen Tag nachdem die Maschinen unserer alten Dame ausgestellt wurden und die Drift mit dem Eis begonnen hat. Seitdem hat auch Kapitän Stefan Schwarze die Sonne nicht mehr gesehen. Er ist seit Beginn der MOSAiC-Expedition an Bord. „In der Dunkelheit beschränkte sich unsere Welt auf die Entfernung, die unsere starken Schiffs-Scheinwerfer um uns herum erleuchten konnten.“ Eine scheinbar kleine Welt. Stefan Schwarze blickt trotzdem mit Respekt auf die vergangenen Monate zurück: „In der Zeit wurde sehr deutlich, dass wir nur ein ganz ganz kleiner Punkt in den Weiten der Arktis sind.“ Anfang März hat die Dämmerung begonnen und die MOSAiC-Heimatscholle in ein vollkommen neues Licht gerückt. Die schwarze Polarnacht wurde durch tiefrote Farben am Horizont abgelöst. Die Welt um das eingefrorene Schiff wird weiter. „Das Schönste an der zurückkehrenden Sonne ist zu sehen, wie unser Mikrokosmos, in dem wir uns seit Monaten bewegen, immer größer wird.“ Diese Freude teilen alle WissenschaftlerInnen und Besatzungsmitglieder an Bord mit dem Kapitän – und wir drücken gemeinsam die Daumen für besseres Wetter, um mit der Sonne im Gesicht unsere Arbeiten rund um die Scholle fortzusetzen.

11. März 2020
Eric Brossier

Der Austausch zwischen der Atmosphäre und dem Ozean spielt eine wichtige Rolle für den Kohlendioxid- und Methanhaushalt. Während dickes ein- oder mehrjähriges Meereis wie ein unüberwindbares Hindernis für diese zwei Verbindungen betrachtet werden kann, wird der Transfer zwischen der Atmosphäre und dem Ozean durch offene Rinnen stark beeinflusst. Zusätzlich kann der Austausch von Kohlendioxid und Methan durch die vielfältigen Prozesse während der Eisbildung weiter modifiziert werden. Deshalb haben wir Messungen mit einer Flusskammer auf der Rinne, die einige Tage zuvor erkundet wurde, unternommen, da sie inzwischen wieder mit Neueis bedeckt ist. Mit unseren Flusskammern lässt sich der Austausch von Kohlendioxid und Methan für eine Fläche von ca. 1 qm präzise bestimmen. Wir haben solche Kammermessungen auf einem einfach zugänglichen Bereich durchgeführt, der inzwischen wieder mit 12 cm dickem Meereis und einer Schneeschicht von 3 cm bedeckt ist.

10. März 2020
Michael Gutsche

Man darf während der Drift über das Eis auch einmal krank werden: Es gibt eine hochmoderne und bestens vorbereitete medizinische Abteilung auf der Polarstern. Für den 3. Expeditionsabschnitt von MOSAiC (Leg 3) hat Petra Gössmann-Lange die medizinische Leitung übernommen. Als Fachärztin für Chirurgie und langjährige Notärztin ist Petra für ihre vielfältigen Aufgaben an Bord bestens qualifiziert. Unterstützt wird sie dabei von Tina Wöckener, einem echten Urgestein der polaren Seefahrt. Tina Wöckener ist ausgebildete Krankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin und fährt in dieser Funktion bereits 30 Jahre zur See. Petras Kommentar: „Tina ist ein unerschöpflicher Quell an Erfahrung“. Neben einem Behandlungsraum mit gut sortierter Bordapotheke und einem kleinen Laborbereich gibt es natürlich auch einen bestens ausgestatteten OP-Bereich. Dieser beinhaltet eine Röntgen-Anlage und einen Sterilisator für das OP-Besteck. Eine Mini-Intensiv-Station (Zimmer) rundet mit allen notwendigen Überwachungsinstrumenten die medizinische Vollversorgung ab. Tina: „Es gibt immer was zu tun. Meistens sind es die kleinen aber lästigen Blessuren, die wir behandeln, z. B. Ekzeme, Schnittwunden, leichte Erfrierungen oder Verstauchungen“.

9. März 2020
Julia Schmale

Es hat sich eine große Rinne mit ca. 5 km Länge und 500 m Breite etwa eine Seemeile nordöstlich von der Polarstern geöffnet. Rinnen sind sehr wichtig für die Energiebilanz und die Biogeochemie in der Arktis, vor allem im Winter. Deshalb haben sich sechs Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem Team ATMOS und BGC auf den Weg gemacht, um die Gegend rund um die Rinne für zukünftige Messungen zu erkunden und um gleich Proben zu nehmen. Als wir zur Rinne kamen, wurden wir von hohen und zerwürfelten Presseisrücken gestoppt. Zum Glück hatte sich aber noch eine kleine für uns zugängliche Rinne gebildet, wo wir Schnee- und Eisproben nehmen konnten. Unerwarteter Weise haben wir auch Eiszapfen entdeckt, die sich unter großen Eisblöcken gebildet hatten, die über das Meereis geschoben wurden, als sich die Rinne bildete. Diese Möglichkeit konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, um mehr über den chemischen Stoffkreislauf im arktischen Winter zu erfahren. Ein paar Stunden später, zurück auf dem Schiff, haben wir auf dem Radar Bilder gesehen, wie sich die ehemals sehr große Rinne schon wieder geschlossen hatte.

8. März 2020
Michael Gallagher

Nicht nur die wissenschaftlichen Instrumente auf unserer MOSAiC-Heimatscholle müssen regelmäßig gewartet und repariert werden, sondern auch die auf den umliegenden Schollen, die als Teil des MOSAiC-Netzwerkes im Herbst installiert wurden. Eine dieser Stationen ist L2, eine Scholle, die momentan nur zehn Kilometer von uns entfernt liegt und damit sogar mit Schneemobilen erreicht werden kann. Da unsere Übergabe im Team ATMOS von Abschnitt 2 auf 3 so reibungslos verlief, konnten wir die restliche Zeit nutzen, um gemeinsam den Generator der atmosphärischen Fluss-Station auf dem Außenposten zu reparieren. Der Tag war perfekt dafür: Klarer Himmel, uneingeschränkte Sicht, windstill und ein orangener Schimmer am südlichen Himmelszelt, der die bald wiederkehrende Sonne ankündigt. Es war der kälteste Tag von MOSAiC mit etwa -42 Grad Celsius. Die zehn Kilometer lange Fahrt hat zwei Stunden gedauert. Da der Weg nicht immer eindeutig war, hat uns die Brücke von Polarstern unterstützt, den Weg durch die Eiswüste zu finden. Vor Ort haben wir innerhalb von zwei Stunden unsere Geräte gewartet und die Fluss-Station neu hochgefahren. Mission geglückt!

7. März 2020
Michael Gutsche

Nach dem Umzug der Wissenschaftler von der Kapitan Dranitsyn zur Polarstern stand am ersten Tag die Sicherheit der Teilnehmer des dritten Fahrtabschnitts an vorderster Stelle. Monica und die Spezialisten ihres Logistik-Teams gaben für alle Absolventen des Eisbären–Schutztrainings einen Auffrischungskurs. Zentrale Inhalte waren nochmals der sichere und korrekte Umgang mit Gewehr und Signalpistole in Theorie und Praxis. Bei Windchill-Temperaturen um -50° Celsius konnten alle Beteiligten gleich unter besonders „arktischen“ Bedingungen den Ernstfall trainieren. Monicas Fazit: „Ein perfekt verlaufendes Training mit einem tollen Team auf beiden Seiten“.

6. März 2020
Esther Horvath

Heute folgt Teil II des zweiten Fahrtabschnitts in Zahlen: Die Expeditionsteilnehmer haben 8100 Eier, 1360 kg Kartoffeln und 86 Gläser Nutella verspeist. Natürlich beschränkten sich die Mahlzeiten aber nicht allein darauf. Die längste Exkursion war eine Skitour zur Wartung einer autonomen Messstation, die etwa 10 Kilometer von der Polarstern entfernt ist. Diese Exkursion wurde in kompletter Dunkelheit durchgeführt. Nur 1 Eisbär wurde auf diesem Abschnitt gesichtet – und zwar nachts, mit einer automatischen Kamera, die zufällig ein Bild von ihm gemacht hat, als er die Geräte an der Fernerkundungsstation beschnüffelte. Wegen Nebel und eines starken Schneesturms mussten die Arbeiten auf dem Eis an 3 Tagen unterbrochen werden. 34,3 Terabyte Daten haben die Wissenschaftler gesammelt.

5. März 2020
Esther Horvath

Nach dem Austausch von Team und Schiffscrew ziehen wir wieder eine Zwischenbilanz. Hier der zweite Fahrtabschnitt in Zahlen: Vom 13. Dezember 2019 bis zum 27. Februar 2020 ist die Polarstern insgesamt 672 Kilometer mit der Transpolardrift vorangekommen, hat dabei allerdings aufgrund der Schleifen und Kringel der Drift nur eine Luftlinie von 406 Kilometern zurückgelegt. Der Geschwindigkeitsrekord während dieser Zeit war am 1. Februar 2020 mit 1,7 Stundenkilometern. Die Expedition ist auf eine Distanz von 156 Kilometer an den Nordpol herangekommen. Mit Hilfe einer Pistenraupe haben Techniker eine 900 Meter lange Landebahn angelegt. Die Lufttemperatur fiel am 1. Februar von für diese Jahreszeit ungewöhnlich warmen minus 11,4 Grad auf minus 38,2 Grad Celsius. Das ist der stärkste beobachtete Kaltlufteinbruch während des Fahrtabschnitts.

4. März 2020
Peggy Hischke

Frisches Obst und Gemüse sind mit unserem Versorgungsschiff auf der Polarstern angekommen. Unser Koch Sven Schnieder hat die ersten Proviant-Container ausgeladen. Anschließend ließ er es sich nicht nehmen, die Expeditionsteilnehmenden beim Abendessen zu besuchen, um die Reaktion von Menschen zu sehen, die von frischem Obst überrascht werden, das es hier seit etwa einem Monat nicht mehr gab. Äpfel und Mandarinen waren das Erste, was ausgepackt wurde – und genossen!

3. März 2020
Ernst Stürmer

In der vergangenen Woche kam es gleich zu zwei Rekorden in der Geschichte der Polarforschung: Am 24. Februar erreichte die Polarstern auf ihrer Drift eine Position von 88°36´Nord, nur noch 156 Kilometer entfernt vom Nordpol. Nie zuvor war ein Schiff im Winter so weit im Norden. Nur zwei Tage später erreichte der russische Eisbrecher Kapitan Dranitsyn kurz vor seinem Zusammentreffen mit Polarstern auf 88°28´Nord die nördlichste Position auf seiner Mission. Noch nie hat es ein Schiff so früh im Jahr aus eigenem Antrieb so weit in den Norden geschafft.

2. März 2020
Michael Gutsche

Nach dem erfolgreichen Anlegemanöver am Freitag ist der Austausch auf der Scholle in vollem Gange. Dieser findet zu Fuß, mit Schneemobilen und mit großen Pistenraupen statt, die schwere Schlitten ziehen. Auf Polarstern und im Eiscamp werden die neuen Expeditionsteilnehmer von ihren Vorgängern in die verschiedenen Arbeiten eingewiesen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich noch nicht sagen, wie lange der Austausch von Crew und Fracht dauern wird, weil auch die Kräne der Schiffe in der Kälte nur langsam arbeiten. Aufgrund der extremen Temperaturen ist auch das Umladen von Proviant eine Herausforderung. So müssen zum Beispiel frische Lebensmittel in beheizten Containern transportiert werden. Derweil macht sich in Russland ein weiterer Eisbrecher auf den Weg. Da die Kapitan Dranitsyn aufgrund des festen Meereises mehr Treibstoff verbraucht hat als erwartet, wird der Eisbrecher Admiral Makarov voraussichtlich morgen von Murmansk aus der Kapitan Dranitsyn entgegenfahren, um sie im arktischen Meereis zu betanken.

1. März 2020
Folke Mehrtens

Es gibt Licht! Zusammen mit dem neuen Team ist auch die Dämmerung so richtig eingetroffen. Seit zwei Wochen herrscht sogenannte "nautische Dämmerung" und seit dem heutigen Sonntag erleben wir die "bürgerliche Dämmerung", während der die Sonne nur noch sechs Grad unter dem Horizont steht. Die Definition von Letzterer lautet, dass man draußen lesen kann, außerdem können wir die Oberfläche von Schnee und Eis deutlich erkennen. Das macht einen wirklichen Unterschied: Wir können den Horizont sehen, der erstaunlich hoch ist. Vorher war unsere Sicht ja beschränkt auf das, was die Eisscheinwerfer der Polarstern und von uns draußen installierte Lampen wenige hundert Meter ums Schiff herum erleuchtet haben. Jetzt ist die Welt wirklich groß geworden – und es wirkt so, als sei unsere MOSAiC-Scholle dadurch zu einem kleinen Eckchen in einer Welt aus Eis geschrumpft.

29. Februar 2020
Steffen Graupner

Bei uns hat jede Kammer (so nennen wir die Kabinen an Bord) ein eigenes Bad. Dementsprechend müssen wir nicht, wie Fridtjof Nansen es von seiner Fram-Expedition im Tagebucheintrag vom 28. Februar beschreibt, aufwändige Vorbereitungen treffen, um uns zu waschen oder zu duschen. Eine Badewanne haben die Kammern jedoch nicht, aber es existiert eine auf der Polarstern: Der Arzt kann sie für medizinische Zwecke füllen.

28. Februar 2020
Michael Gutsche

Sie sind da! Seit zwei Tagen haben wir Sichtkontakt, und nun ist es soweit: Der Versorgungseisbrecher Kapitan Dranitsyn ist heute nach einer Verzögerung durch schwierige Meereis-Situation in der unmittelbaren Nähe der Polarstern angekommen. Der Austausch der beiden Teams von Fahrtabschnitt 2 und 3 steht damit unmittelbar bevor. Es gilt nun, insgesamt 83 Wissenschaftler*innen und Besatzungsmitglieder zwischen den Schiffen auszuwechseln. Einige Helikopterflüge haben bereits erste Personen befördert, darunter Torsten Kanzow, der Fahrtleiter von Abschnitt 3. Außerdem befinden sich derzeit noch 43 Tonnen Fracht auf der Kapitan Dranitsyn, die ebenfalls auf die Polarstern überwechseln sollen. Das komplexe logistische Manöver wird bei einer Außentemperatur stattfinden, die derzeit im Wind gefühlt minus 58 Grad Celsius beträgt.

27. Februar 2020

Gestern morgen hatten wir Flugwetterbedingungen, die wir dazu genutzt haben, zur Kapitan Dranitsyn zu fliegen, die nur noch weniger als 50 Seemeilen entfernt war. Unser Helikopter hat den Fahrtleiter von Abschnitt 3 sowie den Nautiker Igor Hering abgeholt, die jetzt unseren Co-Fahrtleiter von Abschnitt 2 Benjamin Rabe und den Nautiker Lutz Peine ersetzen. Leider verschlechterte sich die Sicht nach diesem Flug und wir mussten die Pläne aufgeben, weitere Wissenschaftler herzubringen, die möglichst schnell ihre Messungen vorbereiten wollen. Aber zwischenzeitlich ist die Kapitan Dranitsyn gut vorangekommen und war heute Morgen nur noch zwölf Seemeilen von der Polarstern entfernt. Wir hoffen, dass sie bis morgen ihre vorgesehene Anlegestelle etwa einen Kilometer östlich von der Polarstern erreicht und wir mit der Versorgung und der Übergabe beginnen können.

26. Februar 2020
Christian Katlein

Letzten Samstag gab es eine Premiere nach neun Jahren Untereis-Tauchgängen mit Unterwasserrobotern (ROV) des Alfred-Wegener-Instituts: Zum ersten Mal überhaupt haben wir eine Robbe auf einem ROV-Video gesehen! Damit haben wir den Beweis, dass sich mindestens eine Robbe mitten im Winter rund um die MOSAiC-Scholle aufhält. Dieses Mal hatten wir das Glück, sie mit der Unterwasserkamera zu filmen, während wir eigentlich Sedimentfallen ausgebracht haben. Damit können wir auch eine vorherige Sichtung vom 4. Februar bestätigen, als eine Robbe im Einsetzloch für das ROV zum Atmen auftauchte, aber sofort wieder verschwand, als ihre Beobachter zur Kamera greifen wollten. Wir haben hier keine Robbenexperten, aber für uns sieht das Tier nach einer Ringelrobbe aus. Sie hat offensichtlich zwischen den Eisblöcken eines Presseisrückens Polardorsch gejagt.

25. Februar 2020
Michael Gutsche

Unser Team auf der Kapitan Dranitsyn, die weiterhin auf dem Weg zur Polarstern ist, erzählt, wie die Zeit an Bord genutzt wird: "Für uns Wissenschaftler und Besatzung von Polarstern, die Ende Januar für den dritten Abschnitt von MOSAiC aufgebrochen sind, ist die Kapitan Dranitsyn in den vergangenen 4 Wochen schon zum Zuhause geworden. Wir konnten diese Zeit für umfangreiche wissenschaftliche Diskussionen nutzen und vor allem auch als Team zusammenwachsen. In sogenannten Cross-Cutting Seminaren wurden dabei interdisziplinäre Fragestellungen rund um unsere anstehenden Arbeiten auf der MOSAiC-Scholle diskutiert. Auch sportlich haben wir bereits einen Team-Erfolg zu verkünden: Mit den gelaufenen Kilometern aller Sportbegeisterten auf dem Laufband haben wir bereits Polarstern erreicht. Wir hoffen, dass die Meereis- und Wetterbedingungen uns sehr bald erlauben, diese Entfernung auch in Realität gemeinsam zu meistern - denn wir sind hochmotiviert, das Team auf Polarstern abzulösen!"

24. Februar 2020

Aufgrund schwieriger Meereisverhältnisse verzögert sich aktuell die Anfahrt des russischen Versorgungseisbrechers Kapitan Dranitsyn zur Polarstern. Im Idealfall wird das Schiff die Polarstern in den nächsten Tagen erreichen, allerdings sind die Wetter- und Eisbedingungen weiterhin widrig. Dieses Szenario ist für die Expedition nicht überraschend: Dass es zu Verzögerungen in den Austauschphasen aufgrund von dickem Meereis kommen kann – wie jetzt zwischen Fahrtabschnitt 2 und 3 –, war von Beginn an Teil der Expeditionsplanung. Bereits während der Konzeptionsphase von MOSAiC war damit gerechnet worden, dass im Winter ein Versorgungsschiff die Polarstern nicht einfach erreichen könnte. Für diesen Fall war geplant, Personen und Fracht mit den bordeigenen Helikoptern auszutauschen. Dazu bedarf es allerdings Flugwetterbedingungen, die derzeit nicht gegeben sind. Parallel wird deswegen gerade der Einsatz von zwei Twin Otter Polarflugzeugen geprüft, um einen schnelleren Austausch zu gewährleisten. Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Twin Otter auf unpräpariertem Meereis an der Kapitan Dranitsyn landen, benötigt dazu allerdings vorher eine sichere Landebahn bei Polarstern und ebenfalls Flugwetter. Zudem wird auch geprüft, ob ein weiterer Eisbrecher der Kapitan Dranitsyn entgegenfahren kann, um sie notfalls zu betanken, wenn sie zusätzlichen Treibstoff für den Rückweg durch das dichte Eis braucht. Alle Beteiligten üben sich derweil in Geduld und warten die Entwicklung der nächsten Tage ab. Das Wichtigste aber ist: Die Versorgung der Menschen an Bord der beiden Schiffe ist nicht gefährdet. Die wissenschaftlichen Arbeiten an Bord der Polarstern laufen unbeeinflusst von der Situation weiter. Das Foto des Tages zeigt, dass die Stimmung an Bord der Dranitsyn trotz der Verzögerung sehr gut ist. Derzeit ist noch unklar, wann der Austausch vollends abgeschlossen werden kann und welche weiteren zeitlichen Verschiebungen dann für den Austausch der verschiedenen Teams und Crews entstehen. Die Optionen werden gut vorbereitet und auch mit den Teilnehmern von Abschnitt 4 der Expedition gemeinsam diskutiert. Die notwendige Geduld und Flexibilität, die nun alle für Aktivitäten in unbekanntem Terrain und Wetter brauchen, hat niemand besser zusammengefasst als Bertolt Brecht: „Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht, und mach dann noch 'nen zweiten Plan, geh'n tun sie beide nicht…“

23. Februar 2020
Folke Mehrtens

Neben dem täglichen Austausch auf den Fluren, in den Laboren, Speisesälen oder im Roten Salon gibt es einen offiziellen Termin für wissenschaftliche Vorträge: Samstags präsentieren die Teams die Ziele oder auch erste Ergebnisse ihrer MOSAiC-Teilnahme. Weil wir alle ganz unterschiedliche Hintergründe haben, versuchen wir, diese für jeden verständlich zu halten. Ivan vom Team Ocean beispielsweise hat uns zunächst eine Einführung in die Meeresströmungen im Arktischen Ozean gegeben, bevor er die Details zu den Temperatur- und Salzgehalts-, Strömungs- und Turbulenzmessungen seines Teams vorgestellt hat. Häufig entstehen gleich in der anschließenden Diskussion neue Ideen, wie sich Datensätze anderer Disziplinen mit dem Vorgestellten für eine gemeinsame Analyse kombinieren lassen.

22. Februar 2020
Folke Mehrtens

Schneemassen und -verwehungen, wie wir sie in den vergangenen Tagen erlebt haben, erfordern im Nachgang einige Aufräumarbeiten: Wir müssen unsere Installationen und die draußen gelagerte Ausrüstung vor dem Versinken bewahren. So müssen beispielsweise als erste morgendliche Aktion alle Schneemobile vom Schnee befreit werden, damit Motor und Ketten frei laufen, bevor irgendjemand eines nutzen kann. Weniger zeitlich drängend - aber nicht weniger wichtig - ist es, den Schnee von Strom- und Datenkabeln zu entfernen. Diese liegen auf Dreibeinen, die ihrerseits hochgesetzt werden müssen, wenn es großen Schneezuwachs auf unserer Scholle gibt. Johannes und Heidi vom Team Data übernehmen diese Aufräumarbeiten und werden dabei von Mitgliedern anderer Teams unterstützt, deren Stationen im sogenannten Central Observatory durch die Kabel versorgt werden.

21. Februar 2020
Giulia Castellani

Nansen beschreibt in seinem heutigen Tagebucheintrag die Netzfänge der Fram-Expedition: In einem Netz „… waren mannigfache andere kleine Crustaceen und sonstige kleine Tiere, die so stark phosphoreszierten, dass der Inhalt des Netzes […] wie glühende Kohlen aussah.“ Team Eco hat heute ebenfalls Netz-Tag und wir finden dasselbe Phänomen: Ruderfußkrebse (Copepoden) der Gattung Metridia - Zooplankter, die bläulich funkeln, wenn die Fänge aus dem Planktonnetz im Labor gesiebt werden.

20. Februar 2020
Julienne Stroeve

Derzeit herrscht hier erneut starker Wind mit Geschwindigkeiten von 11 bis 17 Metern pro Sekunde (6-7 Beaufort). Dieser ist auf dieselben Tiefdrucksysteme zurückzuführen, die derzeit über Deutschland und Nordeuropa hinwegziehen. Der Wind aus südlichen Richtungen hat die Temperaturen auf relativ milde -11 bis -15 °C steigen lassen und auch eine Menge Schnee mitgebracht. Dadurch waren die Sichtbedingungen gestern so schlecht, dass wir die Arbeiten auf dem Eis einstellen mussten. Zusätzlich hat sich die Drift beschleunigt und so zu erhöhtem Eisdruck mit ein paar neuen Rissen geführt. Die Schneeverwehungen sorgen dafür, dass die Risse schnell zuschneien und so ein Risiko darstellen, wenn man sich auf dem Eis bewegt. Dementsprechend müssen wir besonders vorsichtig sein, während wir draußen forschen – und die Wettervorhersage sagt, dass es zumindest in den kommenden Tagen so bleiben soll.

19. Februar 2020
Steffen Graupner

Die raue arktische Natur ist eine Herausforderung, wenn es darum geht, unsere Geräte am Laufen zu halten. Team Remote Sensing hat darunter arg zu leiden: Drei ihrer Instrumente sind vorübergehend tot, vermutlich wegen der eisigen Temperaturen. Wir mussten die Hoffnung aufgeben, die aktiven Radargeräte namens KuKa und X-Scat sowie das passive Mikrowellen-Messgerät ELBARA mit Bordmitteln reparieren zu können. Wir müssen auf Ersatzteile warten, die mit Abschnitt 3 oder 4 eintreffen sollen. Um den Verlust zu verarbeiten, haben Marcus, Rasmus, Julienne, Vishnu Holzkreuze gebaut und an der Remote Sensing Station eine Trauerzeremonie abgehalten. Glücklicherweise funktionieren C-Scat, L-Scat, UW Brad, SSMI, GNSS und die optische und Temperaur-Infrarotkamera. All diese Instrumente sind vergleichbar mit solchen, die auf Satelliten angebracht sind und Schnee- und Meereisdicke sowie die Eiskonzentration messen. Sie erlauben es, diese Satellitendaten der Schlüsselfaktoren des Meereises besser interpretieren zu können.

18. Februar 2020

Die Vorbereitungen auf die Übergabe an unsere Kollegen von Abschnitt 3 beinhaltet auch ein Update der Karte unserer Scholle. Schließlich wollen wir ihnen die aktuellsten Informationen darüber mit auf den Weg geben, wo alle Messstationen und Instrumente aufgebaut sind. Wir haben beispielsweise die Landebahn östlich der Polarstern mit eingezeichnet und neue Installationen wie unser Presseisrücken-Observatorium Fort Ridge. Im Norden der Karte neben der ROV City genannten Einsatzstelle unseres Unterwasserroboters haben wir eine spezielle Zone für optische Messungen und ein sauberes Gebiet ausgewiesen. Hier soll später aufgezeichnet werden, wie viel Sonnenlicht durch Schnee und Eis ins Wasser gelangt. Auch wenn derzeit noch Dunkelheit herrscht, ist es notwendig, diese Orte schon jetzt zu definieren, damit die folgenden Teams möglichst unberührte, natürliche Bedingungen anstatt unserer Fußabdrücke erforschen können.

17. Februar 2020
Hannes Griesche

Wir sind offensichtlich von Eis und Schnee umgeben, da die Polarstern ja im Eis eingefroren ist. Aber wusstet ihr, dass Eiskristalle auch in der Luft allgegenwärtig sind? Diese haben je nach Temperatur unterschiedliche Formen: massive Platten oder Prismen, Säulen, sternförmige Platten, Nadeln oder Dendriten. Ihre Größe und Ausprägung hängen zusätzlich von der Luftfeuchtigkeit ab. Um diese winzigen Kristalle untersuchen zu können, müssen sie nach dem Sammeln in einem Kunststoff konserviert werden, um einen Abdruck zu produzieren, der dann unter dem Mikroskop fotografiert werden kann, denn sonst würden sie ja wegschmelzen. Zum Größenvergleich ist eine Nähnadel mit abgebildet. Wir interessieren uns für ihre Form, um beispielsweise unsere aktiven Fernerkundungsmessungen der Atmosphäre besser interpretieren zu können, denn die verschiedenen Eiskristalle beeinflussen die Streuung von Licht und Strahlung unterschiedlich.

16. Februar 2020
Matthias Jaggi

Die Vorbereitungen für die Übergabe an unsere Kollegen von MOSAiC Abschnitt 3 beinhalten das Aufräumen und Reinigen der Labore und Lagerräume. Wir haben schon darüber berichtet, dass wir das große Nasslabor aufgeräumt haben, um dort unsere Abschiedsparty zu feiern, aber es gibt definitiv mehr Räume, um die wir uns kümmern mussten: Hier nimmt sich das Eis-Team gerade den sogenannten Geräteraum vor, in dem die Pulkas lagern, mit denen wir Material übers Eis ziehen, aber auch Eisbohrer, Fischereigeräte und viele andere Dinge. Mit der richtigen Einstellung geht die Arbeit ohne allzu große Schmerzen von der Hand! Wir sind nicht im Ferienlager!

15. Februar 2020
Eric Brossier

Letzte Woche haben wir davon berichtet, dass das Eis bei der Bildung eines Presseisrückens ein Instrument an L3 begraben hat, einem Teil unseres verteilten Netzwerks von Stationen. Diese Woche konnten wir per Helikopter wieder dahin zurückkehren und das automatische Gerät zur Messung von Oberflächenflüssen bergen. Mithilfe von ein paar Spanngurten und purer Kraft konnten wir den Schlitten aus dem Presseisrücken ziehen und wieder aufstellen. Dann haben wir die Sensoren abgebaut und zurück an Bord gebracht, um sie zu warten. Wir hoffen das Messgerät bald wieder aufbauen zu können.

14. Februar 2020
Lukas Piotrowski

Es ist gute Tradition, dass es von jeder Expedition ein Gruppenfoto aller wissenschaftlichen Expeditionsteilnehmenden gibt. Wir haben uns dafür entschieden, unseres vor unserem eingefrorenen Zuhause, der Polarstern, zu machen: Sie ist unser Schutz während der frostigen Polarnacht und wir möchten uns so bei der Crew dafür bedanken, dass sie sich so hervorragend um das Schiff und die MOSAiC-Familie kümmert!

13. Februar 2020
Data: Alfred-Wegener-Institut / Christian Katlein and Arttu Jutila (Animation)

Jahrelang hatten wir gehofft, zwei bestimmte, gleichzeitig erfasste Arten von Daten von einer Eisscholle kombinieren zu können: Helikopter gestützte Laserscanner-Daten aus der Luft (ALS: airborne laser scanner), die die Eisoberfläche abbilden, sowie Aufnahmen vom sogenannten Multibeam Sonar (MBS) unseres Unterwasserroboters (ROV), das ein detailliertes Bild von der sonst unsichtbaren Eisunterseite aufzeichnet. Jetzt ist es uns erstmals gelungen, beide Seiten unserer Scholle in einer vollen dreidimensionalen Visualisierung zusammenzubringen – ein langgehegter Traum. Mit der 3D-Animation können wir quasi das Licht anschalten und unsere Scholle im hellsten Tageslicht statt polarer Nacht betrachten. Neben der anschaulichen Animation liefert dies natürlich großartige Daten. Sie sind essentiell um zu verstehen, wie das Eis unter welchen verschiedenen Schnee- und Eisdicken-Bedingungen wächst und wie die Unebenheiten an der Eisober- und -unterseite korrelieren. Derzeit haben wir bereits drei zeitgleiche ALS und MBS Aufzeichnungen vom selben Tag. Wir hoffen diese Zeitserie fortzuführen, um die weitere Entwicklung auch während der sommerlichen Schmelze erfassen und studieren zu können.

12. Februar 2020
Ivo Beck

Ihr habt die Dämmerung bereits im App-Post über die Venus vergangene Woche gesehen, aber gestern gab es eine wirkliche Veränderung der Lichtbedingungen. Es herrscht jetzt die sogenannte nautische Dämmerung: Die Sonne „steigt“ zwischen 6° und 12° unter den Horizont – und dieses Phänomen ist auch ohne langzeitbelichtete Fotos gut zu sehen, obwohl letztere es natürlich verdeutlichen. Dementsprechend kamen gestern jede Menge Menschen auf die Brücke, um den farbenfrohen Himmel zu genießen. Wir freuen uns schon sehr darauf, auch die Sonne selber wieder zu erblicken, die wir nicht mehr gesehen haben, seit wir Ende November in Tromsø zu unserem MOSAiC-Abenteuer aufgebrochen sind. Wahrscheinlich werden wir dieses Ereignis nicht hier an der Eisscholle erleben, sondern auf dem Rückweg mit dem Versorgungseisbrecher Kapitan Dranitsyn, dessen Annäherung wir gespannt beobachten.

11. Februar 2020

In seinem gestrigen Tagebucheintrag äußert sich Fridtjof Nansen enttäuscht darüber, dass die Fram statt nach Norden südlich gedriftet war. Wir kennen dieses Gefühl sehr gut, sind wir doch gerade zu Beginn unseres Expeditionsabschnitts sowie Ende Januar / Anfang Februar eher im Zickzack und Kringeln unterwegs gewesen. Seit knapp einer Woche driften wir jetzt jedoch schon in nördliche Richtung und stellen täglich neue Nord-Rekorde auf. Wir hoffen, wenigstens den 88. Breitengrad als nächste Marke zu überqueren, aber ob wir wirklich die nördlichste Position von MOSAiC auf unserem Abschnitt erreichen werden, ist offen.

10. Februar 2020
Andreas Winter

Die Ankunft unseres Versorgungsschiffes Kapitan Dranitsyn steht in ein paar Tagen an, sodass wir das bevorstehende Ende von MOSAiC Abschnitt 2 mit einer Abschiedsparty begangen haben. Dafür haben wir draußen auf dem Arbeitsdeck drei Grills aufgestellt, auf denen bei -30 °C jeder sein Fleisch oder Vegetarisches aufgelegt hat. Das große Nasslabor war unser Speisesaal, in dem die Köche Salate, Brot, Dips und viele weitere Köstlichkeiten aufgebaut hatten. Im Vorfeld haben wir das Nasslabor aufgeräumt und geputzt, was aufwendig aber auch sehr lohnenswert war, denn es ist jetzt so sauber und ordentlich, wie auf dem gesamten Expeditionsabschnitt nicht. Auch die anderen Labore werden wir in den nächsten Tagen reinigen und hoffen, dass sie ebenfalls die strenge Kontrolle des Ersten Offiziers bestehen.

9. Februar 2020

Die biogeochemischen Stoffflüsse zwischen Ozean, Meereis und Atmosphäre sind einer unserer Forschungsschwerpunkte. Dabei interessieren wir uns beispielsweise für die ozonabbauenden Halogenide. Sie sind teilweise biologischen Ursprungs, entstehen dann im Wasser und gelangen während der Meereisbildung in die Atmosphäre. Über die zugrundeliegenden Prozesse und die Emissionsraten im arktischen Winter ist wenig bekannt. Daher interessieren wir uns besonders für Risse im Eis, wo die eisige Barriere zwischen Wasser und Atmosphäre aufbricht und sich wegen der geringen Temperaturen rasch neues Meereis bildet. Während des Gefrierens entstehen wunderschöne Eisblumen, über die Halogenide mit der Entstehung von Sole aus dem Wasser in die Atmosphäre gelangen. In den ersten 24 Stunden enthalten diese Eisblumen sehr viel Sole und haben einen sehr hohen Salzgehalt (bis zu 135 Promille, wohingegen Meerwasser lediglich 32 Promille hat), verlieren die Sole aber anschließend schnell. Wir beproben die Eisblumen und messen ihren Sole- und Halogenid-Gehalt über die Zeit, um die zugrundeliegenden Prozesse besser zu verstehen und bilanzieren zu können. Zusätzlich zu den Proben bringen wir dabei auch wunderbare Bilder der Eisblumen mit heim.

8. Februar 2020
Michael Gallagher

Erst Ende Januar war es Team Atmo gelungen, ein automatisches Gerät zur Messung von Oberflächenflüssen wiederzubeleben. Es ist Teil unseres verteilten Netzwerks von Stationen, die bis zu 40 Kilometer von der Polarstern entfernt aufgebaut sind. Nur wenige Tage später hat das System keine Daten mehr gesendet und wir sind zur Fehlerbehebung wieder zur Station zurückgekehrt. Wir hatten die Hoffnung, lediglich vereiste Sensoren oder Sender vorzufinden, mussten aber feststellen, dass das Eis das ganze System bei der Bildung eines Presseisrückens zerstört und teilweise eingeschlossen hat. Während des Besuchs haben sich die Flugbedingungen verschlechtert, so dass wir die Station verlassen mussten, bevor wir die Sensoren und andere Teile der Station bergen konnten. Hoffentlich verschlingt das Eis diese Teile nicht, bevor wir sie retten können.

7. Februar 2020
Folke Mehrtens

Vor jedem Einsatz eines Bordhelikopters der Polarstern gibt es ein Wetterbriefing, um sicherzustellen, dass sichere Flugbedingungen herrschen. Dafür treffen sich morgens um 8:15 Uhr Kapitän, Fahrtleiter, die Piloten und die Wissenschaftler, die Messungen mit dem Helikopter durchführen oder einen Transport zu einer weiter entfernten Station brauchen, im Büro des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Dort gibt es ein Briefing durch unsere Meteorologen Julia Wenzel und Steffen Schröter. Das ist manchmal ein Geduldspiel: Wenn die Wetterbedingungen nicht sofort Flüge erlauben, aber Aussicht auf Besserung besteht, treffen sich alle nach einer bestimmten Zeit wieder und es kann ein paar Stunden dauern, bis der erste Helikopter abheben kann.

6. Februar 2020
Eric Brossier

Nansens Tagebucheintrag vom 8. Januar hatte uns bereits vor einem Monat inspiriert, einen Blick auf die Sterne und Planeten zu werfen, die wir hier erwarten können, denn auch wir wollen die Venus sehen. Mithilfe eines Computerprogramms ist es einfach möglich, die Winkel und Höhen der Sterne am Himmel an einem bestimmten Tag auf einer definierten Position zu berechnen. Daher wussten wir, dass die Venus Anfang Februar im Süden zu sehen sein muss, was die Richtung ist, in die der Bug der Polarstern zeigt. Dementsprechend gab es in den vergangenen Tagen viele Besucher auf der Brücke und wir konnten den roten Planeten tatsächlich entdecken. Allerdings ist er in größerer Entfernung zum stark beleuchteten Schiff viel besser sichtbar – und auf dem langzeitbelichteten Foto kann man zusätzlich die ersten Zeichen der Dämmerung erkennen, auf die wir alle sehnsüchtig warten. (Die Venus ist im linken Viertel des Fotos dicht über dem Horizont zu sehen.)

5. Februar 2020
Eric Brossier

Glücklicherweise konnten Giulia und Bob vom Team Eco am Wochenende eine nächtliche Probennahme mit dem LOKI durchführen. LOKI steht für "Light frame On-sight Key species Investigations" – ein Gerät, das Fotos von Plankton und Partikeln im Wasser aufzeichnet. Unglücklicherweise war es wegen des Sturms nicht möglich, anschließend das Zelt wieder über das Loch neben der Polarstern zu heben. Durch dieses Loch setzen wir ebenfalls unsere Netze und die sogenannte CTD ein, die die Wassertemperatur und die elektrische Leitfähigkeit und damit den Salzgehalt misst. Also mussten wir das Loch vom Eis befreien, das sich schnell auf der Wasseroberfläche gebildet hatte. Dazu brauchten wir David mit der Kettensäge, diverse Menschen mit Haken und Netzen zum Eis fischen sowie mehrere Stunden. Das erinnert uns daran, glücklich über das beheizte Zelt zu sein, das wir normalerweise über das Loch stellen, denn dies garantiert ein nahezu eisfreies CTD-Loch und spart jede Menge Zeit.

4. Februar 2020
Michael Gutsche

Die Wetterbedingungen der letzten Tage in der Barentssee waren schwierig und zwangen die Teilnehmer von Fahrtabschnitt 3, im sicheren Fjord nördlich von Tromsø vor Anker zu gehen. Zwischen einem Hoch über Nordrussland und einem komplexen Tief über der norwegischen See befand sich in den letzten Tagen ein Starkwindfeld direkt vor der norwegischen Küste. In diesem konnten Wellen bis zu acht Metern auftreten, deutlich über den Limits der Kapitan Dranitsyn. Nach fünf Tagen vor Anker in Lauerstellung hat sich nun ein günstiges Zeitfenster eröffnet, um zur Eisgrenze zwischen Spitzbergen und Franz Josef Land vorzudringen und anschließend die optimalen Eisrinnen zu finden, die das Team des 3. Fahrtabschnitts an die Polarstern heranführen.

3. Februar 2020
Folke Mehrtens

Wir nutzen die wertvolle Zeit an Bord so effektiv wie möglich. Trotzdem genießen wir unsere Freizeit, um von der Arbeit abzuschalten. Kinoabende, viele Spiele, Sport oder Sauna sind beliebte Aktivitäten. Manchmal ist es auch schön, ein wenig Zeit für sich alleine zu haben, und viele von uns lesen gerne oder schauen Videos auf ihrer Kammer. Der Ingenieur Torben Rusch malt abends gerne, um sich zu entspannen – wobei offensichtlich ist, dass er sich auch dabei nicht ganz von der Polarstern trennen kann.

2. Februar 2020
Folke Mehrtens

Wir haben einen wöchentlichen Netz-Tag, an dem Team Eco in den oberen 2000 Metern Wasser unter uns Phyto- und Zooplankton fischt. Neben Bobs Copepoden (siehe App-Post vom 6. Januar), gibt es viele weitere Arten in den Fängen zu entdecken. Wir interessieren uns für die Artenvielfalt und Abundanz, daher werden die mikroskopisch kleinen, Zooplankton genannten Tiere auf ihre Art hin bestimmt und gezählt. Wir haben zwar keine wissenschaftliche Studie über die Besucher im Labor von Bob und Giulia angestellt, aber es scheint so, als würde deren Zahl mit zunehmender Exotik und Farbigkeit der Tiere unter ihrem Mikroskop ansteigen – und der orangefarbene Amphipode hat einige Menschen angelockt.

1. Februar 2020
Christian Katlein

Wir hatten versprochen über die Lebewelt in unserem Presseisrücken-Observatorium Fort Ridge zu berichten (App-Post vom 19. Januar) und jetzt können wir sagen: Ja, es gibt Eisalgen, Plankton und Fische, die in den Eislücken leben. Die Kamera unseres Unterwasserroboters ROV Beast hat sie eindeutig dokumentiert. Zusätzlich setzt Team Eis gemeinsam mit Team Öko wöchentlich Netze ein, die auf dem ROV angebracht sind, um diese Lebewesen direkt unter dem Eis zu fangen. Damit ist es uns gelungen, wertvolle Planktonproben zu nehmen, aber eine Art schafft es immer wieder, der Netzöffnung zu entkommen: Junge Polardorsche ärgern uns damit, dass sie vor unseren Kameras herumschwimmen und sich fotografieren und filmen lassen, aber auf Abschnitt 2 niemals ins Netz gehen. Sie scheinen „Fang mich doch, wenn du kannst“ mit uns zu spielen!

31. Januar 2020

Das heutige Bild ist nicht wirklich hübsch, zeigt aber die beeindruckenden Temperatursprünge, die wir die letzten Tage erlebt haben. Am frühen Morgen des 28. Januar erlebten wir mit -35,1 °C die bisher kälteste Temperatur. Dann stiegen die Werte innerhalb der folgenden 24 Stunden auf unsere „normalen“, ungefähr -25 °C an. Aber anstatt so zu bleiben, wurde es immer wärmer bis hin zu unserer maximalen Temperatur auf MOSAiC-Abschnitt 2: Quasi tropische -10,8 °C am Morgen des 30. Januar. Anschließend fiel das Thermometer aber innerhalb von nur 17 Stunden sofort wieder auf -35 °C. Stellt euch einen Temperatursturz von 25 °C auf 0 °C in dieser Zeitspanne vor! Die Erwärmung war begleitet von starkem Wind, tiefstehenden Wolken und Schneefall. Wir nehmen an, dass ein über uns durchziehendes Tiefdrucksystem warme Luft von Spitzbergen zu uns geführt hat und die Bewölkung mit ihrem Rückstrahlungseffekt zusätzlich zur Erwärmung beigetragen hat. Team Atmo ist schon dabei, die Daten der Lidar- und Radarmessungen der Wolken zu analysieren, um mehr über ihre Zusammensetzung aussagen zu können.

30. Januar 2020
Folke Mehrtens

Wir haben eine neue Boje installiert, die Fisch- und Zooplanktondaten erhebt, den sogenannten Akustischen Zooplankton- und Fisch-Profiler (AZFP). Sie erfasst diese Tiere in der Wassersäule, indem sie akustische Signale aussendet und ihre Reflexion misst wie ein Echolot. Wir haben sie einige hundert Meter von Schiff und Fort Ridge entfernt ausgebracht, damit es keine Interferenzen mit den dortigen Geräten gibt. Allerdings war es nicht ganz einfach, das AZFP zu installieren, denn es wird normalerweise direkt vom Schiff mit dem Kran ins Wasser gesetzt, so dass seine Abmessungen keine große Rolle spielen. Muss man das Gerät allerdings mehrere hundert Meter über Eis und Schnee ziehen und es fernab von Kränen aufbauen, spielen sie eine Rolle. Team Ice hat das aber mit Bravour gemeistert: Wir transportierten das AZFP mit dem Schlitten übers Eis, bohrten ein großes Loch für die etwa 50 Kilogramm schwere Unterwassereinheit, die wir dann mithilfe eines Tripods ins Wasser setzten. Anschließend haben wir die Transponder installiert und schließlich die 150 Kilogramm schwere Oberflächeneinheit mit der Stromversorgung aufgestellt. Das Gesamtgewicht von 200 Kilogramm und die Höhe der Boje von 2,2 Metern machten die Namensgebung leicht: das Monster!

29. Januar 2020
Folke Mehrtens

Wir haben nicht nur Unterwasserroboter (ROVs) für wissenschaftliche Zwecke, auch die Schiffscrew besitzt ein ROV, um Betrieb und Wartung zu unterstützen. Der Elektroniker Winfried (Winnie) Markert steuert dieses "Seebiber" genannte, kleine und wendige Gerät. Er setzt es über den sogenannten Moonpool ins Wasser, eine 88 mal 93 Zentimeter große Öffnung im Rumpf, die vom Inneren des Schiffes bis zum Kiel 14 Meter tiefer reicht. Winnie fährt mit dem Seebiber unter dem Schiff entlang und nimmt Videos auf, die zeigen, wie viel Eis sich am Rumpf oder den Schrauben angelagert hat. Eine wichtige Aufgabe ist es auch, das Loch im Eis zu begutachten, über das wir mit dem Schiffskran Netze und die große Bord-CTD neben der Polarstern ins Wasser lassen. Am CTD-Loch stehend ist im Wasser ein dicker Eisklotz zu erkennen, den wir schon mit großem Aufwand abschlagen wollten, da er die Geräte beschädigen könnte. Aus der Unterwasserperspektive sieht man, dass es sich um eine dicke Eisscholle handelt, die sich vermutlich beim Anlegemanöver unter das Eis geschoben hat. Diesen dicken Klotz werden wir nicht entfernen können, doch die Videos zeigen: Er ist stabil und wir müssen uns derzeit keine Sorgen darüber machen, dass er unser CTD-Loch verstopft.

28. Januar 2020
Michael Gutsche

Die MOSAiC-Teilnehmer des 3. Fahrtabschnitts haben einige intensive Tage mit letzten Trainingsmodulen und diversen Briefings in Tromsø hinter sich. Nun warten sie hochmotiviert und mit großer Spannung darauf, dass die Kapitan Dranitsyn ablegt. Der russische Eisbrecher wird auch das Team des kommenden Fahrtabschnitts zur Polarstern bringen und den nächsten Austausch von Wissenschaftlern, Logistikern und Schiffscrew ermöglichen. Wir wünschen unseren Teamkollegen eine gute und sichere Fahrt! Wir sehen uns im arktischen Eis!

27. Januar 2020
Eric Brossier

Wenn sich ein Riss in unserer Eisscholle auftut, verschwindet das Eis natürlich nicht einfach, sondern taucht an anderer Stelle wieder auf. Wir nennen diesen Vorgang Umverteilung. So haben die Bildung und das erneute Zusammenschieben von Spalten in den letzten Tagen dazu geführt, dass sich neue Rücken aufgetürmt haben. Eine Folgeerscheinung: Vorherige Wege können in einer Wand aus Eis enden, wie das Bild zeigt. Die Spur des Schneemobils vom Vortag ist plötzlich unter einem Eisrücken verborgen. Wie auch Fridtjof Nansen in seinem Tagebucheintrag berichtet, sind diese Eisbewegungen von einer ganzen Palette unterschiedlicher Geräusche begleitet: Von quietschendem Aneinanderreiben dünner Schollen bis hin zu tosendem Krachen, wenn sich dicke Brocken übereinander schieben. Diese faszinierenden Geräusche spornen unsere Wachsamkeit weiter an, wenn es darum geht, in sicherem Abstand von Rissen und Rücken in dieser beeindruckenden arktischen Umgebung zu arbeiten.

26. Januar 2020
Folke Mehrtens

Die MOSAiC-Expedition ist eine großartige Gelegenheit für uns, die Aufmerksamkeit auf die Arktis zu lenken. Dementsprechend haben wir gerne die Einladung für ein live Telefonat mit dem sogenannten Arctic Basecamp angenommen. Das ist eine Initiative, die während des jährlich stattfindenden World Economic Forum in Davos Polarforschende und Jugendliche in einem Camp zusammenbringt, um sich Wissen und Erfahrungen über den globalen Wandel und seine Auswirkungen auf die Arktis zu teilen. Expeditionsleiter Christian Haas und Fernerkundungsspezialistin Julienne Stroeve haben die interessierten Fragen der jungen Klimaaktivisten unterschiedlicher Länder – darunter Uganda, Brasilien, USA, Großbritannien, China und Grönland – umfassend beantwortet, auch wenn die Telefonleitung das ein oder andere Mal abgebrochen ist.

25. Januar 2020
AWI / Folke Mehrtens

Gestern war ein besonderer Tag für Team Ocean: Wir hatten ein 24-Stunden-Messprogramm in Ocean City. Das ist eine Ergänzung zu unseren täglichen Untersuchungen, die wir durchführen, um die physikalischen Eigenschaften des Wassers während der gesamten Driftroute durch den Arktischen Ozean zu erforschen. Die 24-Stunden-Messungen erweitern unseren Datensatz um eine Dimension: die Variabilität von Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoff, Trübung und, vor allem, turbulente Vermischung. Turbulenz tritt im Wasser sehr sporadisch auf. Kurzzeitige Messungen können deswegen oft die wenigen hohen Werte solcher Turbulenz nicht erfassen. Oder aber sie könnten, zeitlich nur kurz angesetzt, den falschen Eindruck vermitteln, es gäbe mehr davon, als das über längere Zeit tatsächlich der Fall ist. Turbulente Vermischung kann durch viele Umwelteinflüsse entstehen, z.B. durch Stürme. Andere Auslöser können eine sich ändernde Driftgeschwindigkeit des Eises sein oder auch eine offene Rinne im Eis in der Nähe. Da wir diese 24h-Messung jeden Monat einplanen, können wir somit noch mehr dieser seltenen Ereignisse von Turbulenz innerhalb von 24 Stunden erfassen. Und so können wir sie auch mit Veränderungen in unserer Umgebung in Zusammenhang bringen. Team Ocean hat alle anderen Expeditionsteilnehmenden mit den Worten „Stellt euch eine Nacht in Ocean City vor ...“ eingeladen, während der vermutlich etwas einsamen Nachtschicht vorbeizukommen.

24. Januar 2020
Folke Mehrtens

Gestern Morgen haben wir auf den Aufnahmen des Schiffsradars subtile Deformationen der Scholle in der Nähe der Polarstern gesehen. Ein Logistik-Team ist aufgebrochen, um die Umgebung zu erkunden und kam mit der Nachricht zurück, dass sich ein 50 Meter breiter und 1 Kilometer langer Riss entlang einer Scherzone gebildet hat. Das war das langersehnte „Ereignis“: Die Chance Energie- und Gasflüsse zwischen Wasser, neugebildetem ebenso wie altem Eis und der Atmosphäre zu messen. Außerdem haben wir Proben genommen, um die Neubesiedlung des frisch entstehenden Meereises durch Algen und andere Lebewesen zu untersuchen. Also gab es nach dem Mittag ein kurzes Meeting und im Anschluss haben sich Vertreter aller wissenschaftlicher Teams dank guter Vorbereitung kurzfristig auf den Weg gemacht, um die offenen Wasserstellen, das neugebildete Eis und den Schnee sowie die Luft zu messen und beproben. Die Logistiker haben die Aktion erstklassig mit Transport und Eisbärwachen unterstützt. Außerdem gab es noch einen extra „Riss-Flug“ im Anschluss an den ohnehin geplanten Laserscanner-Messflug. Alles in allem ein großartiger interdisziplinärer Ansatz, um die Geheimnisse der winterlichen Arktis zu entschlüsseln.

23. Januar 2020
Hannes Griesche

Ihr werdet auf der MOSAiC-Expedition keine Polarlichter sehen, hat man uns vorher gesagt. Ihr seid zu weit nördlich des Aurora-Ovals, in dem die Feldlinien des Erdmagnetfeldes die richtige Neigung haben. Aber als Hannes Griesche und Dean Howard gestern zu Messungen von Spurengasflüssen unterwegs waren, bemerkten sie schwache, wolkenähnliche Strukturen am Himmel, die sich zu schnell bewegten, als dass es wirklich Wolken hätten sein können. „Glücklicherweise hatten wir eine Kamera nebst Stativ dabei und konnten so ein paar Langzeitbelichtungsaufnahmen machen“, berichtet Hannes. Die Fotos zeigen deutlich, dass es hier auf 87° 28’ Nord Polarlichter gibt!

22. Januar 2020
Christian Katlein / ROV Beast

Wir besuchen unser Presseisrücken-Observatorium Fort Ridge regelmäßig mit dem Unterwasserrobotor (ROV) namens BEAST. Dieser ist mit zahlreichen Sensoren, Instrumenten und auch Kameras ausgestattet, die das Eis in einem Radius von 250 Metern rund um das Einstiegsloch von der Unterseite vermessen. Die Live-Videoaufnahmen der Kamera helfen uns zusätzlich dabei, die von der Eisoberseite ausgebrachten Installationen zu überprüfen. Ein Beispiel dafür ist eine Temperaturkette, die Team Ice installiert hat, um den Temperaturverlauf von der Eisoberfläche durch den Presseisrücken bis ins Wasser aufzuzeichnen. Ohne die Aufnahmen von dieser abgebildeten weißen Temperaturkette würden wir uns vermutlich über die nicht stringenten Daten wundern, denn anstatt direkt durch das vertikale Bohrloch zu führen, hat sich die Temperaturkette bei der Installation einen eigenen Weg durch die Lücken gesucht, die bei der Bildung des Eisrückens durch das Übereinanderschieben des Eises entstanden sind. So misst die Kette anstatt eines Temperaturprofils durch das Eis dort die Temperatur des Umgebungswassers, welche ziemlich konstant um den Gefrierpunkt von Seewasser liegt.

21. Januar 2020
Folke Mehrtens

Der erste Offizier Steffen Spielke und Bootsmann Andreas Sedlak überprüfen regelmäßig die Eisanker. Obwohl die Polarstern im Meereis eingefroren ist, wirken die Kräfte von Wind und Strömung. Abhängig von deren Richtung wird die Polarstern entweder gegen die Scholle gedrückt oder zerrt an ihr. Letzteres führt zu Spannung auf die insgesamt sechs Eisanker, weshalb wir diese kontrollieren müssen. Der heutige Check ergab fünf ordentlich sitzende Anker und einen, der Zuwendung brauchte: Neben dem 1,20 Meter messenden Stahlanker war eine kleine Lücke aufgetreten, die Steffen und Andreas mit Schnee aufgefüllt haben und anschließend mit Wasser überschüttet haben – die arktische Alternative zu Beton. Dieser Mix gefriert bei den aktuellen Temperaturen von -28 Grad Celsius nahezu sofort.

20. Januar 2020

Sonntagmorgen hat Marcus Huntemann vom Fernerkundungsteam bemerkt, dass die Sendeboxen eines auf dem Eis ausgebrachten Radiometers in unterschiedliche Richtungen zeigten. Sofort hat er die Aufnahmen einer in der Nähe stehenden Kamera angeschaut, die alle fünf Minuten automatisch ein Foto aufnimmt. Darauf konnte er den Grund für die Umgestaltung erkennen: Ein Eisbär hatte die Remote Sensing Station kurz nach Mitternacht besucht und unsere Instrumente begutachtet. Glücklicherweise hat er sich ganz vorsichtig angenähert und nur eine Abdeckung abgerissen, ohne weitere Installationen kaputt zu machen, und ist vorsichtig über alle Kabel geklettert. Das Logistik-Team hat die Spur des Bären verfolgt, der von Osten ins MOSAiC-Camp gekommen ist, Met City und Remote Sensing besucht hat und dann parallel zum neuen Stolperdraht an Ocean City vorbei gegangen ist. An der Dark Site haben die Logistiker die Spurensuche dann eingestellt. Dieser Eisbärenbesuch war für einige von uns überraschend und hat uns gezeigt, dass wir auch mitten im Winter immer wachsam und gut vorbereitet sein müssen. Unsere Arbeiten blieben unbeeinflusst, weil wir alle Möglichkeiten haben, friedlich mit unseren pelzigen arktischen Nachbarn zusammen zu leben.

19. Januar 2020
Polona Itkin

Um den Presseisrücken von Fort Ridge zu erfassen, haben wir zunächst die Laseraufnahmen aus der Luft genutzt (siehe Post vom 4. Januar) und uns die Begebenheiten vor Ort angeschaut. Dann hat Team ICE quer über den Presseisrücken Eis gebohrt und Kerne gezogen, sowie punktuelle elektromagnetische Messungen durchgeführt und die Schneehöhen bestimmt. Erste Ergebnisse: Das Eis ist zwischen sieben und neun Meter hoch aufgetürmt, so dass es sich anderthalb bis zwei Meter über die sonst relativ glatte Eisoberfläche erhebt, der Rest befindet sich unter Wasser. Weil sich Blöcke unter und über das Eis geschoben haben, sind große Löcher, sogenannte Makroporen entstanden. Nur wenn man weiß, ob das Eis kompakt ist oder solche Lücken hat, die mit Wasser oder Schnee gefüllt sind, kann man später den Zuwachs beziehungsweise das Schmelzen des Eises genau messen und beurteilen. Außerdem beeinflussen die Strukturen die Strömung des Wassers unter dem Eis und stellen verschiedene Lebensräume für Algen und Tiere dar. Davon berichten wir demnächst…

18. Januar 2020
Folke Mehrtens

Wir leben hier in unserer eigenen kleinen MOSAiC-Welt, abgeschnitten vom permanenten Informationsfluss, den ihr daheim wegen der allgegenwärtigen Internetverfügbarkeit gewöhnt seid. Daran hat sich der eine schneller, der andere langsamer angepasst. Dieses Wochenende jedoch beginnt die Fußballbundesliga wieder, was eine echte Herausforderung für die – überraschenderweise ziemlich kleine Anzahl – von Fußballfans ist: Definitiv keine Videoübertragung, kein Radio und eine Internetverbindung, die so langsam ist, dass echten Fans die Geduld fehlt, auf einzelne Tore oder die Gesamtergebnisse zu warten. Daher sind wir wirklich froh, dass wir hier an Bord WhatsApp haben und uns Freunde von Zuhause mit den ersehnten Informationen versorgen. Das kann zu einem kleinen Wettbewerb um den schnellsten heimischen Unterstützer werden…

17. Januar 2020
Lukas Piotrowski

Sobald Forschungsteams auf dem Eis arbeiten, ist eine Bärenwache auf der Brücke. Unterstützt von einem ebenfalls mit Fernglas und über die Infrarotkamera Ausschau haltenden Wissenschaftler haben die Logistik-Teammitglieder die Umgebung im Blick und schauen sowohl nach Eisbären als auch nach möglicherweise auftretenden neuen Rissen im Eis. Die Eisbärenwache steht in Funkkontakt mit allen Gruppen, die auf der MOSAiC-Scholle arbeiten und kann sie beispielsweise bei sehr schlechten Sichtverhältnissen zum Schiff zurückrufen. Für Markus Beck ist dieser Teil des Jobs aber eher Pflicht als Kür: Der Feuerwehrmann und Bergführer fühlt sich draußen am wohlsten und genießt – wie seine Kolleginnen und Kollegen - die arktische Natur auch bei Temperaturen unter -30 °C.

16. Januar 2020
Benjamin Rabe

In den vergangenen Tagen haben wir eine bisher fehlende Station aufgebaut: das Presseisrücken-Observatorium. Wir nennen es Fort Ridge, denn es umfasst einen Teil der von unseren Kollegen von Abschnitt 1 Festung (Fortress) getauften Strukturen. Der Eisrücken ist etwa 100 Meter lang, 15 bis 20 Meter breit, befindet sich 400 bis 500 Meter nordwestlich der Polarstern und kann auch mit dem Unterwasserroboter erreicht werden. Der Presseisrücken besteht teilweise aus einjährigem Meereis auf der östlichen Seite und hat möglicherweise auch ältere Komponenten im Westen. Vermutlich bildete er sich bei einem Deformationsereignis im Oktober 2019, als sich das einjährige Eis auf dickere, möglicherweise ältere Eisbrocken schob. Die ersten Bohrungen und Kerne zeigen, dass der Eisrücken noch nicht komplett verfestigt ist, sondern statt ausschließlich kompakten Eises weiche Schichten sowie Hohlräume hat. Ein spannendes Forschungsfeld für die gemeinsame Forschung der Teams Eis, Ozean und Ökologie, deren Arbeiten wir demnächst genauer vorstellen werden.

15. Januar 2020
Folke Mehrtens

An Bord herrscht derzeit eine angespannte Stimmung, denn es gehen in einem Spiel zwei Mörder um. Trifft ein Mörder eine andere Person alleine in einem Raum an, ist es schnell um das Opfer geschehen. Das Spiel dauert eine Woche und es beteiligen sich rund 40 Personen aus Besatzung und Wissenschaft, die wie im Bild nach dem Mittagessen im Roten Salon über die aktuellen Opfer diskutieren. Es führt zu witzigen Begleiterscheinungen: Menschen trauen sich nicht mehr alleine ins Treppenhaus und lassen sich an den belebten Arbeitsplatz oder auf die Kabine begleiten, denn letztere sind als Tatorte ausgeschlossen. Am zweiten Tag konnte bereits ein Mörder überführt werden. Ob die Mehrheit auch den zweiten identifiziert oder er die Mitspieler zur Strecke bringt, bleibt spannend.

14. Januar 2020
Kleine Halbzeitbilanz Christian Haas

Jeder hat seine eigenen Vorstellungen von der Dauer der einzelnen MOSAiC-Fahrtabschnitte, abhängig davon, ob man Start und Ende daheim, im Hafen von Tromsø oder an der Polarstern zugrunde legt. Nach einigen Berechnungen haben wir aber heute die Hälfte von Abschnitt 2 erreicht und somit ist es Zeit für eine kleine Halbzeitbilanz: Seit dem 14. Dezember sind wir 123 Kilometer weit in nordwestliche Richtung vorangekommen (Durchschnittsgeschwindigkeit 4 km/Tag) und haben uns dem Nordpol bis auf 287 Kilometer angenähert. Dabei haben wir jedoch viele Schleifen gedreht und Richtungsänderungen vollzogen, so dass die tatsächlich zurückgelegte Strecke 227 Kilometer beträgt und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit 7 km/Tag. Wir erlebten eine mittlere Lufttemperatur von -26 °C (Maximum -16 °C, Minimum -35 °C) und wir hatten eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 6 m/s, wobei das Maximum mit 12,7 m/s am 16. Dezember auftrat.

13. Januar 2020
Rasmus Tonboe

Über Vollmond gab es eine skurrile Veränderung, sodass viele Leute an Bord dachten, ein neues Mitglied der MOSAiC-Familie hat es auf mysteriösem Weg geschafft, das Schiff zu erreichen. In Wirklichkeit hatte sich Vishnu Nandan nur dafür entschieden, seine Haare loszuwerden. Da wir hier keinen Friseur haben, hat er sich einen Rasierapparat besorgt und sein Kollege Rasmus hat diesen Job übernommen. Ende letzter Woche haben noch ein paar weitere Expeditionsteilnehmende ihre Haare verloren, aber das ist vermutlich eher auf die Verfügbarkeit der Maschine als auf den Vollmond zurückzuführen.

12. Januar 2020
Ian Raphael

Wenn der Mond wieder abnehmen wird, sind wir auf sich verschlechternde Lichtbedingungen eingestellt: Ein sogenannter terrestrischer Laserscanner, der auf einem drei Meter hohen Tripod montiert ist, wird möglichst auf erhöhten Eisrücken in unserem zentralen Messgebiet aufgestellt. Er scannt die Umgebung und liefert so 3D-Bilder, die etwa 750 mal 800 Meter abdecken. Ian Raphael vom Dartmouth College misst damit Schneeakkumulation und -transport und wie diese die Eis-Massenbilanz beeinflussen. Die Bilder helfen anderen Teams dabei, gute Orte für Schneeproben auszusuchen oder bei der Untersuchung der Eisdynamik. Und nicht zuletzt unterstützen sie alle dabei, den Überblick über die Installationen zu behalten (wie im Bild diejenigen in "Met-City"), die manchmal mit dem bloßen Auge schwer auszumachen sind.

11. Januar 2020
Folke Mehrtens

Polarnacht ist nicht gleich Polarnacht: Momentan können wir mehr von unserer Eisscholle sehen als in den vergangenen Tagen, denn der Mond scheint hell und geht derzeit nicht unter. Um Neumond herum bleibt dieser Himmelskörper im hohen Norden – ebenso wie die Sonne – teilweise unter dem Horizont verborgen. Daher hatten wir viele Tage ohne jeden Mondschein, der die einzige Quelle natürlichen Lichts in der Polarnacht darstellt. Als Halbmond ist er jetzt jedoch wieder aufgegangen und wir haben die dadurch verbesserte Sicht begeistert für Exkursionen genutzt, die etwas weiter vom Schiff entfernt waren.

10. Januar 2020
Esther Horvath

Gegen Ende eines jeden Jahres veröffentlicht die Zeitschrift NATURE zwei Listen: NATURE’S 10 ist eine Liste mit Persönlichkeiten, die in diesem Jahr in der Wissenschaft eine Rolle spielten. „Ones to watch“ ist die zweite Liste. Hier werden die Namen von Menschen veröffentlicht, auf deren Arbeit man im kommenden Jahr besonders achten sollte. Für 2020 nennt NATURE fünf Personen, darunter Markus Rex als Leiter der MOSAiC-Expedition. Markus Rex hat seinen ersten Abschnitt auf der Expedition beendet und wird Anfang April wieder an Bord sein.

9. Januar 2020
Folke Mehrtens

Die Präparierung der Landebahn war der große Tag von Hannes Laubach, der sich mit seinem Pistenbully an diese Aufgabe machte. Schnell war eine 400 Meter lange und 25 Meter breite Fläche von Schnee und Eisbrocken befreit, die lediglich noch ein paar kleinere Löcher und Hügel von früheren Rissen beziehungsweise Eisrücken hat. Der Pistenbully fuhr so flott und ausdauernd hin und her, dass wir uns Sorgen gemacht haben, Hannes würde nie wieder stoppen, weil er vom Landebahn-Fieber befallen ist. Glücklicherweise ist Landebahnfieber harmlos! Wir sind guter Dinge, dass wir in ein paar Wochen auch mit der großen Landebahn beginnen können. Unterdessen hoffen wir, die Notfall-Landebahn nie nutzen zu müssen.

8. Januar 2020
Christian Haas

Weiter von der Zivilisation entfernt als die Internationale Raumstation ISS, hat ein Notfall-Evakuierungsplan für uns entscheidende Bedeutung. Ein wichtiges Element ist, dass wir bei Bedarf mit kleinen Flugzeugen wie einer Twin Otter erreichbar sein wollen. Daher haben wir vor kurzem nach potentiellen Landebahnen in Schiffsnähe gesucht, denn das minimiert den logistischen Aufwand, Mensch und Material dort hin zu schaffen. Außerdem kann die Polarstern dann Flugbewegungen mit Licht und Strom unterstützen. Die Präparierung einer solchen Landebahn verschafft uns zusätzlich die notwendige Erfahrung, um eine wesentlich längere für die größeren Flugzeuge zu errichten, die im April den Personalaustausch zwischen Abschnitt 3 und 4 durchführen sollen. Östlich der Polarstern haben wir anhand von Laserscans eine geeignete Stelle ausgemacht. Die elektromagnetische Vermessung bestätigte, dass das Eis hier durchgehend 1 Meter dick ist. Entfernt man die wenigen Grate und Rippen, könnte diese Landebahn 400 Meter lang werden. Morgen erfahren Sie, wie das vonstatten geht.

7. Januar 2020
Michael Ginzburg

Am Montag haben wir eine Beschädigung an unseren Außeninstallationen gefunden: Zwei Stromkabel eines Batteriesatzes und der Griff der Box, in dem dieser lagert, waren zerstört. Polona Itkin vom Team Eis berichtet: „Heute haben wir S1 [eine Station des Globalen Satelliten Navigationssystems – GNSS] außer Betrieb gefunden, […] es klebten sogar ein paar weiße Haare daran!“ Letztere sind ein klarer Hinweis auf den Verursacher des Schadens: der Polarfuchs. Dieses hübsche, durchgehend weiße Tier hat hier auf der Scholle Ende Dezember einiges an Reparaturarbeiten hervorgerufen, als es an Daten- und Stromkabeln knabberte und so die meteorologischen Messungen in MET City vom Netzwerk getrennt und dort sowie an den Fernerkundungsgeräten jede Menge Schaden angerichtet hat. Wir haben es letztlich geschafft den Polarfuchs zu verscheuchen, nachdem wir zunächst den Eindruck hatten, er wolle nur mit uns spielen. Wir freuen uns, wenn uns nochmals eines dieser schönen Tiere besucht – dann aber bitte mit anderen Geschmacksvorlieben.

6. Januar 2020
Folke Mehrtens

Fridtjof Nansen berichtete im Jahr 1894 er „schwitzt wie ein Pferd“ in folgender Kleidung: Unterbeinkleider, Kniehosen, Strümpfe, Fries-Gamaschen, Schneesocken und Finnenschuhen; die Bekleidung des Oberkörpers bestand aus einem gewöhnlichen Hemd, Kragen aus Wolfsfell und einer Robbenfelljacke. Auch unsere Körper bleiben hier bei der MOSAiC-Expedition in unseren roten Anzügen warm, aber wir fragen uns, ob Nansen den Schutz seiner Hände absichtlich verschwiegen hat? Sie sind nämlich – gemeinsam mit dem Gesicht - die Körperteile, die bei den geringen Temperaturen von nahezu -35 °C und einer Windchill-Temperatur von -48 °C am meisten leiden. Schließlich müssen wir für manche Arbeiten auf dem Eis unsere dicken Fäustlinge ausziehen. Einige nutzen daher Handwärmer, um die Finger zwischendurch aufzuwärmen. Und jeder passt draußen auf den anderen auf und schickt jemanden zum Aufwärmen in einen Unterstand, wenn und wo es möglich ist. Außerdem passen wir uns den anstrengenden Bedingungen an, indem wir kürzere Exkursionen planen als bei höheren Temperaturen.

5. Januar 2020
Folke Mehrtens

Der Biologe Robert (Bob) Campbell ist Vater geworden: Er untersucht die Lebenszyklen von Copepoden. Dafür sammelt er diese kleinen Krebstiere dafür aus Netzfängen in der Wassersäule. Anschließend sucht er nach „reifen“ Weibchen – also Tiere, in deren Innerem sich Eier entwickeln und die kurz vor der Eiablage sind – und setzt sie in einzelne Schälchen, um sie weiter zu untersuchen. Es ist noch sehr früh in der Brutsaison, so dass viele der Tiere noch in einem Ruhezustand sind, der Diapause genannt wird. Dabei leben sie von ihren gespeicherten Fettreserven. Bob hat unter den mehreren hundert untersuchten Tieren der Art Calanus hyperboreus aus den Netzfängen bereits zwölf reife Weibchen gefunden. Drei von ihnen haben jeweils rund 200-400 Eier abgegeben. Nun beobachtet Bob, wie sich die Eier weiter entwickeln, um den Anteil lebensfähiger Eier zu bestimmen und zu schauen, wie lange sie brauchen, um sich in dieser harschen Umgebung bis zum ersten fressenden Stadium zu entwickeln. Im Ozean unter dem Eis treiben die mit Lipiden gefüllten Eier aus dem Lebensraum der Weibchen in mehreren hundert Metern Wassertiefe an die Oberfläche. Dort ernähren sich die ersten Nauplius genannten Stadien von den Fettreserven, die die Mutter dem Nachwuchs mit auf den Weg gegeben hat. Um sich weiter entwickeln zu können, sind sie später auf Eisalgen angewiesen, die wiederrum Sonnenlicht für ihr Wachstum benötigen. Die Sonne wird allerdings hier in der Zentralarktis erst im Frühling zurückkommen. Eine weitere Frage ist, wie häufig die Weibchen Eier abgeben und ob sie in der Lage sind, auch im Folgejahr nochmals zu reproduzieren, wenn sie selber wieder gefressen und neue Lipidreserven angelegt haben.

4. Januar 2020
Lukas Piotrowski

Neben den Menschen leiden auch unsere Instrumente unter den kalten Temperaturen (Ende Dezember unter -30°C), wie Arttu Jutila vom Meereis-Team berichtet: Wie auch die Helikopter-Crew selbst gab der beim Messflug eingesetzte Laserscanner (ALS: airborne laser scanner) nach der Rückkehr von Team ICE zur Polarstern eine Kältewarnung ab. Denn die Temperatur des ALS war auf -12 °C gesunken (Betriebstemperatur >-10°C). Um uns auf weitere Flüge vorzubereiten, hat Team ICE für diesen Fahrtabschnitt entschieden, ein kleines 20-Watt-Heizkissen für den Laserscanner zu installieren. Dank unseres geschickten Helikopter-Mechanikers Victor Santos war diese Installation schnell getan - noch bevor am kommenden Morgen der nächste Flug startete: Diesmal ging es zu den drei sogenannten L-Sites, den Messstationen im weit um die Polarstern driftenden Stationennetzwerks. Dieser Flug galt der ersten Vermessung dieser weiter entfernten Messstationen seit Anfang Dezember. Das Team brachte wertvolle Daten über die Beschaffenheit der Eisoberfläche und über neue Rissen unterschiedlicher Größe mit: d.h. Daten, welche die Eisdynamik im weiteren Umfeld unserer Scholle erfassen.

3. Januar 2020
Folke Mehrtens

Das Team Data unterstützt alle Forschenden bezüglich des wichtigsten Outputs von MOSAiC: Daten. Heidi Turpeinen und Johannes Pliet helfen beispielsweise dabei, alle wissenschaftlichen Messgeräte auf speziellen Datenspeicher- und -Management-Plattformen (SENSOR, Actionlog und Zentraler MOSAiC-Speicher) zu registrieren. Hier wird jede Messung aufgezeichnet und gespeichert und die Daten stehen so der Wissenschaft auf der ganzen Welt langfristig zur Verfügung. Heidi und Johannes helfen den Forschenden auch beim Gebrauch des sogenannten Floe-Navis: ein Gerät, das es erlaubt, Positionsdaten direkt auf dem Eis aufzuzeichnen. Die beiden sind außerdem verantwortlich für die Kabel und das Richtfunknetzwerk, welche die Messstationen mit dem Schiff verbinden. Daher kann man sie nicht nur in ihrem Büro, sondern auch draußen auf der Scholle treffen.

2. Januar 2020
Esther Horvath

Nach einem zweiwöchigen Transit mit starkem Schneefall, erreichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten MOSAiC-Fahrtabschnittes nun den Hafen von Tromsø an Bord der Kapitan Dranitsyn. Vor der Ankunft konnten sie nach 2,5 Monaten Dunkelheit den ersten Lichtstrahl sehen.

1. Januar 2020
Michael Ginzburg

Ein Frohes Neues Jahr 2020 aus der Zentralarktis an alle MOSAiC-Follower! Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir die nördlichste Silvesterparty der Welt hatten, als wir die neue Dekade bei 86°38.25’ N 118°04.06’ E auf der Brücke der Polarstern begrüßten. Julia Wenzel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) hatte die Ehre, das Schiffshorn um Mitternacht erschallen zu lassen. Viele Wissenschaftler und Crewmitglieder hatten gemeinsam die letzten Sekunden heruntergezählt und anschließend mit einem Glas Sekt oder O-Saft auf das neue Jahr angestoßen – eine absolute Ausnahme vom ansonsten strengen Alkoholverbot, das auf der Brücke herrscht. Vor Mitternacht hatten wir ein gemeinsames Abendessen im großen Nasslabor mit Spanferkel und vielen anderen Leckereien, die die Köche gezaubert hatten. Dieses Labor war auch der „Tanzsaal“ nach dem Anstoßen auf der Brücke – insgesamt ein großartiger Start ins neue Jahr!

31. Dezember 2019
Eric Brossie

Die Polarstern-Crew führt wöchentlich eine Sicherheitsübung durch. Diese beginnt mit dem beängstigenden Schiffsalarm und der Löschtrupp macht sich auf den Weg. Glücklicherweise werden die wissenschaftlichen Fahrtteilnehmenden darüber vorab informiert und niemand muss Angst bekommen. Bei der ersten Sicherheitsübung unseres MOSAiC Abschnitts 2 simulierte der Kapitän eine Situation, bei der das Schiff aufgegeben werden musste. Zu diesem Zweck beinhalten die Sicherheitspläne den Einsatz der Rettungsboote. Auch wenn diese in unserer eisigen Umgebung nicht schwimmen, bieten sie im Notfall einen sicheren, gut ausgerüsteten Schutz. Daher lässt die Besatzung während der Übung die Rettungsboote herunter und zieht von der Polarstern weg, um sie neben dem Schiff auf dem Eis abzusetzen.

30. Dezember 2019
Lars Barthel

Das Arbeiten auf der Scholle, wie hier das Neuplatzieren eines Instruments für die Fernerkundung, sieht schon auf den ersten Blick anstrengend aus. Es gibt jedoch weitere, schwieriger zu erkennende Herausforderungen, um in der lebensfeindlichen arktischen Umgebung draußen agieren zu können: So weiß unser Logistik-Team jederzeit, wo die verschiedenen Gruppen auf der Scholle arbeiten und wie sie im Bedarfsfall sicher zur Polarstern zurückkommen können, wenn beispielsweise sich verschlechternde Sichtbedingungen die Bärenwache zu behindern drohen. Über ein online Exkursions-Logbuch tragen sich alle Gruppen ein, bevor sie aufs Eis gehen, und später wieder aus. Vergisst das jemand oder ist tatsächlich nicht rechtzeitig zurück, ertönt ein Alarmsignal. Zusätzlich führt die Crew direkt an der Gangway Buch darüber, wer das Schiff verlässt und wieder betritt, so dass wir doppelt checken können, dass jeder wieder an Bord ist. Außerdem stehen die professionellen Bärenwächter auf dem Eis und auf der Brücke mit allen Teams draußen in Kontakt: per Funkgerät oder auch mithilfe anderer Kommunikationsinstrumente, wenn Expeditionen weiter wegführen. Das Logistik-Team kümmert sich auch um die Wartung der Schneemobile und die Bereitstellung von Kraftstoff usw. Und schon vor Monaten hat die Logistik-Abteilung des Alfred-Wegener-Instituts die Sicherheitsbekleidung für Arbeiten auf dem Eis organisiert. Der rote Anzug bietet Auftrieb für den Fall, dass jemand mit dem Wasser in Kontakt kommt, und er hält uns war – bei schwerer körperlicher Arbeit manchmal sogar etwas zu sehr …

29. Dezember 2019
Folke Mehrtens

Der Unterwasserroboter namens BEAST des Meereisteams wartet darauf, wieder unter dem Eis eingesetzt zu werden, nachdem er wegen eines Risses in der Nähe seines Einsatzortes an Bord geholt wurde. AWI Meereisforscher Christian Katlein nutzt die Zeit für Wartungsarbeiten im Nasslabor der Polarstern an diesem ferngesteuerten Gerät (remotely operated vehicle - ROV), die unter anderem Folgendes beinhalten: Neupositionierung, Fixierung oder Neuanbringen von LED-Lampen und einer Kamera, Installation einer CTD-Einheit (Sensoren um Leitfähigkeit (Conductivity), Temperatur und Tiefe (Depth) zu messen) und den Austausch einer Zinkanode. Anschließend hat das BEAST noch eine Schönheitskur bekommen, indem Christian ein paar Gebrauchsspuren durch die eisige Umgebung wie Schrammen und Beulen aufgefüllt und anschließend schwarz übermalt hat.

28. Dezember 2019
Meereisportal.de

Auf der Polarstern nutzen wir mehrere Radaranlagen, um andere Schiffe oder Hindernisse zu erkennen. Bei Fahrten durch das Packeis wissen wir dank solcher Systeme, wo Fahrrinnen sind oder stark deformiertes Packeis. Auch während der MOSAiC-Drift werden diese Anlagen nicht abgeschaltet. So erhalten wir Informationen über Schollenbewegungen, Deformation und Bildungen von Eisrinnen im direkten Schiffsumfeld. Das Eis ist noch sehr dünn und daher sehr dynamisch. Starke Winde haben in den vergangenen Wochen immer wieder dazu geführt, dass sich große Spalten oder Eisrücken als Folge der Eisdynamik im direkten Schiffsumfeld gebildet haben. Das Radarsystem besteht aus rotierenden Antennen, die auf dem Peildeck über der Brücke angebracht sind. Sie senden in kurzen Abständen Mikrowellenpulse aus, die vom Wasser oder Packeis reflektiert und dann von der Radaranlage des Schiffes erfasst werden. So entsteht ein Bild, das im Umkreis von 3 nautischen Meilen (circa 5,4 Kilometer) Lage und Größe von Eisschollen relativ zum Schiff erfasst. Täglich aktualisierte Videosequenzen gibt es ab sofort auf www.meereisportal.de.

27. Dezember 2019
Folke Mehrtens

Obwohl wir dichter am Nordpol als an jeder menschlichen Siedlung sind, können wir durchaus Kontakt nach Hause halten. Am beliebtesten, weil am leichtesten zugänglich, ist WhatsApp: Über das Bord-WLAN kann jeder Textnachrichten verschicken und erhalten, jnur Anhänge wie Bilder, Audios oder Videos nicht möglich. Für Letztere reicht die Datenübertragungskapazität per Satellit nicht aus. Das ist auch der Grund dafür, dass die Größe von E-Mails eingeschränkt ist, so dass wir über die extra eingerichteten Polarstern-E-Mail-Accounts lediglich Nachrichten mit weniger als 50 kb verschicken können – was in der Realität hier ebenfalls eine Beschränkung auf Textnachrichten bedeutet. Es ist auch möglich, über das Iridium-Satelliten-Kommunikationssystem zu telefonieren, wofür wir zwei „Telefonzellen" an Bord haben, für die man sich Guthabenkarten einkaufen und "abtelefonieren" kann. Die Satellitentelefonie verlangt Geduld: Fällt man dem anderen ins Wort, kann keiner der beiden mehr etwas verstehen. Das ist für funkerfahrene Seeleute weniger eine Herausforderung als für die Wissenschaftler; insgesamt eine gute Übung für alle, anderen zuzuhören und sie ausreden zu lassen …

26. Dezember 2019
Folke Mehrtens

Während daheim die meisten Menschen Weihnachten feiern beziehungsweise wenigstens frei haben, muss bei uns der Bordbetrieb natürlich weitergehen. Maschinist Eckard (Ecki) Krösche arbeitet beispielsweise im Maschinenraum und kümmert sich darum, dass Strom- und Wasserversorgung laufen, aber auch um die Abwasser- und Müllentsorgung und auch um unsere Heizung und die Klimaanlage. Ebenso wie die Polarstern-Crew an Deck und auf der Brücke arbeiten alle im Maschinenraum im Schichtbetrieb in drei Wachen. Jeder Wachgänger ist zweimal vier Stunden pro Tag im Dienst: jeweils einmal morgens beziehungsweise vormittags und abends / nachts von 0:00 bis 4:00 Uhr, von 4:00 bis 8:00 Uhr oder von 8:00 bis 12:00 Uhr.

25. Dezember 2019
Folke Mehrtens

In Deutschland beginnen die Menschen Weihnachten mit der Bescherung an Heiligabend zu feiern, anders als in manch anderem Land. Wir handhaben es ebenso. Nach einem klassischen norddeutschen Abendessen für diesen Tag (Kartoffelsalat und Bockwurst), haben sich alle das Schickste angezogen, das sie mit an Bord haben - der eine oder die andere beneidet dabei die Offiziere, die nicht darüber nachdenken müssen, was sie anziehen, sondern einfach in ihre Uniform schlüpfen. So zurechtgemacht haben wir uns im Blauen Salon getroffen, der guten Stube der Polarstern, wo sonst beispielsweise Empfänge für Minister stattfinden. Kapitän Stefan Schwarze hat eine festliche Rede gehalten, in der er auf unsere besondere Situation eingegangen ist, auf Expedition fern der Heimat zu feiern… Gleichzeitig sorgte er dafür, dass wir uns in unserer Polarstern-Familie willkommen fühlen - der bestmöglichen Alternative zu Familie und Freunden. Zum Abschluss seiner Rede las er aus Fridtjof Nansens „In Nacht und Eis" die Passage vor, wie dieser mit seinen Kameraden mit der "FRAM" driftend 1893 Weihnachten feierte. Anschließend richtete Fahrtleiter Christian Haas sich ebenfalls mit einer feierlichen Ansprache an die MOSAiC-Gemeinschaft, und dann gab es ein großes Wichteln, wie im gestrigen App-Beitrag angekündigt.

24. Dezember 2019
Folke Mehrtens

Vermutlich sind wir die Menschen, die das diesjährige Weihnachtsfest am nächsten zum Zuhause des Weihnachtsmanns verbringen, wenn er denn tatsächlich am Nordpol wohnt? Wir wollten uns aber nicht allein auf ihn verlassen, sondern haben selber eine Menge Geschenke mitgebracht. Viele haben persönliche Geschenke von Familie und Freunden dabei, die teilweise bereits seit dem Beladen der Polarstern im Juli in Bremerhaven an Bord sind. Zusätzlich ist Weihnachten eine tolle Gelegenheit für die wissenschaftlichen Fahrtteilnehmenden, sich bei der Polarstern-Crew für ihre tolle Unterstützung und die klasse Zusammenarbeit zu bedanken. Zu diesem Zweck haben die wissenschaftlichen Teilnehmenden jeweils zwei kleine Geschenke besorgt, die dann bei einem Wichteln an Crew und Wissenschaft verteilt werden. Und wir sind guter Dinge, dass auch der Weihnachtsmann bei unserer Bescherung vorbeischaut.

23. Dezember 2019
Stefan Hendricks

Der russische Versorgungseisbrecher Kapitan Dranitsyn ist weiterhin auf dem Heimweg von der Eisscholle zurück nach Tromsø mit Crew und Wissenschaftlern von MOSAiC Abschnitt 1. Das Schiff war am 18. Dezember hier gestartet. Als wir Teilnehmenden von Abschnitt 2 mit der Dranitsyn von Tromsø zur Polarstern gefahren sind, dauerte die Reise zehn Tage. Dabei ist das Schiff mit durchschnittlich acht Knoten durch 30 bis 40 Zentimeter dickes Eis nahe der Meereiskante gefahren, jedoch reduzierte sich seine Geschwindigkeit während der letzten zwei Tage in der nördlichsten Region auf weniger als zwei Knoten. Sowohl auf dem Weg gen Norden als auch auf der Reise nach Süden haben wir in internationalen Gewässern kontinuierlich Eisdicken am Bug der Dranitsyn mit einem elektromagnetischen Eisdickenmessgerät (Sea Ice Monitoring System – SIMS) aufgezeichnet. Wir konnten sehen, dass sie 80 bis 120 Zentimeter dickes Eis mit einer Geschwindigkeit von vier bis sechs Knoten durchfahren konnte, jedoch fast immer stecken geblieben ist und sich den Weg freirammen musste, wenn das Eis dicker als zwei Meter war. Solch dickes Eis tritt häufig bei Presseisrücken auf, bei denen sich mehrere Schollen übereinander getürmt oder Eisblöcke sich auf oder unter dem Eis zusammengeschoben haben.

22. Dezember 2019
AWI

Kurz vor den Feiertagen hat uns Bundesforschungsministerin Anja Karliczek eine Grußbotschaft an Bord geschickt.

21. Dezember 2019
Stefan Hendricks

Heute ist auf der Nordhemisphäre der kürzeste Tag des Jahres: Wintersonnenwende! Ein wichtiger Feiertag, obwohl es für uns hier nahe dem Nordpol in der Polarnacht nicht wirklich einen Unterschied macht, ob die Tage länger werden – wie auch Nansen vor über 125 Jahren in seinem Tagebuch berichtet hat. Trotzdem möchten wir an diesem Tag die besten Wünsche an unsere Kollegen an der Neumayer-Station III des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis senden. Sie haben derzeit Polartag, erleben heute den längsten Tag des Jahres und die Tageslänge nimmt dort jetzt wieder ab. Außerdem grüßen wir alle Polarforscher und -entdecker rund um die Welt. Wir hoffen sie finden etwas Zeit, um Mittsommer beziehungsweise Mittwinter zu genießen.

20. Dezember 2019

Nansen ist bei seiner FRAM Expedition vor 126 Jahren die Leine ausgegangen, mit der er die Wassertiefe ausloten wollte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Arktische Ozean mehr als 2000 Meter tief ist. Heute können wir hier an Bord jederzeit bequem einen Blick auf die Wassertiefe werfen, denn Echolote registrieren sie laufend. Auf unserer derzeitigen Position bei 86°40,73’ N und 112°38,76‘ E befinden wir uns beispielsweise 4415,43 Meter über dem Meeresgrund. Ein sogenanntes Multifrequenzlot liefert diese Daten. Es sendet Schall aus, der am Meeresboden reflektiert und dann vom Gerät wieder empfangen wird. Aus der Dauer zwischen Senden und Empfangen, also der Laufzeit des Schalls, berechnet sich die Wassertiefe: Je länger der Schall benötigt, desto tiefer ist das Wasser. Zusätzlich misst das Gerät mit anderen Frequenzen, was sich im Wasser befindet, denn auch alles, was dort herumschwimmt, reflektiert den Schall. So kann das geübte Auge beispielsweise Fische von Krill unterscheiden, oder aus den Mustern sogar Rückschlüsse auf die Art ziehen, die unter der Polarstern schwimmt.

19. Dezember 2019
Folke Mehrtens

Gestern um 14:30 Schiffszeit (12:30 deutscher Zeit) hat der russische Versorgungseisbrecher Kapitan Dranitsyn die Scholle verlassen. In enger Zusammenarbeit mit unseren Kollegen von Abschnitt 1 haben wir fünf Tage mit Versorgung und Transport sowie Übergabe verbracht – und jetzt sind wir auf uns allein gestellt. Wir sind dankbar für die großartige Arbeit unserer Vorgänger und ihre herzlichen Wünsche („achtet auf euch – und auf die Scholle“), und es hat sich prima angefühlt, sie in den ersten Tagen hier um uns zu haben. Aber jetzt sind wir bereit, die Aufgaben zu übernehmen: die Messungen und Probennahmen sowie das Instandhalten oder Neuanlegen von Wegen, Strom- und Datenkabeln. Wir werden vieles als „Training on the Job“ durchführen, denn wir lernen im laufenden Betrieb. So war beispielsweise das Eis-Team ganz heiß darauf, so schnell wie möglich die notwendige Einweisung in die Schneemobile und einen Auffrischungskurs in der Waffenhandhabung zu bekommen. Jetzt können die Teammitglieder zur ROV Station fahren, ohne das Logistikteam zu belasten. Die Station ist nämlich von aktuellen Rissen im Eis besonders betroffen, die vermutlich durch unsere Anreise per Eisbrecher entstanden sind. Daher haben wir den dort beheimateten Unterwasserroboter erst einmal auf die Polarstern zurückgebracht. Eine weitere Inspektion des Ortes hätte beinahe dazu geführt, dass das Einsatzteam die Abreise der Dranitsyn komplett verpasst hätte. Letztere war ein emotionales aber durchaus positives Gefühl: Das zweite MOSAiC-Team hat übernommen!

18. Dezember 2019
Esther Horvath

Schon gestern haben wir eine erste Bilanz der bisherigen Expedition gezogen. Heute folgt Teil II des ersten Fahrtabschnitts in Zahlen: An 9 Expeditionstagen kam es zu Eisbärsichtungen, darunter einzelne Bären sowie Bärenmütter mit ein oder zwei Jungtieren. Etwa ein halbes Dutzend Mal musste die Scholle aufgrund von Eisbärsichtungen oder einsetzenden Stürmen kurzfristig evakuiert werden. An weiteren Tagen war ein Zugang zum Eis wegen Eisbären oder Sturm von vornherein nicht möglich. Rund 500 Stunden wurden mit Arbeiten auf dem Eis bislang verbracht. Die Temperaturen fielen bis auf minus 32 Grad Celsius, der Ozean hat aktuell noch -1,5 °C an der Oberfläche. Über 5 Kilometer Wege wurden auf dem Eis angelegt. Knapp 100 Tonnen Ausrüstung bilden das Forschungscamp auf dem Eis. Es wurden ca. 20 Terabyte Daten gesammelt. 12,7 Tonnen Lebensmittel wurden verbraucht. 125 Bojen, die als autonome Messsysteme Daten direkt per Satellit verschicken, wurden ausgebracht.

17. Dezember 2019
Ivo Beck

Nach dem Austausch von Team und Schiffscrew ziehen wir eine erste Bilanz der Expedition. Hier der erste Fahrtabschnitt in Zahlen: 200 Kilometer ist die Polarstern bislang vorangekommen. Durch den Zick-Zack-Kurs der Drift beträgt die tatsächlich zurückgelegte Strecke 720 Kilometer. Der Geschwindigkeitsrekord war am 16. November 2019 mit 1,4 Kilometern/Stunde. Die gesamte Driftstrecke an diesem Tag betrug gut 20 Kilometer. Um bis zu 600 Meter haben sich die einzelnen Forschungsstationen auf dem Eis gegeneinander verschoben. An 8 Tagen gab es Starkwind von mehr als 15 Meter/Sekunde (54 Kilometer/Stunde). Der stärkste Sturm war mit bis zu 100 Kilometern/Stunde am 16. November 2019.

16. Dezember 2019
Esther Horvath

Inmitten der Polarnacht vollziehen wir in diesen Tagen einen logistisch aufwendigen Schichtwechsel: Rund 100 Personen tauschten die Plätze zwischen der Polarstern und dem russischen Versorgungseisbrecher Kapitan Dranitsyn. Während die Teilnehmer des ersten Fahrtabschnitts in Richtung Heimat aufbrechen, steht dem neuen Team nun die dunkelste und wohl kälteste Phase der MOSAiC-Expedition bevor. „Die erste Phase der Expedition war nicht leicht“, berichtet Expeditionsleiter Markus Rex. „Das Eis ist mit unter einem Meter ungewöhnlich dünn, sehr dynamisch und in ständiger Bewegung. Wir haben uns [aber] an diese Eisdynamik gut angepasst und konnten praktisch durchgehend die so dringend benötigten Daten aus dieser Region messen.“ Während einer etwa fünftägigen Übergabe vor Ort erhält das neue Team intensive Einweisung in die etablierten Arbeits- und Sicherheitskonzepte: „Eine ganz große Herausforderung ist für uns Neue, dass wir zu einer Scholle kommen, die wir nie bei Tageslicht gesehen haben, und deshalb keine Ahnung haben, wo wir eigentlich stecken“, schildert Christian Haas, Fahrtleiter des zweiten Expeditionsabschnitts. Anders als die Vorgänger konnte sich sein Team nie im Hellen einen Überblick über die Umgebung verschaffen.

15. Dezember 2019
Lars Barthel

Christian Haas ist der wissenschaftliche Fahrtleiter des zweiten Abschnitts von MOSAiC und wird alle wissenschaftlichen Arbeiten koordinieren. Der 53-jährige Meereisforscher vom Alfred-Wegener-Institut hat in den letzten 30 Jahren zusammengenommen mehr als drei Jahre auf Schiffsexpeditionen und in Eiscamps in Arktis und Antarktis verbracht. „Aus Forschersicht hoffe ich, dass wir einige der ganz besonderen Prozesse der winterlichen Arktis erleben können. Zum Beispiel kommen immer öfter Warmlufteinbrüche in die Zentralarktis vor, die sogar zu Regen am Norpol mitten im Winter führen könnten. Das würde uns die einmalige Gelegenheit bieten, vor Ort zu studieren, wie solche Ereignisse den Schnee auf der Eisscholle verändern oder sogar antauen, was die Mikrowelleneigenschaften des Schnees stark verändert und zur Interpretation von Satellitendaten sehr wichtig ist“, erklärt Christian Haas. Eine große Herausforderung wird es für den erfahrenen Polarforscher, in einer Umgebung zu arbeiten, die er nie bei Tageslicht gesehen hat: „Wir müssen lernen, statt mit unseren Augen mit technischen Hilfsmitteln zu ‚sehen‘. Laserscanner und Infrarotkameras, Satellitenaufnahmen und das Schiffsradar werden uns helfen, uns auf unserer Eisscholle auch mitten in der Polarnacht zu orientieren. Dieser zweite Fahrtabschnitt ist sowas wie die Königsetappe von MOSAiC mit den dunkelsten und vermutlich auch kältesten und windigsten Bedingungen - und wird uns vielleicht auch an die nördlichste Position der Expedition bringen.“

14. Dezember 2019
Jakob Stark

Markus Rex und Esther Horvath nehmen im Büro des Expeditionsleiters einen Podcast auf: Im regelmäßig erscheinenden Podcast "Arctic Drift" berichtet Markus Rex über wissenschaftliche Forschungen und Ereignisse auf der MOSAiC-Eisscholle. Sie können den MOSAiC-Expedition-Podcast in dieser WebApp, auf der AUDIO NOW-Website und in allen regulären Podcast-Apps anhören.

13. Dezember 2019
Markus Rex

Unser Versorgungseisbrecher Kapitan Dranitsyn kommt an der Polarstern an. Gespannt verfolgten wir während der Annäherungsphase die Positionsdaten der Kapitan Dranitsyn auf den Bordmonitoren. Das Schiff arbeitete sich vorsichtig in Richtung MOSAiC-Scholle durch das Eis vor. Auf die Ankunft vorbereitet, freut sich das Team von Fahrtabschnitt 1 darauf, die Kollegen von Abschnitt 2 in Empfang zu nehmen - und die komplexe Übergabe durchzuführen.

11. Dezember 2019
Esther Horvath

Gruppenfoto von den wissenschaftlichen Teilnehmern von MOSAiC Fahrtabschnitt 1 auf der MOSAiC-Eisscholle! Wir bereiten uns für die Ankunft des Versorgungsschiffs Kapitan Dranitsyn vor - und auf die Übergabe der Forschungs- und Logistikaufgaben an die Teilnehmer des zweiten Fahrtabschnitts.

10. Dezember 2019
Steffen Graupner

Das Sicherheits- und Logistik-Team von MOSAiC Abschnitt 2 ist sehr beschäftigt: Sie informieren sich über die dynamischen Bedingungen auf der Scholle, um während der anstehenden Versorgungsarbeiten und dem Personalaustausch zwischen Abschnitt 1 und 2 auf dem Eis die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Außerdem haben sie zusätzliche Ausrüstung hier an Bord des Versorgungsschiffes Kapitan Dranitsyn dabei – eine super Gelegenheit für Trainings. Verteilt über die Außendecks bei -20 °C und Sturm üben die Wissenschaftsteams in Kleingruppen den Umgang mit den Kommunikationsmitteln wie VHS Funkgerät und dem sogenannten InReach unter ähnlichen Bedingungen, wie sie sie auf der Scholle erwarten. Die Abschnitt 2-Teilnehmenden sind bereit, ihre Kollegen abzulösen!

9. Dezember 2019
Esther Horvath

Der grüne Laserstrahl im arktischen Nachthimmel über Polarstern wird von Ronny Engelmann vom TROPOS Leipzig betrieben. Mit seinem Lidar (oder auch Laser-Radar) mit dem Namen "Polly-XT" sind wir in der Lage Aerosolpartikel und Wolken in der Atmosphäre bis in Höhen von über 20 km zu vermessen. Viel muss über diese kleinen Partikel noch gelernt werden. Wo kommen sie her? Wie viele von ihnen gibt es? Und welche Rolle spielen sie bei der Entstehung von Wolkentropfen, Eiskristallen und Schnee in der Arktis?

8. Dezember 2019

Das CTD-Rosettenpaket (ein Wasserprobennehmer) ist von einer großen roten Schutzhülle umschlossen. Sie schützt die Sensoren und Wasserproben vor Frost und Wind. Die Schutzhülle besteht aus einem maßgefertigten Metallrahmen mit hochbelastbaren Stoffpaneelen und zusätzlichen Anschlüssen zur aktiven Beheizung. Die Kombination aus Schutzhülle, Heizung und zusätzlichen Gewebevorhängen ermöglicht es den MOSAiC-Wissenschaftlern, große empfindliche Messgeräte von Bord der Polarstern aus einzusetzen.

7. Dezember 2019

Bis einschließlich gestern herrschte hier ein paar Tage lang ein starker Wind mit Schneedrift und geringen Sichtweiten. Um die Arbeit auf dem Eis zu erleichtern und den Weg nach Hause zu beleuchten, werden die drei Scheinwerfer von Polarstern eingesetzt.

6. Dezember 2019
Esther Horvath

Letzte Woche hatten wir mit -31,2 °C die bisher niedrigsten Temperaturen (mit Windchill-Effekt auch unter -40 °C). Das Arbeiten auf dem Eis wird dadurch zu einer noch größeren Herausforderung, auch mit Handschuhen wird es sehr schwierig Geräte aus Metall zu benutzen. Der Vorteil dieser niedrigen Temperaturen besteht allerdings darin, dass Risse im Eis sehr schnell wieder zufrieren und unsere Scholle daher insgesamt stabiler wird.

5. Dezember 2019
Esther Horvath

Der Donnerstag wird auf See auch "Seemannssonntag" genannt. Daher gibt es besonders reichhaltiges Essen und Kuchen. In der Kombüse der Polarstern verantwortet Maren Zahn unter anderem die Backwaren. Maren steht jeden Tag um 3.45 Uhr auf, um Brot zu backen und mit dem Rest der Küchenmannschaft das Frühstück vorzubereiten. Währenddessen wird auch der Kuchen gebacken, welcher nachmittags zum Tee serviert wird. Ihre frisch gebackenen Kuchen, Brote und Brötchen werden von allen an Bord sehr geschätzt.

4. Dezember 2019
Michael Gallagher

Unser Versorgungsschiff – der russische Eisbrecher Kapitan Dranitsyn – hat ein paar Tage in einem Fjord nahe Tromsø gelegen um abzuwettern. Jetzt sind wir aber auf dem Weg Richtung Eiskante, wobei unsere Route noch nicht final feststeht, denn die Natur wird unseren Weg bestimmen: Meereisbedingungen und Wind. Die wissenschaftlichen Teilnehmenden und die Polarstern Crew haben die Zeit genutzt, um alle mitgebrachte Fracht (und es ist viel) sicher zu verstauen, sich kennenzulernen und sich gegenseitig über die Forschungsprogramme zu informieren; vor allem in Bezug auf die aktuellen Herausforderungen auf der Scholle und an Bord Polarstern.

3. Dezember 2019

Steve Archer vom Bigelow Laboratory for Ocean Sciences und Byron Blomquist von der University of Colorado messen wie schnell sich die Treibhausgase Kohlendioxid und Methan zwischen Atmosphäre und Ozean bewegen. Man könnte annehmen, dass die Meereisdecke undurchlässig sei und so eine Barriere für Gasflüsse in den oder aus dem Ozean bildet. Aber im Gegensatz zu Eiswürfeln ist Meereis porös und voller Kanäle, denn es enthält Salzeinlagerungen und kann daher von Gasen durchdrungen werden. In der blauen Box haben wir zwei Präzisionsgeräte zur Gasanalyse. Durch einen Trichter, welcher einen bestimmten Bereich in Schnee, Eis und Ozean bedeckt, wird Luft eingesaugt. Die Differenz zwischen den Gaskonzentrationen in der Luft, welche in den Trichter kommt und jener, welche aus ihm wieder austritt, ermöglicht uns den Austausch zwischen Schnee, Oberfläche und Luft zu berechnen. Der Fluss kann in beide Richtungen gehen, in den oder aus dem Ozean, oder auch überhaupt nicht stattfinden.

3. Dezember 2019

Auf unserer Expedition arbeiten wir an fünf verschiedenen Forschungsschwerpunkten. Heute erklären wir den Bereich "Biogeochemie". Was sich im Arktischen Ozean befindet, bleibt nicht im Arktischen Ozean: Ständig tauscht das Meer mit Eis und Atmosphäre Gase aus, wo sie unter anderem Wolkeneigenschaften verändern. MOSAiC misst während des vollen Jahreszyklus kontinuierlich diese Gase und andere wichtige chemische Verbindungen im Wasser, im Eis und in der Luft.

2. Dezember 2019
Esther Horvath

Erster Advent auf der Polarstern! Liebevoll hat unsere Crew die Messeräume mit Weihnachtsdekoration geschmückt. Es gab Kekse, Nüsse und Datteln! Wunderschön, dass bei uns an Bord ebenfalls der Geist der Weihnacht Einzug gehalten hat, auch wenn unsere Familien und Lieben so weit weg sind.

2. Dezember 2019

Auf unserer Expedition arbeiten wir an fünf verschiedenen Forschungsschwerpunkten. Heute erklären wir den Bereich "Ozean". Der Arktische Ozean ist kein isolierter Wasserkörper. MOSAiC erforscht, welche Strömungen und Verwirbelungen im Ozean Wärme in die Arktis und dort an die Oberfläche tragen, wie Ozean, Atmosphäre und Eis dort in Beziehung stehen und wie sie sich im Laufe eines ganzen Jahres gegenseitig beeinflussen.

1. Dezember 2019
Esther Horvath

Ilkka Matero (l) und David Wagner (r) haben Messungen des Schneeprofils gemacht, welche unter anderem Messungen mit dem SnowMicroPen beinhalten: Bei diesem Gerät fährt eine Spitze, die an eine Metallstange und einen Kraftsensor angebracht ist, vertikal nach unten in die Schneedecke. Von dessen Kraft-Signal können die Wissenschaftler wichtige Schneeparameter wie zum Beispiel die Dichte berechnen. Zu den Messungen gehört unter anderem auch die Nahinfrarot (NIR)-Fotografie des Schneeprofils. Basierend auf den Bildern können sie anhand von Algorithmen damit auch Mikrostrukturparameter des Schnees bestimmen. Die Wissenschaftler führten an diesem Tag auch Messungen des Schnee-Wasser-Äquivalents durch. Das Schnee-Wasser-Äquivalent ist die Höhe an Wasser in Milimeter über dem Boden (wie üblich in Niederschlagsdaten), die sich ergibt, wenn man den Schnee schmelzen würde, der auf dem Boden liegt.

30. November 2019
Esther Horvath

Wie ist der Fischbestand unter der Eisdecke in einer Tiefe von etwa 300 bis 600 Metern? Das zu erforschen, ist das Ziel vom EFICA-Projekt im Team ECO (Ökosystem-Team). Das Team möchte herausfinden, wie groß die Fischpopulation ist und welche ökologische Rolle der Fisch im Nahrungsnetz des zentralen Arktischen Ozeans hat. Die Daten, die während der MOSAiC-Expedition gesammelt werden, sind folgende: hydroakustische Daten (Echosounder) für ein ganzes Jahr, Videoaufnahmen mit Unterwasserkameras in einer Tiefe von 375 Metern, Fischfang mit Angel (Longline) und Fischernetz sowie die Suche nach bioinformatischen Daten von Fisch-DNA in Wasserproben.

29. November 2019
Esther Horvath

Die Meereisoberfläche und der aufliegende Schnee sind sehr abwechlungsreich. Damit diese Variationen auch mit Fernerkundungssensoren gemessen werden können, laden Gunnar Spreen, Stefan Hendricks und Oguz Demir jede Woche zwei Sensoren von ihrem festen Standort auf einen mobilen Schlitten und ziehen diesen über eine sogenannte Transektlinie. Das sind Messpunkte entlang einer geraden Linie, auf der regelmäßig Eis und Schneedicken gemessen werden. Diese Messungen werden über den gesamten MOSAiC-Zeitraum durchgeführt und dienen dazu, die Beobachtungen von Eisdicke und Eiskonzentration zu verbessern und in Zukunft Messungen der Schneedicke auf dem Meereis zu ermöglichen.

28. November 2019
Esther Horvath

Jeden Donnerstag und jeden Sonntag gibt es bei uns Eiergerichte zum Frühstück. Die Küchencrew nimmt Bestellungen entgegen und bereitet gekochte Eier, Rührei, Spiegelei, Mexikanisches Omelett oder was immer einem beliebt, zu.

27. November 2019
Esther Horvath

Jens Grafe, Chefingenieur der Polarstern, im Maschinenraum: Am 4. Oktober 2019 haben wir die MOSAiC-Scholle erreicht und danach die Hauptmaschinen des Schiffes heruntergefahren. Seitdem bewegen wir uns ausschließlich mit der Drift der Eisbewegung. Doch auch wenn nur noch zwei Hilfsdiesel laufen, gibt es in den Maschinenräumen immer was zu tun. Die Maschinenbesatzung ist für die Stromerzeugung, das Heizsystem und die Wasserversorgung der Polarstern zuständig. Zudem unterstützt sie die Logistik und Wissenschaft in technischen Belangen.

26. November 2019
Esther Horvath

86° Nord, -21° Celsius, Wind: 10m/s: Die Dokumentarfilm-Crew dreht in der surrealen arktischen Meereislandschaft. Jakob Stark (r) und Nikolaus von Schlebrügge (l) begleiten den Meereisphysiker Stefan Hendricks in der Remote Sensing Site. Das Filmteam ist von Anfang an mit an Bord und begleitet die gesamte Expedition. Das arktische Klima und die Polarnacht stellen die Filmcrew und vor allem auch ihr Equipment immer wieder vor neue Herausforderungen.

25. November 2019

Wie überstehen die arktischen Lebewesen extreme Kälte, eine geschlossene Eisdecke und die monatelange Dunkelheit der Polarnacht, welchen Stoffwechsel haben sie dann noch? Diesem Rätsel von Leben, das unter scheinbar feindlichsten Bedingungen fortbesteht, geht MOSAiC während des vollen Jahreszyklus nach.

24. November 2019
Esther Horvath

Der Bordmeteorologe Jens Kieser vom Deutschen Wetterdienst ist auf dem aktuellen Expeditionsabschnitt für Wetterüberwachung und -vorhersage zuständig. Als Bordmeteorologe erstellt und präsentiert er Wettervorhersagen für die Schiffsführung, für die Wissenschaftler und Hubschrauberpiloten. Sein besonderes Augenmerk gilt den Wettergefahren des arktischen Winters, die den Expeditionsablauf beeinträchtigen können.

23. November 2019

Das Team BGC (Biogeochemie) untersucht die chemischen Prozesse im Meereis, im Meerwasser und in der Atmosphäre mit speziellem Fokus auf Spurengase in Bezug auf den globalen Klimawandel. Wir versuchen herauszufinden, ob das Meereis und das Meerwasser als Quellen oder Senken für diese klimarelevanten Gase wirken. Bei der Arbeit auf dem Eis entnehmen wir Eisbohrkerne und sammeln Schnee und das darunterliegende Meerwasser für weitere Analysen an Bord.

22. November 2019

Aufgrund der Eisbewegung mussten wir Ocean City an einem sicheren Ort verlegen. Das Team Ocean entschied sich dazu, das Zelt einige Meter von seinem Originalplatz wegzuziehen, weil sich Presseis und neue Risse gebildet hatten. An dem neuen Ort wird nun ein Loch in das Eis gebohrt, damit die ozeanografischen Messungen fortgesetzt werden können.

21. November 2019
AWI

Diese Karte zeigt unser Ice Camp - zumindest so, wie unser Forschungscamp bis zum Sturm des vergangenen Wochenendes aussah. Nun gibt es einen Riss, der die Stationen Met City, Remote Sensing Site und ROV Oasis von der Polarstern trennt. Nach den Bewegungen des Eises befinden sich diese Stationen jetzt auf der Backbordseite des Schiffes. Das Eis hat die Anlage unseres Camps also ziemlich verändert - wir werden demnächst eine neue Karte erstellen. OC: Ocean City, Station für ozeanografische Messungen ROV: ROV Oasis (Remotely Operated Vehicle), Station mit ferngesteuerten Tauchrobotern für Unterwasser-Messungen MET: MET City, Station für atmosphärische Messungen TB: Balloon Town, Station für atmosphärische Messungen RS: Remote Sensing Site für Bodenmessungen mit Satellit und Flugzeug-Sensoren

20. November 2019
Stefan Hendricks

Nach dem Sturm der vergangenen Tage gibt es nun große Dynamik in unserer Scholle. Weiterhin verschiebt sich diese merklich. Um aufgebrochene Schollenbereiche zu überqueren haben wir eine Brücke gebaut, bestehend aus einem Nansen-Schlitten und einer Palette. Aufmerksam beobachten wir die Bewegungen von der Schiffsbrücke aus und auch auf dem Eis. Es gibt keine großen Verluste oder Schäden unter den Instrumenten, aber einige müssen wir wahrscheinlich versetzen.

19. November 2019
Esther Horvath

Während des Sturms am Wochenende entstanden neue Risse auf unserer Scholle. Die Eisbewegungen trennte die Polarstern und drei der wissenschaftlichen Messstationen für einen Tag voneinander: ROV Oasis, Remote Sensing Site und Met City. Sonntag war das gesamte Logistikteam draußen unterwegs, um die Daten- und Stromkabel einzuholen, die in den Rissen einzufrieren drohten. Auf dem Foto sind Gaute Hermansen and Christian Zoelly zu sehen, die die Kabel bei Ocean City auf dem Nansenschlitten aufrollen. Am Montagmorgen schloss sich die Eisdecke wieder und einige Eispressrücken sind entstanden. Alle arbeiten derzeit zusammen, um die Stationen wieder in Betrieb nehmen zu können.

18. November 2019
Esther Horvath

Am Wochenende war ein Sturm mit einer Windstärke bis zu 20 Meter pro Sekunde aufgekommen. Die Temperaturen änderten sich extrem schnell zwischen -6 Grad Celsius und -21 Grad Celsius. Als Vorsichtsmaßnahme haben wir die meisten Schneemobile an Deck gebracht. Nur vier sind auf dem Eis geblieben für eventuelle Rettungsmaßnahmen. Zusätzlich sicherten wir das ganze Equipment auf den Decks und auf dem Eis, um nichts im Sturm zu verlieren.

17. November 2019
Esther Horvath

In Ocean City werden während des ganzen MOSAiC-Jahres im wöchentlichen Rhythmus Mikroplastik-Proben genommen. Während des ersten Fahrtabschnitts sind Bjela König und Antonia Immerz (Foto) dafür verantwortlich. Für die Proben werden 500 Liter Meerwasser für eine spätere Analyse durch einen Filter gepumpt. Zweimal pro Woche wiederholen Bjela und Antonia diesen Vorgang. Die verantwortliche Teamleiterin ist Ilka Peeken vom Alfred-Wegener-Institut. Die Filter werden im Anschluss an die MOSAiC-Expedition in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth und der Universität Siena analysiert.

16. November 2019

Der Bug der Polarstern aus der Unterwasser-Perspektive: gefilmt in vier Metern Tiefe von einem Unterwasserfahrzeug. Wir nennen dieses sogenannte ROV auch liebevoll "Beast". Die Distanz, welche das ROV zwischen der wissenschaftlichen Station "ROV Oasis" und der Polarstern zurücklegte, betrug ca. 300 Meter. Es war ein wunderbares Erlebnis, die Polarstern eingeschlossen im Eis und unter Wasser zu sehen. Während der Tauchfahrt wurden auch eine Qualle und Fische gesichtet.

15. November 2019
Stefan Hendricks

Gutes Flugwetter erlaubte es uns, zwei Helikoptereinsätze für wissenschaftliche Forschungen durchzuführen, welche gleichzeitig mit logistischen Einsätzen kombiniert wurden: So konnten wir die Zeit der Aufstiege bestmöglich nutzen. Mithilfe von Laserscanner und Infrarotkamera wurden aus der Luft Meereistopographie und Oberflächentemperaturen untersucht. Anschließend wurden auch Bojen aufgesucht, welche zuvor ausgebracht wurden. Durch den Vollmond war die Sicht zum Fliegen und Landen auf dem Eis hervorragend.

14. November 2019
Esther Horvath

Trude Hohle, Eisbärwächterin, zieht sich für ihre Arbeit auf dem Eis an. Bei Temperaturen von minus 25 Grad Celsius muss man sich sehr bewusst in mehrere Schichten kleiden - und das braucht Zeit. Gleichzeitig sollte man darauf achten, dass einem nicht zu warm wird, da die Transpiration wiederum den Körper herunterkühlt. Um auf dem Eis sicher arbeiten zu können, tragen wir unsere auffälligen roten Polaranzüge, die eine besondere Eigenschaft haben: Sollte man ins Eiswasser einbrechen, sorgen sie für Auftrieb. Bewegung ist übrigens bei der Kälte das beste Mittel, um sich warm zu halten.

13. November 2019
Esther Horvath

Auf der Polarstern gibt es eine medizinische Einheit mit Behandlungsraum, OP, Bettenzimmer und Intensivüberwachung, die von unserem Schiffsarzt und einer Krankenschwester betreut wird. Die Polarstern benötigt für ihre Einsätze einen Allgemein-Chirurgen mit möglichst profunder allgemeinärztlicher Erfahrung. Die Aufgaben unseres Schiffsarztes bestehen aber nicht nur in der medizinischen Versorgung der Crew und der Wissenschaftler, sondern auch in Hygienebegehungen der Küche, Kontrollen des Trinkwassers und im Erhalt der Funktionsfähigkeit des Hospitals.

12. November 2019
Marcel Nicolaus

Nach einer längeren Periode ohne Eisbärsichtung tauchte gestern ein Eisbär am Rande unseres Camps auf. Der Eisbärwächter Hans Honold sichtete das Tier auf seiner Position bei Met City. Sofort wurden die Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet, die Arbeiten auf dem Eis wurden unterbrochen und alle Teams kehrten zum Schiff zurück. Der Bär berührte den Stolperdraht und dies löste eine Leuchtmunition zur Warnung aus. Aus Sicherheitsgründen wurden die für den Nachmittag geplanten Arbeiten auf dem Eis gestrichen und der Bär wurde von der Brücke aus mit einer Infrarotkamera beobachtet, bis er aus unserem Sichtfeld verschwand.

11. November 2019
Esther Horvath

Markus Rex, Jürgen Graeser und Sandro Dahlke befüllten den liebevoll "Miss Piggy" genannten Fesselballon mit Helium und bereiteten den ersten Aufstieg vor. Dieser erste Flug verlief erfolgreich und die Messinstrumente konnten getestet werden. Dieser Fesselballon wird das ganze Jahr über im Einsatz sein. Wann immer es die Windverhältnisse zulassen, wird er in die Luft gelassen und so atmosphärische Messdaten aus bis zu 1500 Metern Höhe liefern. Wenn sie nicht im Einsatz ist, wird Miss Piggy in ihrem Hangarzelt in Balloon Town geparkt.

10. November 2019
David Costa

David Costa (li.) und Ola Persson (re.) vom Team ATMOS sind zusammen mit Hans Honold als Eisbärenwächter mit dem Helikopter zu einer unserer Distributed-Network-Stationen geflogen. Diese liegt sechseinhalb nautische Meilen von Polarstern entfernt. Das Team führte dort Wartungsarbeiten durch. Bei minus 28 Grad Celsius war es spürbar kalt, doch glücklicherweise gab es kaum Wind und das Team war auf die Bedingungen gut vorbereitet. Die Hauptaufgabe war die Reparatur eines Langwellen-Radiometers. Zusätzlich haben die drei den Besuch genutzt, um die Stromversorgung aufzutanken. Innerhalb von drei Stunden konnten sie die Mission erfolgreich abschließen.

9. November 2019
Esther Horvath

Die Eissituation um das Schiff herum ist momentan sehr stabil. Nachdem wir zu Beginn der Drift eine sehr dynamische Phase erlebt haben, hat sich die Situation nun entspannt. Hier und dort können wir kleine Risse beobachten, aber diese öffnen sich selten mehr als einige Zentimeter. Diese Situation erlaubt uns ein sicheres und kontinuierliches Arbeiten auf dem Eis.

8. November 2019
Esther Horvath

Dieses Instrument, das auf den ersten Blick ein bisschen an eine Schneekanone erinnert, ist ein sogenanntes Mikrowellenradiometer. Gunnar Spreen von der Universität Bremen misst damit die Mikrowellenemission des Meereises um das Schiff herum. Diese ändert sich je nach Dicke, Temperatur und Schneebedeckung des Eises. Gleichzeitig nehmen die Satelliten ESA SMOS und NASA SMAP in 750 Kilometern Höhe vergleichbare Messungen vor. Das Mikrowellenradiometer EMIRAD2 auf Polarstern wurde an der Technischen Universität Dänemark (DTU) entwickelt und ist Teil des ESA-Beitrags zu MOSAiC, der es ermöglicht, genauere Beobachtungen wichtiger arktischer Klimavariablen wie Eisdicke, Eisfläche und Schneehöhe aus dem All zu erhalten.

7. November 2019
Esther Horvath

Unsere Tage an Bord sind zeitlich fest durchstrukturiert. Aber wie sieht eigentlich ein typischer Tagesablauf aus? 07:00 Brückenbesprechung mit Kapitän, Fahrtleiter, Arzt und Offizier 07:30 Frühstück 08:00 Beginn der Eisbärenwache auf der Brücke 08:15 Wetterbericht für den Tag und für eventuelle Helikoptereinsätze 08:30 Kurzes Meeting um Grünes Licht für die geplanten Arbeiten auf dem Eis zu geben 08:35 Die Gangway vom Schiff wird auf das Eis heruntergelassen und die Arbeiten beginnen 11:30 Die Gangway wird hochgezogen, wenn alle Wissenschaftler zurück an Bord sind für das Mittagessen und für Vorbereitungen für den Nachmittag 11:30 Mittagessen 13:00 Die Gangway wird heruntergelassen und die Arbeiten werden wieder aufgenommen 17:30 Um diese Zeit kommen die meisten Personen zurück vom Eis 17:30 Abendessen 18:30 Tägliches Meeting mit dem Kapitän und für alle Wissenschaftler. Planung für die Arbeiten auf dem Eis mit Verteilung der Ressourcen 19:00 Meeting mit Fahrtleiter und allen Teamleitern 19:30 Gelegentlich wissenschaftliche Vorträge für Interessierte 20:00 Die einzelnen Teams treffen sich bei Bedarf für Besprechungen

6. November 2019
Esther Horvath

Unsere Schiffsuhren stehen derzeit auf UTC+8. Damit sind wir der mitteleuropäischen Zeit sieben Stunden voraus. Wir werden von nun an jede Samstagnacht die Uhren um eine Stunde zurückstellen bis wir UTC +3 erreicht haben. Das ist die Moskauer Zeit, nach der auf dem Eisbrecher Dranitsyn, das nächste Versorgungsschiff, gelebt und gearbeitet wird. Die Polarstern wird die Moskauer Zeit bis zum Begrinn des dritten Fahrtabschnitts beibehalten. Danach wird die Uhr in Abhängigkeit der Driftpostion und damit den Zeitzonen gestellt.

5. November 2019
Esther Horvath

Wir haben unseren Schutz vor unerwünschten Eisbärenbesuchen weiter verbessert. So wurde ein Stolperdraht um die Bereiche Central Observatory, Balloon Town, Ocean City, Remote Sensing Site, Met City und ROV Oasis gespannt. Falls ein Eisbär den Draht berührt, werden orangefarbene Leuchtraketen in den Himmel abgefeuert, um alle auf dem Eis zu alarmieren. Dann sind alle Gruppen angehalten, den Instruktionen der Brücke sofort Folge zu leisten – das bedeutet, dass es entweder mit dem Schneemobil zurück zum Schiff geht oder man auf der Position bleiben muss.

4. November 2019
Esther Horvath

Ein großes Eisloch neben der Polarstern für Tiefseeuntersuchungen ist fast fertig. Die Wissenschaftler können nun bald mit ihren ersten ozeanographischen Messungen beginnen. Für das Eisloch war viel Einsatz und Koordination zwischen Wissenschaft und der Schiffsbesatzung nötig. Nachdem die Außenmaße genommen und geschnitten waren, wurden die großen Eisblöcke mit dem Schiffskran herausgehoben. Eine sogenannte CTD-Sonde wird durch das Eisloch bis zum Meeresboden auf derzeit 4200 Meter herunter gelassen, um Proben vom Meereswasser zu nehmen und physikalische Parameter zu messen.

3. November 2019
Esther Horvath

Nach der Bergung von ROV City, welches vor einigen Tagen weg driftete, ist nun ein neuer Platz für die Messstation gefunden worden. Wir haben Stromkabel verlegt und die komplette Infrastruktur für die Unterwassermessungen neu aufgebaut. Durch die Erfahrungen mit dem ersten Aufbau gingen die Arbeiten nun viel schneller. Unsere Eisscholle ist jetzt vollständig errichtet, da jeder Wissenschaftliche Bereich seinen eigenen Platz gefunden hat.

2. November 2019
Esther Horvath

In "Met City" ist der zweite Messturm errichtet worden. Der 30 Meter hohe Teleskopmast wurde von sechs Leuten aufgebaut. Das Team hat die 27 Segmente Stück für Stück von unten nach oben geschoben und abgespannt. Dies passierte an einem bisher der kältesten Tage mit Temperaturen mit einem Windfaktor von -40 °C, was die Arbeit zu einer Herausforderung machte.

1. November 2019
Stefan Hendricks

"Remote Sensing Site" liegt direkt neben Ocean City auf der MOSAiC-Eisscholle. Der KuKa Radar der University Manitoba ist eine der ersten Installationen auf dieser Station. Die Hauptaufgabe von dem Radar ist es, zukünftige Satellitenmissionen zu ermöglichen sowie Schneedicken auf dem Meereis zu messen, um ein besseres Verständnis zu entwickeln, wie Schnee den Meereisrückgang beeinflusst.

31. Oktober 2019
Esther Horvath

Wir haben eine neue wissenschaftliche Messstation namens "Balloon Town" auf der MOSAiC-Scholle errichtet. Sie befindet sich direkt neben Ocean City. Dieses orangene Zelt ist das größte von allen und beherbergt "Miss Piggy" - einen roten Fesselballon. Der Ballon misst atmosphärische Eigenschaften in verschiedenen Höhen. Gemessen werden beispielsweise Temperatur, Wind, Luftdruck und Turbulenzen bis zu 1500 Meter.

30. Oktober 2019
Esther Horvath

Die Polarstern liegt fest an der MOSAiC-Scholle mit Eisankern. Die Anker bestehend aus Eisenbahnschienen mit Querverstrebungen wurden in der Schiffsschlosserei zusammen geschweißt. Für die Ankerbefestigungen wurden an Heck und Bug Eislöcher gebohrt und die Anker mit Wasser eingefroren.

29. Oktober 2019
Esther Horvath

Kai Rosenhagen wählt Gemüse für das Abendessen im Lebensmittel Lager aus. Für solch eine riesige Expedition wie MOSiC wurde lange vorausgeplant, um ausreichend Proviant mit an Bord zu haben. Unser Küchenpersonal bereitet täglich drei warme Mahlzeiten zu, um uns zu stärken für die eisigen Temperaturen und die Arbeit auf dem Eis.

28. Oktober 2019
Ying Chih Fang

Ocean City ist nun in Betrieb: Diese Messstation, welche sich in einem blauen Zelt befindet, hat ein 1,40m x 1,40m großes Eisloch für das CTD Gerät. Diese Station ist die nächst gelegene vom Schiff mit 400 Metern Abstand. Team OCEAN ist zufrieden mit ihrem ersten CTD Tauchgang bis 300 Meter Tiefe, bei welchem sie physikalische Parameter wie Wassertemperatur, Salzgehalt und Druck der Wassersäule messen konnten. Das Team arbeitet darauf hin, mehrere Tauchgänge bis 1000 Meter Tiefe ab der nächsten Woche durchzuführen.

27. Oktober 2019

Nun endlich driften wir gewiss gen Nordpol. Nach der ersten Woche südwärts, passierten wir unseren Breitengrad auf welchem wir starteten. Unsere Driftgeschwindigkeit beschleunigte sich auf 0,5 Knoten.

26. Oktober 2019
Esther Horvath

Nach ausführlicher Planung und langen Vorbereitungen wurde gestern ein 11 Meter hoher Turm für meteorologische Messungen bei Met City aufgestellt. Alle am Turm angebrachten Instrumente funktionieren einwandfrei und schicken laufend Daten. Wir erhalten durch den Turm nun kontinuierlich meteorologische Daten wie Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeiten und auch CO2.

25. Oktober 2019
Esther Horvath

Die ewige Dunkelheit ist nun auf der MOSAiC-Eisscholle eingekehrt. Die letzten blauen Stunden und ein orangener Lichtstreifen am Horizont zeigen die wenigen Tagesstunden bei klarem Himmel. Wir gewöhnen uns mehr und mehr in der Dunkelheit zu arbeiten. Es war von besonderer Wichtigkeit das Eiscamp in den wenigen Tagen, als die Sonne noch etwas Licht gab, in groben Zügen zu errichten. Die ausgearbeiteten Sicherheitsvorkehrungen konnten somit noch bei Licht etabliert werden. Die großen Suchscheinwerfer der Polarstern geben jetzt Licht für die Arbeit auf dem Eis und unterstützen die Eisbärwächter für die Sicht in der Dunkelheit.

24. Oktober 2019
Esther Horvath

Heute ist offiziell das Ende der Aufbauphase. Wir starten nun unsere wöchentlichen Abläufe der übergreifende Aktivitäten zwischen all den fünf wissenschaftlichen Teams. Die Messstationen sind nun fast fertig eingerichtet und die meisten Instrumente aufgebaut. In den nächsten Tagen wird das Eiscamp weiter ausgebaut doch gleichzeitig starten wir schon mit den Langzeitbeobachtungen und wenn immer es möglich ist, werden Proben genommen. Wir müssen uns darauf einrichten, dass die Verlegungen der Instrumente wahrscheinlich nicht enden werden, da die Eisbewegung innerhalb unserer Scholle nicht aufhört.

23. Oktober 2019
Marcel Nicolaus

Bergung der ROV (Remote Operating Vehicle) Site: Über Nacht formte sich ein neuer Riss zwischen dem Schiff und der ROV Site, wodurch diese von der MOSAiC-Scholle getrennt wurde und abdriftete. Von der Brücke aus konnten wir beobachten wie sich die ROV Site von Steuerbord nach Backbord bewegte. In den frühen Morgenstunden entschloss sich das Team ICE mit der Bergung zu beginnen und das wertvolle Gerät vor weiterem Abdriften zu retten. Mit dem Helikopter konnten ROV, die Steuereinrichtung sowie die Stromversorgung zum Schiff zurückgebracht werden.

22. Oktober 2019
Stefan Hendricks

Durch die Bildung eines neuen Presseisrückens zwischen der Polarstern und der ROV (Remote Operating Vehicle) Site wurden Teile des Stromkabels unter dem Eis begraben. Am frühen Abend konnte das Kabel wieder freigelegt und zum Schiff zurückgebracht werden.

21. Oktober 2019
Marcel Nicolaus

Das Team ICE hat auf unserer Scholle den Einsatzstandort für den ferngesteuerten Unterwasserroboter festgelegt. Zuerst hat das Team den Schnee weggeräumt und ein 1,5 x 1,5 Meter breites Loch vorbereitet. Um das Loch herum wurde ein Boden aus Holz verlegt, der als Fundament für das ROV-Zelt dient. An dem Standort, der von uns "Oasis" genannt wird, werden Meereisdickenmessungen, Lichtbedingungen sowie physische und biogeochemische Parameter wie Wassertemperaturen, Salzgehalt und Chlorophyll gemessen. Wir werden auch Wasserproben direkt unterhalb des Meereises nehmen und die Bedingungen an der Meereisunterseite mit Unterwasserkameras beobachten.

20. Oktober 2019
Esther Horvath

Aufbau "Ocean City": Nach vielen Vorbereitungen und Umladen von Boxen hat das Team Ocean ein Gebiet für "Ocean City" entlang des Stromnetzes auf solidem Eis mit einer Dicke von circa 80 Zentimetern ausgewählt. Hier gibt es eine ausreichend große Fläche dickeren Meereises für weitere Installationen. Für "Ocean City" wurde zu erst ein Loch mit 1,4 x 1,4 Meter ausgemessen und vorbereitet.

19. Oktober 2019
Esther Horvath

Polarstern-Kapitän Stefan Schwarze (rechts) und der Kapitän der Akademik Fedorov, Sergej Sidorov (links), auf dem Eis: "Wir haben uns von Akademik Fedorov verabschiedet. Eine tolle Stimmung auf dem Eis, und gleichzeitig ein würdiger Abschluß einer guten Zusammenarbeit mit den Kollegen der Akademik Fedorov", sagt Kapitän Stefan Schwarze.

18. Oktober 2019
Esther Horvath

23 MOSAiC-Teilnehmer haben die Polarstern verlassen und kehren mit der Akademik Fedorov nach Tromsø zurück. Von der Akademik Fedorov wechselten wiederum 18 Personen auf die Polarstern – und damit fängt die letzte Phase von Fahrtabschnitt 1 an: Nun sind wir völlig auf uns allein gestellt sind. Neben dem Austausch von Teilnehmern wurde auch noch letzte Fracht und wissenschaftliches Gerät zwischen den beiden Schiffen ausgetauscht. Die Akademik Fedorov wird sich nun ihren Weg zur Eiskante durchbrechen, während die Polarstern an der MOSAiC-Scholle liegen bleibt.

17. Oktober 2019
Matthew Shupe

Die vermutlich größte Aktivität des Tages war ein Riss im Eis, welcher neben dem elf Meter langen Turm bei Met City - den meteorologischen Aufbauten auf der Scholle - entstanden ist. Matthew Shupe hat diesen Riss gegen 14:00 Uhr gespürt und auch gehört, wie er sich langsam zwei Meter neben dem Turm öffnete. Bis zum Ende des Tages wuchs der Riss auf eine Breite von fünf Zentimetern an, ein Ergebnis der ständigen Bewegungen des Eises, auf dem wir arbeiten. Wir werden die Entwicklung des Risses genau beobachten.

16. Oktober 2019

Auf unserer Expedition arbeiten wir an fünf verschiedenen Forschungsschwerpunkten, die wir hier im Laufe der Zeit näher vorstellen wollen. Heute erklären wir den Bereich Meereis: Das arktische Meereis verändert sich. MOSAiC vermisst ein ganzes Jahr lang den Lebenszyklus des Eises – wie es sich bildet, sich verformt, driftet und reißt, wie es taut und wie es dabei die Energieflüsse zwischen Luft und Wasser bestimmt.

15. Oktober 2019
Markus Rex

Vollmond über Ocean City: Das Eis, auf dem wir leben, ist im ständigen Wandel. Vor allem Wind und Meeresströmungen schieben es zusammen oder ziehen es auseinander. Gestern Nacht aber hörten und sahen wir, wie das Eis einem besonders starken Druck ausgesetzt war. Das dürfte mit dem Vollmond zusammenhängen, denn auch die Tiden haben einen Einfluss auf die Bewegung des Eises. Dies ist übrigens ein Phänomen, das auch schon Fridtjof Nansen sehr ausführlich beschrieben hat.

14. Oktober 2019
Mario Hoppmann

Geschafft! Eine der zentralen Aufgaben während der ersten Phase von MOSAiC ist erfüllt. Das internationale Team von Wissenschaftlern auf der Akademik Fedorov hat, unterstützt durch die extrem erfahrene Crew des Schiffs und die nicht minder erfahrenen Piloten der MI-8-Helikopter, erfolgreich das sogenannte Distributed Network ausgebracht: jenes komplexe System aus Bojen und Messeinheiten, das in bis zu 50 Kilometern Entfernung um das zentrale Observatorium Polarstern driften wird. Die großen und kleineren Messstationen wurden teilweise direkt vom Schiff über die Gangway ausgebracht; teilweise kamen die Helikopter zum Einsatz, um die Messinstrumente auf fragileren Eisschollen zu platzieren. Obwohl nun, nachdem vor einigen Tagen die Sonne zum letzten Mal für dieses Jahr über den Horizont gestiegen ist, die Temperaturen rapide fallen, spielte uns gutes Wetter in die Karten. Zwar gestaltete sich das Ausbringen der komplizierten Instrumente auf dem sehr dünnen, schwachen Eis als echte Herausforderung, der wir jedoch letztlich insbesondere durch die wertvolle Erfahrung des russischen Teams von Eisexperten des Arktischen und Antarktischen Forschungsinstitut Russlands (AARI) gewachsen waren.

13. Oktober 2019
Sebastian Grote

Ein Riss im Eis kann sich in kurzer Zeit in einen Presseisrücken verwandeln und sich dann wieder öffnen. Das zeigt eindrucksvoll, wie dynamisch unser neues Zuhause ist. Unsere Eisscholle hat einen ungewöhnlich stabilen Bereich, der uns das Vertrauen gibt, eine gute Basis und Ausgangspunkt für ein komplexes Forschungscamp zu sein. Gleichzeitig ist diese Scholle in ihren anderen Bereichen typisch für die neue Arktis, die von dünnen instabileren Schollen gekennzeichnet ist. Gerade deshalb ist sie für unsere wissenschaftlichen Projekte sehr gut geeignet.

12. Oktober 2019
Stefan Hendricks

Stromversorgung aus der Luft: Einer unserer Helis hat vor einiger Zeit den Verteiler "Ocean City" auf die Scholle gebracht, der gut isoliert und mit einer integrierten Heizung durch den arktischen Winter kommen soll. Hier laufen inzwischen die ersten Stromkabel zusammen. Doch das ist nur ein kleiner Teil des Forschungscamps, das Tag für Tag wächst. Vormittags werden die Arbeiten dafür in einem Treffen aufgeteilt, bei dem sich trotz der zunehmenden Kälte immer ausreichend Freiwillige finden. Mittlerweile wird es bis zu -15 Grad kalt, durch den Wind liegen die gefühlten Temperaturen sogar bei bis zu -25 Grad.

11. Oktober 2019
Esther Horvath

Gestern Abend näherten sich wieder zwei Eisbären der Polarstern. Vermutlich waren es die beiden Tiere, die wir bereits einige Tage vor Beginn der Eisdrift in der Startregion gesichtet hatten. Zu dem Zeitpunkt befand sich niemand auf dem Eis, insofern bestand keine Gefahr für die Expeditionsteilnehmer. Die Eisbären hielten sich mehrere Minuten in der Nähe der Polarstern und im Bereich des Forschungscamps auf. Zu unserem eigenen Schutz und zum Schutz der Eisbären wollen wir von Anfang an verhindern, dass sich die Tiere an uns als Nachbarn gewöhnen. Aus diesem Grund wurden sie von unserer Expeditionsleitung zusammen mit unseren ausgebildeten Eisbärwachen an Bord mit Leuchtknallmunition einer Signalpistole verscheucht. Die beiden Eisbären wurden dabei nicht verletzt und verließen umgehend den direkten Bereich um das Schiff. Dieses Vorgehen entspricht dem ausführlichen Sicherheitskonzept der MOSAiC-Expedition.

10. Oktober 2019
Anika Happe

Sie sind die stillen Wächter der Expedition: Wann immer die MOSAiC-Wissenschaftler einen Fuß auf das Eis setzen, sorgen die Polar Bear Guards für ihre Sicherheit. Die anderen Teilnehmer der Expedition sind beeindruckt vom Durchhaltevermögen der Eisbär-Wächter, die stundenlang hochkonzentriert und beinahe bewegungslos die eisige Umgebung im Blick behalten. Seit heute beobachten sie eine dunklere Welt, denn die Sonne wird nun bis zum nächsten Frühjahr nicht mehr über den arktischen Horizont steigen.

9. Oktober 2019
Esther Horvath

Die passende Scholle für die Drift haben wir gefunden. Jetzt geht es an den Aufbau des Forschungscamps. Grüne Flaggen markieren die Wege, die wir zuvor erkundet haben. Das Eis ist an diesen Stellen stabil genug, um auch mit einem Skidoo darauf zu fahren. Gleichzeitig haben wir auch einige Bereiche abgesteckt, die auf keinen Fall betreten werden dürfen, weil sie zu unsicher sind, oder wir diese Flächen noch unberührt für die Forschung brauchen. Gestern hat uns der Wind von den meisten Arbeiten auf dem Eis abgehalten, aber schon heute ist die Scholle wieder sehr belebt.

8. Oktober 2019
Esther Horvath

Neugierig näherten sich bereits vor ein paar Tagen zwei Eisbären der Polarstern - eine Mutter mit ihrem Jungtier. Staunend beobachteten wir die beiden aus sicherer Distanz vom Deck aus. Eine unserer Eisbärwachen an Bord erklärte später, dass die beiden anscheinend in einer sehr guten körperlichen Verfassung sind.

7. Oktober 2019
Katharina Weiss-Tuider

Die MOSAiC-Scholle ist gefunden, doch die Suche geht weiter! Mithilfe der Helikopter der Akademik Fedorov machen sich immer wieder kleine Teams auf, geeignete Eisschollen für das sogenannte Distributed Network zu finden. Rund um die mittlerweile mit dem Eis driftende Polarstern soll ein komplexes System von Messstationen auf dem Meereis und im Ozean entstehen. Bei diesen Erkundungsflügen sind die Meereis-Experten des AARI, darunter Tomash Petrovskii und Vasily Smolyanitskiy, und auch Jakob Belter und Jan Rohde (beide AWI, im Bild) mit von der Partie. Ausgerüstet mit Eisdickenbohrer und Eisdickenlot machen sie sich ein genaues Bild von der Scholle. Ist sie stabil genug, um die größeren Messinstrumente des Distributed Networks zu tragen?

6. Oktober 2019
Sebastian Grote

Wir sind angekommen. Am Freitagabend um 21:30 Uhr Bordzeit haben wir unser Ziel erreicht: eine Eisscholle, die wir schon ein paar Tage zuvor ausgewählt hatten. Zu diesem Zeitpunkt lag die Scholle bei 85°04.582' Nord und 134°25.769' Ost. Am ersten Tag in unserer neuen Heimat hatten wir alle die Möglichkeit, einen kleinen abgesicherten Bereich direkt am Schiff zu betreten. Es war einer der letzten Momente, in denen wir die Sonne am Horizont sahen, denn schon bald beginnt die Polarnacht.

5. Oktober 2019

Auf unserer Expedition arbeiten wir an fünf verschiedenen Forschungsschwerpunkten, die wir hier im Laufe der Zeit näher vorstellen wollen. Heute erklären wir den Bereich Atmosphäre: Komplexe Wolkenprozesse und Schneefall, Sonnen- und Wärmestrahlung, Zirkulation und kleinste Verwirbelungen, Lufttemperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius und darunter der vergleichsweise warme Ozean, nur durch eine dünne, rissige Eisschicht von der Atmosphäre getrennt. MOSAiC erforscht, wie dies und vieles Weitere zusammengenommen die Wärmebilanz und das Klima der Arktis bestimmt

4. Oktober 2019
Esther Horvath

Nach nur wenigen Tagen haben wir unser Zuhause für die nächsten Monate gefunden. Auf der Eisscholle bei 85 Grad Nord und 137 Grad Ost wollen wir das Forschungscamp für die einjährige Drift durch das Nordpolarmeer aufbauen. Damit ist einer der wichtigsten Meilensteine der Expedition bereits vor dem geplanten Termin und vor Einbruch der Polarnacht erreicht. Die Suche mit Hilfe von Satelliten, zwei Eisbrechern, Helikopterflügen und Erkundungsmissionen auf dem Eis war dennoch eine enorme Herausforderung - unter anderem weil es nach dem warmen Sommer kaum ausreichend dicke Schollen in der Ausgangsregion unserer Expedition gibt.

3. Oktober 2019
Esther Horvath

Gestern hatten wir endlich ein Wiedersehen der Eisbrecher. In einem gut koordinierten Manöver brachten die Kapitäne der Polarstern und der Akademik Fedorov ihre Schiffe direkt nebeneinander zum stehen. Das ermöglichte uns einen ersten Austausch von Personen mit dem Kran. Auf der Polarstern diskutierten Wissenschaftler beider Schiffe anschließend die bisherigen Ergebnisse der Schollensuche.

2. Oktober 2019
DSHIP Mapviewer

Alles ist eine Frage der Perspektive. Doch wie sieht die ideale Landkarte aus, wenn man sich in der zentralen Arktis befindet? Wir haben uns während einer unserer täglichen Besprechungen auf eine nord-orientierte Variante geeinigt, müssen uns aber erst noch daran gewöhnen. Die Eisdrift soll uns vorbei am Nordpol führen und die Polarstern im Spätsommer 2020 zwischen Grönland und Spitzbergen wieder freigeben.

1. Oktober 2019
AWI / Hans Honold

Wir sind weiterhin auf Schollensuche: An Bord der Akademik Fedorov starten derzeit Erkundungsflüge, wann immer das oftmals neblige arktische Wetter es zulässt. Dabei kommt auch der sogenannte EM-Bird zum Einsatz: ein sensibles Instrument, das in ca. 15 Metern Höhe über das Eis geflogen wird, um die Dicke des Meereises zu messen. Vor allem Start und Landung mit dem EM-Bird fordern die Flugfähigkeit der Piloten heraus.

30. September 2019
Sebastian Grote

Wir sind umgeben von Eisschollen, aber welche ist die richtige für die Drift? Um das herauszufinden, gehen wir seit gestern auch raus auf das Eis. Momentan messen wir die Eisdicke an verschiedenen Stellen einer Scholle, die sich bei ungefähr 85° Nord und 137° Ost befindet.

29. September 2019
Sebastian Grote

Erste Schritte auf dem Meereis: Julia Regnery und Marcel Nikolaus haben das Schiff für kurze Zeit verlassen, um eine Boje auszusetzen. Damit erhalten sie Daten zur Eisdrift und zu den meteorologischen Bedingungen. Bei der Gelegenheit haben sie auch gemessen, dass das Eis an dieser Stelle 90 Zentimeter dick ist. Die Boje lässt sich über die Webseite www.meereisportal.de verfolgen.

28. September 2019
Mario Hoppmann

Viel los heute über dem arktischen Ozean! Um einen wichtigen Austausch für die anstehende Suche nach der geeigneten Eisscholle durchzuführen, flog heute ein Team aus Wissenschaftlern und Logistikern von der Polarstern hinüber zur Akademik Fedorov. Gegen den großen russischen Helikopter - eine MI-8 - im Hintergrund, der für die Schollensuche zum Einsatz kommt, sieht die BK 117 der Polarstern beinahe fragil aus. Doch der Schein trügt: Beide Helikopter-Modelle haben sich bestens für die herausfordernden Flüge Arktis bewährt.

12. Oktober 2020
Lukas Piotrowski

Mit der Ankunft der Polarstern in Bremerhaven endet heute auch die Berichterstattung hier in der MOSAiC-App. Wir danken Euch ganz herzlich für das kontinuierlich hohe Interesse an der Expedition. Die überaus positiven Rückmeldungen zur App haben uns täglich bei unserer Arbeit angetrieben. Besonders beeindruckt waren wir, wenn ihr uns auf technische Probleme schneller aufmerksam gemacht habt, als wir sie selbst registrieren konnten. Das hat uns gezeigt, wie aufmerksam die Expedition verfolgt und wie intensiv die App genutzt wird. Besonders stolz können wir heute feststellen, dass wir es tatsächlich geschafft haben, jeden Tag News aus der Zentralarktis zu posten – insgesamt 389-mal! Danke an alle, die dazu beigetragen haben. Bleibt gesund und der Polarforschung treu!

12. Oktober 2020
Joachim Hofmann

Willkommen zu Hause! Die Polarstern ist zurück in Bremerhaven – zurück von einer Expedition der Superlative: Nie zuvor war ein Schiff im Winter so weit im Norden. Nie zuvor konnten Forschende so umfassend dringend benötigte Klimadaten in der am stärken vom Klimawandel betroffenen Region sammeln. Festgefroren an einer Eisscholle trotzten sie extremer Kälte, arktischen Stürmen und einer sich ständig verändernden Eisscholle. „Mit der MOSAiC-Expedition haben wir uns auf die Spuren des norwegischen Polarforschers Fridtjof Nansens begeben, der vor gut 125 Jahren die erste Eisdrift durch den Arktischen Ozean wagte“, sagt Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts. „Und selbst mit den Möglichkeiten der modernen Polarforschung blieb es eine aufregende Expedition, die uns weit über unsere Grenzen des Wissens hinaus gebracht hat, aber den Teilnehmenden auch viel abgefordert hat, besonders wegen der Pandemie.“ Expeditionsleiter Markus Rex sagt zum Abschluss: „Ich bin sehr glücklich über den vollen Erfolg der MOSAiC-Expedition. Wir liefern mit ihr die so dringend benötigen Klimadaten und Beobachtungen, die die Menschheit für drängende tiefgreifende politische Entscheidungen zum Klimaschutz benötigt.“

11. Oktober 2020
Lianna Nixon

Die MOSAiC-Expedition wird morgen zu Ende gehen – nach über einem Jahr großartiger Forschung in der wunderbaren Arktis mit einzigartigen Menschen so vieler verschiedener Nationen und Kulturen… Wir haben total gemischte Gefühle bezüglich unserer Heimkehr: Wir sind stolz auf all die Messungen in den letzten fantastischen aber auch anstrengenden Monaten und freuen uns auf das Wiedersehen mit Familien und Freunden. Aber unseren kleinen Polarstern-Kosmos zu verlassen bedeutet auch, in die „reale Welt“ zurückzukehren, die von der Corona-Pandemie und Social Distancing dominiert ist. Wir werden diese Herausforderung genauso meistern wie all die anderen, denen wir begegnet sind. Und unsere Rückkehr ist nur ein erster Schritt im Gesamtprojekt, dem jetzt Jahre von Analysen, Aufarbeitung, Diskussionen und Publikationen folgen werden, um den Klimawandel und seine Auswirkungen auf unserem Planeten Erde besser zu verstehen und zu erklären.

10. Oktober 2020
Esther Horvath

Noch zwei Tage, bis wir mit der Polarstern im Heimathafen Bremerhaven anlegen werden – Zeit, um schon mal ein kleines Fazit zu ziehen: Insgesamt haben mehr als 80 Institute aus 20 Nationen zum Erfolg der MOSAiC-Expedition beigetragen. Dabei waren sieben Eisbrecher und Forschungsschiffe im Einsatz. Die Polarstern driftete 3400 Kilometer im Zickzackkurs, Luftlinie legte sie eine Strecke von 1923 Kilometer zurück. Dabei war sie bis zu 1500 Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt. Das Team forschte 300 Tage lang an der ersten MOSAiC-Scholle, weitere 30 an der Scholle 2.0. An 56 Tagen gab es Starkwind über 13,9 Meter pro Sekunde. Auf -42,3 Grad Celsius fiel die niedrigste Temperatur, unter -65 Grad Celsius betrug durch Windchill die gefühlte Temperatur.

9. Oktober 2020
Lianna Nixon

Kurz vor unserer Rückkehr möchten wir uns ein weiteres Mal bedanken: Bei den Menschen, die dieses Schiff am Laufen halten, der Polarstern-Crew! Wir sind dankbar für euren immerwährenden Einsatz, die Freundlichkeit und Freundschaft, die wir an Bord erleben durften. Kapitän Thomas Wunderlich und die 38 Menschen, die auf der Brücke, in der Maschine, an Deck, in der Kombüse und den Messen, mit der Elektronik und im Hospital arbeiten – schade, dass der Platz nicht ausreicht, euch alle einzeln zu nennen. Wir denken natürlich auch an Kapitän Stefan Schwarze und die Besatzungen der früheren Fahrtabschnitte. Einige Besatzungsmitglieder, die auch jetzt an Bord sind, waren – bedingt durch die Zeit auf den Versorgungsschiffen und in Quarantäne – seit dem MOSAiC-Start die längste Zeit des Jahres unterwegs. Dankeschön, dass ihr die Polarstern für uns zu einem zweiten Zuhause gemacht habt!

8. Oktober 2020
Lianna Nixon

Wir haben die letzten Tage viel Zeit damit verbracht, wissenschaftliche Instrumente und andere Ausrüstungsgegenstände zu sortieren und in Containern zu verstauen, die zugehörigen Packlisten und Label zu erstellen und uns um die eingefrorenen Proben zu kümmern. Das ließ Raum für Kreativität, die unsere Fotografin Linna Nixon (Team Media) zum Basteln genutzt hat: Inspiriert von den Erinnerungen an die Arbeiten vom Team Ocean auf dem Eis in den letzten Wochen, hat sie beispielsweise den Einsatz der vertikalen Mikrostruktursonde gemalt und einen besonderen Ausstellungsort für ihre Kunstwerke gefunden. Passenderweise war ihr Model Jacob Allerholt einer derjenigen, die das ozeanografische Messinstrument genutzt haben – er hat seinen Bart aber auch gerne für weitere Kunstwerke zur Verfügung gestellt.

7. Oktober 2020
Jan Rohde

Verfolgt live die Rückkehr der Polarstern: Am 12. Oktober wird die Polarstern in den Morgenstunden in ihren Heimathafen Bremerhaven zurückkehren. Aufgrund der Corona-Pandemie wird es keine öffentliche Veranstaltung geben, ihr könnt die Rückkehr aber live über die AWI-Kanäle mitverfolgen. Ab ungefähr 7:45 Uhr wird es einen Livestream von Bord der Hansa geben, die zusammen mit weiteren Schiffen den Eisbrecher in Empfang nehmen wird. Der Livestream wird auf AWI.de und auf den Social-Media-Kanälen des AWI sowie dem MOSAiC-Twitter-Kanal übertragen. Ein weiteres Live-Video wird es ab circa 8:15 Uhr direkt von der Polarstern geben, dieses findet ihr auf dem MOSAiC-Instagram-Account.

6. Oktober 2020
Jan Rohde / Steffen Graupner

Viele Menschen haben dazu beigetragen, dass wir produktiv auf dem Eis arbeiten konnten. Eines der Teams, die immer dafür da waren, dass wir erfolgreich der Feldarbeit nachgehen konnten, ist das Logistik-Team. Heute wollen allen Logistik-Teammitgliedern danken für die Unterstützung von Feld- und Ladearbeiten, den Logistiksupport für viele Infrastrukturen auf dem Eis und ihren Beitrag zu den Bärenwachen. Ohne das Logistik Team hätten wir die vielen Aufgaben der MOSAiC-Expedition auf dem Schiff und der Scholle nicht bewältigen können, Dankeschön!

5. Oktober 2020
Marcel Nicolaus

Zusätzlich zum normalen Packen des Equipments mussten wir auch alle Eiskerne sortieren, die wir auf den fünf MOSAiC-Fahrtabschnitten gezogen haben. Schließlich müssen sie an die verschiedenen Projekte und Bestimmungsorte ausgeliefert und in Bremerhaven (zwischen-) gelagert werden. Insgesamt haben wir mehr als 1000 Kerne aus dem Meereis gewonnen, von denen wir jetzt gut 430 Kerne oder Kernabschnitte versenden und sie dafür in 70 verschiedene Isolierboxen sortiert haben. Die Kerne dienen hauptsächlich den folgenden Zwecken: Archivierung für zukünftige Untersuchungen; Replikate / Backups für zusätzliche Forschungsfragen von Kernen, die wir bereits während der Expedition bearbeitet haben; Kerne für Texturanalysen; welche für optische Messungen im Heimatlabor; Kerne für spezielle biogeochemische Parameter (bspw. Methan); Eiskerne für die Analyse der enthaltenen Sedimente und Mikroplastik.

4. Oktober 2020
Lianna Nixon

Wir verlassen unseren letzten logistischen Wegpunkt Spitzbergen am Sonntag um 16:00 Uhr, nachdem wir in den letzten zwei Tagen die Ladearbeiten im Kongsfjord erfolgreich abgeschlossen haben: Die Instrumente auf dem Bug-Kran und den Bug-Containern sind deinstalliert, so dass der Kran selber auf dem Schiff abgelegt werden konnte. In der Zwischenzeit ist Leiterin von Team Logistik, Verena Mohaupt, in Ny-Ålesund gewesen, um einige Instrumente, Sicherheitsausrüstung, Skier und Pulkas sowie Munition und Waffen an die AWIPEV-Station zu übergeben, wo sie jetzt genutzt werden können. Begleitet von Nautiker Felix Kentges und Åshild Rye vom Logistik Team brachte sie auf dem Rückweg Proben von der Station mit, die wir daheim abliefern. Außerdem hat unsere Co-Expeditionsleiterin Katja Metfies eine Art Onlineshop organisiert: Wir konnten Souvenirs ordern, die Verena jetzt ebenfalls angeliefert hat. Ihre guten Verbindungen ins nördlichste Forschungsdorf der Welt, wo sie als Stationsleiterin überwintert hat, haben dies ermöglicht!

3. Oktober 2020
Folke Mehrtens

Die Gangway-Hütte hat elf Monate lang an Deck gestanden, nun ist die Zeit gekommen, sie abzubauen. Die Deckscrew hatte ihr Zuhause in der Hütte, und der Wachmann hat aufgeschrieben, wer das Schiff verlassen hat und wieder zurückgekehrt ist – selten ohne einen Spaß zu machen oder zumindest zu winken, wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Scholle gegangen sind. Jetzt hat die Crew die Hütte eingelagert, wie sie das am Vortag auch schon mit der Eisgangway getan hat, und das Deck gereinigt, wo die Hütte vorher stand. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Arbeiten auf der Scholle Geschichte sind und wir aufräumen.

2. Oktober 2020
Lianna Nixon

Ein weiteres “Letztes Mal”: Gestern haben wir die letzte Radiosonde gestartet, die in den MOSAiC-Atmos-Datensatz eingehen wird. Viele Menschen haben sich dafür auf dem Helideck gleich neben der Ballonfüllhalle versammelt, um auf dem Ballon zu unterschreiben. Team Atmos hat damit den 1574. Ballonaufstieg gefeiert – wobei Starts während der intensiven Beobachtungen auch um 3:00 Uhr morgens stattfanden, beispielsweise als wir kürzlich die Eisrandzone durchquert haben. Wettertechniker Andreas Raeke vom Deutschen Wetterdienst (DWD) hat dabei auch Sandro Dahlke und Helene Angot für den höchsten Aufstieg ausgezeichnet: Ihr Ballon schaffte es bis in über 36 Kilometer Höhe. Andreas und seine Kollegin Julia Wenzel werden im Rahmen der standardmäßigen Beobachtungen der Polarstern-Wetterwarte auch weiterhin Ballonaufstiege durchführen.

1. Oktober 2020
Folke Mehrtens

Gestern hatten wir unsere letzte Eisstation: routinierte Transekte mit atmosphärischen, Schnee- und Eismessungen, Eiskernbohrungen, Gasflussmessungen, Beprobung von Neueis und eine neue Herausforderung, die sogenannte Eis-Challenge. Von Marcel Nicolaus und Julia Regnery aus dem Team Ice organisiert, waren alle gefragt, die in fast sieben Wochen seit Beginn der Arbeiten auf unserer ersten Scholle gesammelten Fähigkeiten unter Beweis zu stellen: Eis durchbohren (mit einem Handbohrer anstatt eines elektrischen, der nur für Anfänger gewesen wäre), seine Dicke bestimmen und exakt 500 Gramm Schnee abwiegen. Was sich leicht anhört, wird zur Herausforderung, wenn Zeitstress als Faktor dazukommt, um den besten Wettbewerber zu finden. Das war letztlich Jan Rohde (herzlichen Glückwunsch!), ebenfalls aus dem Team Ice, der dementsprechend einige Erfahrungen auf diesem Gebiet hat. Aber alle anderen Teilnehmenden hatten mindestens ebenso viel Spaß wie Jan.

30. September 2020
Folke Mehrtens

Auf unserem Weg durch die Eisrandzone sind wir durch einen wunderschönen Eistypen gefahren: Pfannkucheneis. Es entsteht in einem frühen Stadium der Neueisbildung aus sogenanntem Frazil-Eis, das sind dünne Eisnadeln, die dann zu einer dünnen Schicht von Eisschlamm zusammenwachsen. Zu diesem Zeitpunkt braucht es Wellengang, damit Pfannkucheneis entsteht, denn sonst würde einfach eine glatte Oberfläche den Ozean bedecken. Aber die Wellen führen dazu, dass die frisch wachsenden Eisstücke wieder und wieder zusammenstoßen und diese Kollisionen führen zu mehr oder weniger runden Pfannkuchen, die typischerweise einen wulstigen Rand haben. Sie können bis zu mehreren Metern groß werden, bis sich letztlich eine geschlossene Neueisdecke bildet.

29. September 2020
Lianna Nixon

Wir haben eine Führung im Maschinenraum bekommen und waren begeistert, hinter die Kulissen schauen zu dürfen, wo die Mannschaft das Schiff am Laufen hält. Die vier Hauptmaschinen, die Hilfsdiesel, die Generatoren und Wellen: Alles ist sehr beeindruckend und die teilweise fast 40 Jahre alten Maschinen laufen dank der sich engagiert kümmernden Crew zuverlässig. Abhängig von den nautischen oder wissenschaftlichen Anforderungen werden sie zu- oder abgeschaltet, damit sie immer genug Leistung bringen, aber auch Treibstoff sparen, wenn sie nicht benötigt werden. Zusätzlich sind die Maschinisten auch für die Wasserversorgung verantwortlich und den Strom, wobei letzterer im Winter eine noch größere Rolle gespielt hat, als Polarstern ansonsten mit Eis-Ankern an der Scholle festgemacht hatte und nicht aktiv manövrieren musste.

28. September 2020
Markus Rex

Neben den Eisstationen führen wir auch unterwegs Messungen mit den im Bugbereich fest installierten Instrumenten durch. Team Atmos möchte die Energie- und Gasflüsse an der Eiskante studieren. Ihre Daten werden sie mit denen von Team Ocean kombinieren, das eine tiefe CTD bis zum Meeresboden fahren wird. Wenn wir das Eis verlassen haben, werden wir entlang der Eiskante fahren und ein zweites Mal die Eisrandzone durchqueren. Unser letzter wissenschaftlicher Wegpunkt ist eine Eisscholle, auf der noch Positionsbojen von der Flugkampagne ausgebracht wurden. Wir haben hoffentlich die Zeit, dort noch einmal auf dem Eis zu forschen, so können wir dann unsere aktuellen Daten mit denen der Messungen aus der Luft kombinieren. Schließlich geht es (wieder durch die Eisrandzone) nach Spitzbergen, wo wir Material mit der AWIPEV-Station austauschen. Den Aufenthalt im dortigen Kongsfjord nutzen wir zusätzlich zum Umstauen von Fracht, bevor wir die Arktis endgültig mit Ziel Bremerhaven verlassen.

27. September 2020
Folke Mehrtens

An Bord haben wir eine kleine Bar, die das Zillertal genannt wird. Letzten Donnerstag wurde es in Chillertal umbenannt und es gab einen Quizabend. Organisiert von einem Team um Alison Webb (die uns bereits während der Einzelquarantäne zu Beginn unserer gemeinsamen Reise blendend unterhalten hat) gab es mehrere Fragerunden rund um unser Schiff, die Expedition sowie klassische Themen wie Musik oder Sport. Nach fast drei Stunden harten Kampfes hat sich Team Drizzle durchgesetzt. Der Name bedeutet Sprühregen und ist inspiriert von unserer Wetterfee Julia Wenzel, die gemeinsam mit Jan Rohde, Jacob Allerholt, Oula Niemelä und Steffen Graupner geraten hat – Herzlichen Glückwunsch!

26. September 2020
Lianna Nixon

Viele Faktoren beeinflussten unseren Abreisezeitpunkt von der Scholle. Beispielsweise mussten wir so planen, dass schwere Eisbedingungen uns nicht das Ankunftsdatum verpassen lassen. Wir sind jedoch richtig gut vorangekommen, so dass Reservetage entstanden sind, die wir für Stationen unterwegs nutzen können. Das bedeutet: Am Donnerstag waren wir zurück auf dem Eis! Einige Mitglieder aus Team Ice haben auf einem langen Transekt Eisdicke und -beschaffenheit bestimmt. Die Teams BGC, Eco und Atmos haben Gasaustauschmessungen an den selben Orten durchgeführt, an denen sie Eiskerne gezogen haben, während Team Ocean einen großen Riss beprobt hat. Die größte Gruppe bestand aus einem über das Eis gezogenen Fernerkundungsinstrument, gefolgt von einem Atmos-Schlitten zur Bestimmung der Energiebilanz und einem Schnee-Team, das die Eisoberfläche erforscht hat. Eine großartige Zusammenarbeit, um unterwegs so viele Daten wie möglich zu sammeln.

25. September 2020
Hannes Spitz

MOSAiC-Leiter Markus Rex ist gestern mit dem SeaDevCon Maritime Award 2020 ausgezeichnet worden. Er sagt: „Es ist mir eine Ehre, diesen Preis für das gesamte MOSAiC-Team in Empfang zu nehmen. Indem wir eine solide wissenschaftliche Basis für politische Entscheidungen zum Klimaschutz liefern, tragen wir gemeinsam dazu bei, den Arktischen Ozean zu schützen. Der Preis ist mit 5000 Euro ausgezeichnet. Diese Summe möchte ich dafür nutzen, die junge Generation über die Veränderungen in der Arktis und deren wichtige Bedeutung für sie selbst aufzuklären. Wenn wir von der Expedition zurückkehren, sind wir alle Arktis-Botschafter, wir haben fantastische Eindrücke zu teilen, wir können Leute inspirieren und motivieren, sich für den Schutz dieser faszinierenden Welt einzusetzen. Ich möchte alle Aktivitäten unterstützen, um die Öffentlichkeit zu erreichen, insbesondere die junge Generation.“ Daher soll das Preisgeld an Nachwuchsforschende gehen, um deren Reisekosten für Bildungsaktivitäten zu decken.

24. September 2020
Folke Mehrtens

Während unserer letzten Woche an der Scholle hat sich an Backbordseite neben der Polarstern das Eis geöffnet, sodass eine freie Wasserfläche entstanden ist. Eine gute Gelegenheit für die Teams Atmo und Ocean, neue Messungen durchzuführen: Sie haben ihre Kammer zur Bestimmung von Gasflüssen zwischen dem (hier offenen) Ozean und der Atmosphäre sowie der VMP (vertikale Mikrostruktursonde) zur Erfassung der physikalischen Parameter eingesetzt. Um verschiedene Stellen zu erreichen (beispielsweise die Eiskante oder offenes Wasser), haben sie ein Schlauchboot genutzt: Ein abwechslungsreicher Ausflug von der Polarstern aus.

23. September 2020
Lianna Nixon

Eine Standard-Zeitserie auf der Polarstern ist das Ballonsondierungsprogramm. Die Wetterballone messen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung und -geschwindigkeit sowie Höhe und Entfernung vom Schiff. Sie steigen in bis zu über 35 Kilometer Höhe auf und senden währenddessen ihre Daten zurück an Bord. Normalerweise findet alle sechs Stunden ein solcher Ballonaufstieg statt, aber zu bestimmten Gelegenheiten erhöht Team Atmo die Häufigkeit, wie beispielsweise letzte Nacht, als ein Sturmtief mit über 8 Beaufort Windstärke über uns hinweg zog. Die Ballone sind außerdem eine prima Projektionsfläche für Grüße in die Heimat, beispielsweise, wenn jemand einen Geburtstag verpasst.

22. September 2020
Lianna Nixon

Gestern sollten wir rechnerisch den ersten arktischen Sonnenuntergang auf dem 5. Fahrtabschnitt erleben. Auf unserem Breitengrad ist das ein Prozess, der mehrere Stunden dauert. Am Abend füllten sich die Außendecks der Polarstern. Allerdings standen niedrige Wolken direkt über dem Horizont, die verhinderten, dass wir die Sonne untergehen sehen konnten. Nichtsdestotrotz war es ein wunderschöner Abend und die rot gefärbten Wolken waren fast hübscher, als es ein klarer Himmel hätte sein können. Und in den nächsten Tagen werden weitere Sonnenuntergänge folgen!

21. September 2020
Lianna Nixon

Gestern war ein besonderer Tag: Der Start der MOSAiC-Expedition in Tromsø jährte sich am 20. September zum ersten Mal und wir haben unsere Drift mit der Scholle 2.0 beendet. Nach zwei Tagen des Camp-Abbaus haben wir uns am Sonntagnachmittag mit einer kleinen Feier von „unserer“ Scholle verabschiedet und die Chance für ein letztes Gruppenfoto auf dem Eis genutzt. Um 17:45 Uhr ging ein letztes Mal die Gangway hoch und eine dreiviertel Stunde später haben wir die Rückreise nach Süden gestartet. Anders als Fridtjof Nansen im Jahr 1894 haben wir keine zweite Überwinterung in der Arktis vor uns, sondern werden am 12. Oktober in Bremerhaven sein.

20. September 2020
Marcel Nicolaus

Das ROV-Team ist an den optischen Eigenschaften unter dem Eis interessiert, während sich die Eisoberfläche beim Gefrieren verändert. Daher ist das Team in den vergangenen Wochen mit dem Unterwasserroboter wiederholt definierte Gitterlinien abgefahren und hat Lichtspektren unter dem Eis aufgezeichnet, um die Veränderungen in dieser spannenden Phase zu dokumentieren. Eine weitere Aufgabe ist es, mit dem ROV Unter-Eis-Netze zu ziehen und so Proben für das Team Eco zu sammeln. Also stehen nach den erfolgreichen optischen Messungen mehrere Netze in zehn Metern Wassertiefe sowie direkt unter dem Eis auf dem Programm. Vergangene Woche gab es einen klasse „Fang des Tages“: vier Rippenquallen (Ctenophora), die den zwei Arten namens Mertensia ovum und Beroe cucumis angehören.

19. September 2020
Folke Mehrtens

Verena Mohaupt (Team Logistik) fährt das Argo in das große Nasslabor der Polarstern. Ein schwieriges Manöver, ist das Kettenfahrzeug doch eher dazu ausgelegt, schwere Lasten zu ziehen als im Zentimeterbereich um Kurven zu fahren. Das Logistik-Team ist unser großes Vorbild: Sie haben bereits Anfang der Woche begonnen, ihre Fracht zu sortieren und umzuräumen. So können sie den anderen Teams helfen, wenn sie ihre Instrumente und die Infrastrukturen zurück an Bord bringen. Bis Sonntag muss alles auf dem Schiff sein, denn dann werden wir unsere Scholle verlassen und die Rückreise Richtung Bremerhaven starten.

18. September 2020

Mit großer Freude nahm gestern das Kommunikationsteam der MOSAiC-Expedition den BdKom Award 2020 in der Kategorie „Team des Jahres“ entgegen. Dieser Preis wird jedes Jahr durch den Bundesverband der Kommunikatoren in vier Kategorien verliehen. Der Preis für das „Team des Jahres“ würdigt die gemeinsame und professionelle Kommunikationsleistung einer Abteilung und das Konzept ihres Kommunikationsprojektes. Doch selbstverständlich ist jedes Konzept immer nur so stark wie das gesamte Team, denn ohne Team geht gar nichts – was sich auch während der MOSAiC-Expedition immer wieder gezeigt hat. Deswegen gilt der Dank des Kommunikationsteams an dieser Stelle ganz ausdrücklich auch allen anderen Beteiligten der MOSAiC-Expedition aus den unterschiedlichsten Bereichen, die an der Realisierung dieser Jahrhundertexpedition mitgewirkt und die begleitende Kommunikation so großartig unterstützt haben.

17. September 2020
Ruzica Dadic

Eine der Wissenschaftlerinnen, die die meiste Zeit draußen verbringen, ist Ruzica Dadic (Team Ice). Sie untersucht die Oberflächenstruktur von Eis und Schnee und ist begeistert von den Veränderungen, die innerhalb kurzer Zeit auftreten können: „Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede zwischen Luft und Eisoberfläche können – zusammen mit bestimmten Windbedingungen – zu verschiedenen Ablagerungen auf den großartigen Schneeoberflächen führen. Nach unserer ersten klaren Nacht, die auf viele nebelige Tage folgte, haben wir das Schiff verlassen und wunderschöne kleine Körbchenformen gefunden, die sich über Nacht gebildet hatten. Sie wurden an der Oberfläche relativ schnell von frischem Schnee bedeckt. Wenige Tage später war dieser von plättchenförmigen Raureif-Kristallen überzogen (Bild: Mikro-Computertomographie), die den Tag über weiter gewachsen sind. Diese blieben aber auch nicht lange erhalten (wir wollen uns ja nicht langweilen), weil Luftfeuchtigkeit und Wind zunahmen, so dass diese Plättchen alle überfroren waren. Und dann kam der Regen…“

16. September 2020
Folke Mehrtens

Labor-Elektroniker Olaf Hüttebräucker füllt Flüssigstickstoff ab, der dafür genutzt wird, alle möglichen Proben zu konservieren. Der Flüssigstickstoff hat eine Temperatur von -196 Grad Celsius und verdampft bei normalem Umgebungsluftdruck unter beeindruckender Nebelbildung. Wir können ihn an Bord selber durch fraktionelle Destillation von verflüssigter Luft herstellen. Die zugehörige Anlage produziert bis zu 20 Liter am Tag, die dann in ein Dewar-Gefäß überführt werden. Der Dewar ist die Quelle, aus der sich die Wissenschaftler die benötigten kleineren Mengen abfüllen, und das sind mehrere Liter pro Tag.

15. September 2020
Folke Mehrtens

In den vergangenen Tagen haben wir zwei eisgebundene bio-optische Bojen aufgebaut. Zwei Holzboxen mit den Bojen sind als Außenlast vom Helikopter aufs Eis geflogen worden. Anschließend mussten wir große Löcher ins Eis bohren, um die Unterwassereinheiten einsetzen zu können. Das hat bei der ersten Boje prima geklappt, beim zweiten Loch sind wir dann jedoch auf dickes, übereingeschobenes Eis getroffen, so dass wir die Position neu angepasst haben. Schlussendlich konnten wir alles auf und unter dem Eis platzieren. Die Bojen haben diverse Sensoren, die unter anderem Strahlungsintensität in der Luft und unter dem Eis messen, Chlorophyll-Gehalt sowie das Vorkommen von Zooplankton und Fischen bestimmen. Sie werden auch nach unserer Abfahrt auf dem Eis bleiben und diese wertvollen Daten nach Hause senden.

14. September 2020
Sandro Dahlke

Auch wenn es so aussieht: Mario Hoppmann (Team Ocean) zieht nicht den Fesselballon Miss Piggy durch die Gegend. In Wirklichkeit zieht er eine 100 Meter lange Leine mit einer CTD und einem Sensor (plus Grundgewicht), der den Nitratgehalt des Wassers misst. Er hängt dauerhaft in etwa 15 Metern Wassertiefe und jeder, der an der Messstelle vorbeikommt, ist eingeladen, eine kleine Trainingseinheit einzulegen: Absenken des Sensors auf 100 Meter und dann langsam bis zur Oberfläche hochziehen, um ein Nitrat-Profil in der Wassersäule aufzuzeichnen. Dazu kann man entweder am Loch stehenbleiben und ziehen (Oberarmtraining) oder man hält die Leine und marschiert damit vom Loch weg (Ganzkörpertraining).

13. September 2020
Markus Rex

Diese Woche konnten wir teilweise herrlichen Sonnenschein genießen, der von einem spannenden Phänomen begleitet wurde: sogenannte Halo-Erscheinungen. Diese Ringe um die Sonne entstehen durch Brechung und Reflexion des Lichts an Eiskristallen, die von der Eisoberfläche aufgewirbelt werden. Auch Zuhause lässt sich diese optische Erscheinung selten beobachten, dann ist sie auf Zirruswolken zurückzuführen. Hier in der Arktis ist unser Blick unverstellt – und wir freuen uns daran, draußen zu sein und die fantastische Natur um uns zu genießen.

12. September 2020
Steffen Graupner

Wir nutzen Drohnen für wissenschaftliche Zwecke: Roberta Pirazzini und Henna-Reetta Hannula (Team Ice) fliegen eine kleine Drohne in 30 Metern Höhe, um die Schollenoberfläche zu kartieren. Sie setzen außerdem diese große Spectra-Drohne in 5, 10 und 30 Metern Höhe ein, um Breitband- und Spektral-Albedomessungen durchzuführen. Ihre Daten werden sie später mit Oberflächen-Albedomessungen sowie Lichtdurchlässigkeitsmessungen unter dem Eis kombinieren. Deshalb fliegen sie über die Albedo-Messstrecke und das Unterwasser-Roboter-Messgebiet, wo Kollegen regelmäßig mit handgehaltenen Geräten und dem ROV entsprechende Messungen durchführen.

11. September 2020
Steffen Graupner

Gerade vor unserer geplanten 36-Stunden-Messung Anfang der Woche öffnete sich am vergangenen Sonntagmorgen ein kleines Wetterfenster mit Flugbedingungen. In den vergangenen, von Nebel geprägten Wochen waren diese Möglichkeiten rar, so dass sich alle an Flugzeit Interessierten beeilt haben, die guten Bedingungen bestmöglich zu nutzen. Eine der Aktivitäten war ein Drohnenflug, um hochaufgelöste Luftbilder aufzunehmen, die wir dann zu einer Karte unserer Scholle zusammengesetzt haben. Für unsere täglichen Planungssitzungen haben wir darin unsere Messstationen eingetragen, so dass sich alle prima orientieren können – und nicht durch anderer Leute Messfelder spazieren.

10. September 2020
Lianna Nixon

Immer donnerstags stehen Arbeiten in der Wassersäule an: Die Schiffs-CTD mit dem Wasserschöpfer misst ozeanographische Parameter und sammelt Wasserproben in verschiedenen Tiefen direkt neben der Polarstern. Außerdem werden verschiedene Netze eingesetzt: Ein Multinetz sowie Ringnetze unterschiedlicher Maschenweiten gehen zu Wasser. Team Eco fischt damit Phyto- und Zooplankton, um die Artenzusammensetzungen und Häufigkeiten zu untersuchen. Bei windigen Bedingungen ist es eine ganz schöne Herausforderung, die großen Netze einzusetzen. Der Wind greift nicht über der Oberfläche an, sondern wir driften gewöhnlich auch schneller als bei ruhigerem Wetter. Daher muss am Netz ein schweres Gewicht befestigt werden, um es so gerade wie möglich bis in mehrere hundert Meter Tiefe zu ziehen.

9. September 2020
Folke Mehrtens

Die vergangenen beiden Tage konnten wir einen relativ klaren Himmel genießen. Es war beeindruckend, die Sonne durchgehend etwa zwei fingerbreit über dem Horizont um uns kreisen zu sehen. Mittag und Mitternacht verschmelzen und diese Begriffe verlieren hier auf fast 89 Grad nördlicher Breite ihre Bedeutung. Fridtjof Nansens Fram-Expedition befand sich am 9. September 1894 um einiges weiter südlich (auf 81° 4‘ N), als er in seinem Tagebuch-Eintrag vermerkte, bereits die ersten Sonnenuntergänge erlebt zu haben. Am Nordpol wird der Polartag um den 23. September durch einen einzigen Sonnenuntergang in die Polarnacht übergehen. Je nachdem, wohin uns die Drift dann geführt hat, wird es ähnlich sein und wir werden vermutlich nur ganz wenige Tage erleben, an denen die Sonne während dieser Übergangsphase extrem flach über dem Horizont ihre Bahn zieht.

8. September 2020
Folke Mehrtens

Matrose Andreas Bäcker bereitet Rettungsringe auf, die mit der letzten Versorgung eingetroffen sind. Sie kommen als neutrale rot-weiße Modelle an und müssen mit Schiffsnamen und Heimathafen gekennzeichnet werden. Dafür gibt es eine Schablone, die er mit Tape auf dem Rettungsring anbringt, bevor er die Farbe auftupft. Die Rettungsringe selber müssen regelmäßig ausgetauscht werden, um die Funktion sicherzustellen, denn sie hängen ja bei Wind und Wetter draußen. Wir haben übrigens zwei tolle Gebrauchte hier an Bord: Beim Treffen mit den Versorgungsschiffen Sonne und Maria S. Merian haben sie uns ihre als Andenken geschenkt, die jetzt die Bar dekorieren.

7. September 2020
Lianna Nixon

Der Wetterbericht hat vorhergesagt, dass ein Tiefdruckgebiet mit Starkwind unsere Scholle überqueren wird. Außerdem friert es bei Temperaturen beständig unter 0 Grad Celsius. Das bedeutet: Zeit für eine sogenannte intensive Beobachtung, um die Einflüsse dieser Prozesse auf die Wassersäule zu untersuchen. Dazu führen wir ein 36-stündiges Mess- und Beobachtungsprogramm durch, hauptsächlich durch die Teams Ocean und Eco. Wir haben einen Plan für die Eisbären- und Brückenwachen aufgestellt und problemlos viele Ozeanfreunde gefunden. Das sind Leute, die die Forschenden im Feld begleiten, damit diese nicht alleine sind, während sie beispielsweise wie Zoe Koenig auf dem Foto die ozeanographische Messung mit der Mikrostruktursonde durchführen. Vielleicht hat auch Zoes Versprechen eine Extramotivation gegeben, dass jede Menge Schokolade, Kaffee, Tee und heißer Kakao draußen auf die Helfenden warten.

6. September 2020
Lianna Nixon

Zoe Koenig (Team Ocean) und Manuel Dall'Osto (Team BGC) zeichnen ozeanographische Profile in derselben Eisrinne aus, die wir vorgestern vorgestellt haben. Dafür nutzen sie den sogenannten Upriser: Er misst Verwirbelungen zwischen den verschiedenen Wasserschichten von 60 Metern Wassertiefe bis zur Oberfläche. Bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt können wir ohne weiteren Schutz im Feld arbeiten. Daher können wir auch den Strömungsmesser für vertikale Mikrostrukturen flexibel einsetzen. Beispielsweise um Wasserwirbel in Eisrinnen zu messen, um zu erfahren, wie stabil die Süßwasserlinse ist, die wir an vielen Orten als oberste Wasserschicht antreffen. Die physikalischen Ozeanographen untersuchen, wie sich diese Süßwasserlinse jetzt entwickelt, wo die Gefrierphase des Ozeans beginnt – und das gemeinsam mit anderen Teams als übergreifendes Ereignis.

5. September 2020
Steffen Graupner

Die sommerliche Arktis ist überwiegend nebelig. Aber sobald die Sonne es durch die tiefen Wolkenschichten schafft, genießen wir das tolle Licht hier im Norden. Da spielt die Tageszeit eine untergeordnete Rolle: Vergangene Woche gab es gegen Mitternacht Sonnenschein und plötzlich tummelten sich überraschend viele Menschen auf den Außendecks. Diese Bedingungen nutzte Steffen Graupner (Team Logistik) für einen Drohnenflug, um die Polarstern zu fotografieren. Ein schöner Nebeneffekt von tiefhängenden Wolkenresten war ein Nebelbogen, der ebenso wie ein Regenbogen gegenüber der Sonne am Himmel sichtbar wird (mehr zu diesem Phänomen steht im Eintrag vom 7. Juli).

4. September 2020
Lianna Nixon

Gunnar Spreen und Linda Thielke bauen ihr Mikrowellen-Radiometer namens ARIEL zusammen mit einer Infrarotkamera an einer Eisrinne auf. Die Instrumente können hier aufzeichnen, wie dünnes Eis auf dem offenen Wasser wächst, das gerade an der frisch entstandenen Rinne auftritt. Ariel ist beweglich und wird bei anderer Gelegenheit auch entlang von Messabschnitten gemeinsam mit anderen Messungen eingesetzt werden, beispielsweise Dicke und Eigenschaften von Schnee und Eis. Das Wissen über diese Parameter hilft, Ariels Daten zu interpretieren. Vergleichbare Mikrowellen-Radiometerdaten für Eisdickenmessungen zeichnen Satelliten (SMOS und SMAP) auf, die natürlich auf viel größeren räumlichen Skalen (mehrere zehn Kilometer) und unabhängig von Menschen vor Ort messen können. Es ist jedoch wichtig, diese Daten im Feld zu validieren.

3. September 2020
Lianna Nixon

Wie lässt sich ein Riss überqueren? Wir sind einfallsreich, um Wege über offene Wasserstellen zu finden: Die beiden Drohnenpilotinnen Henna-Reetta Hannula und Roberta Pirazzini (beide Team Ice, v.l.n.r.) nutzen einen Ponton als Floß, den Bob Campbell (Team Eco) über das Wasser zieht. Weil wir uns erst am Beginn der Frostperiode befinden, ist das Eis dynamisch und an einigen Stellen entstehen im Tidenzyklus Risse oder es bilden sich Eisrücken. Daher müssen wir darauf vorbereitet sein, dass sich die Zugangswege zu unseren Messstationen oder ganze Teile der Scholle verändern. Aber die zentrale Scholle mit unserem Forschungscamp bleibt von Rissen oder Deformationen verschont und wir können mit der Eisdynamik um uns herum gut umgehen.

2. September 2020
Lianna Nixon

Montag war unser erster Eiskern-Tag auf der neuen MOSAiC-Scholle – und damit haben wir die wöchentlichen Routine-Messungen begonnen. Mitglieder der Teams Ice, Eco und BGC haben mehr als 30 Kerne gezogen, und zwar – verglichen mit der ersten Scholle – nahe dem Schiff, was uns lange Transportwege erspart. Die Eisdicke und damit die Kernlänge variierte zwischen 1,40 und 1,70 Meter. Bereits im Feld misst Emelia Chamberlain (Team Eco) bestimmte Eigenschaften des Kernes wie Temperatur und Salzgehalt, bevor Daiki Nomura (Team BGC) ihn für weitere Analysen in einer Tüte verpackt.

1. September 2020
Lianna Nixon

Rückblick auf unseren Transit: Team Ocean-Forscher Jacob Allerholt bringt eine xCTD aus, während wir auf dem Weg zu unserer neuen Scholle sind. Das ist sehr leicht: Man schleudert sie einfach außenbords, was auch während der Fahrt möglich ist. So haben wir auf dem Weg Richtung Nordpol jeden halben Breitengrad eine Sonde ausgebracht. Diese Geräte senden uns Temperatur, Salzgehalt und Tiefe der obersten 1000 Meter Wassersäule – wichtige Parameter, um verschiedene Wasserschichten zu charakterisieren. Dafür benötigen sie lediglich 5-10 Minuten; einzige Herausforderung ist, dass das Kabel, über das sie ihre Daten senden, sehr empfindlich ist und demnach nicht mit Eis in Berührung kommen sollte. „Daher koordinieren wir das Programm mit der Brücke und bisher haben bis auf eine alle xCTDs die 1000 Meter erreicht“, berichtet Team Ice-Leiterin Zoe Koenig.

31. August 2020
Esther Horvath

Nach einer fünfmonatigen Corona-bedingten Zwangspause starteten gestern die beiden deutschen Polarforschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6 von Spitzbergen aus zu ihren ersten Arktis-Messkampagnen des Jahres. Die wissenschaftlichen Messflüge bis weit in die zentrale Arktis hinein dienen der Erforschung von Atmosphäre und Meereis und ergänzen das umfangreiche Forschungsprogramm der MOSAiC-Expedition. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen die Wolkenbildung über dem Arktischen Ozean sowie die Frage, ob das im Rahmen der MOSAiC-Expedition untersuchte Meereis eher dicker oder dünner war als in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten und wie sich die überdurchschnittlich hohen Sommertemperaturen auf die arktische Eisdecke ausgewirkt haben.

30. August 2020
Folke Mehrtens

Nansen berichtet in seinem heutigen Tagebucheintrag der historischen Fram-Expedition von der erfolgreichen Installation eines Teeröl-Apparats zum Heizen des Herdes, der allerdings später explodiert ist. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir drei Köche haben, die sich um unser leibliches Wohl kümmern. Sie haben dafür eine prima ausgestattete Kombüse, in der sie das leckere Essen zubereiten – und müssen sich nicht mit dem Betanken von Öfen rumplagen, denn an Bord gibt es Elektroherde.

29. August 2020
Folke Mehrtens

Eine weitere Neuerung für Abschnitt 5: Wir haben ein etwa 2 x 2 Meter großes Loch ins Eis direkt neben dem Schiff geschnitten. Dadurch können wir jetzt das CTD-Instrument mit Wasserschöpfer, Netzen und anderen Geräten mit dem Schiffskran einsetzen. Die Teams Ocean, Ökosystem und Biogeochemie werden hier ihre wöchentlichen Probennahmen durchführen – und haben sich zusammengeschlossen, um das Loch im Eis einzurichten, das an dieser Stelle etwa 1,50 Meter dick ist. Dafür haben sie zunächst mit Eisbohrern einzelne Löcher ins Eis getrieben, bis zwei große Blöcke freigelegt waren. Diese hat die Crew dann mit dem Schiffskran herausgehoben. Eine Pumpe ist immer dann im Wasser, wenn hier kein Geräteeinsatz stattfindet, damit das Loch eisfrei bleibt.

28. August 2020
Lianna Nixon

Wir hatten den ersten Eisbärenbesuch an unserer neuen Scholle auf 87° 51’ N, eine der nördlichsten Sichtungen während MOSAiC! Abends kamen eine Mutter und ihr Junges aus Osten zum Heck der Polarstern. Beide waren sehr neugierig zu sehen, was wir hier machen: Sie hoben ihre Köpfe und schnüffelten in der Luft, während sie sich vorsichtig dem Schiff näherten. Dann wendeten sie sich ab und spazierten unseren Hauptweg entlang, vorbei an der Fernerkundungsstation (Remote Sensing Site) und Met City, unserem Meteorologie-Standort. Dort inspizierten beide ein paar Instrumente und interessierten sich für eine Flagge. Damit sie nicht auf Material herum kauen, welches potentiell schädlich für die Bären wäre, haben wir das Schiffshorn genutzt, um sie zu vertreiben. Mutter und Junges haben unsere Scholle daraufhin in nördlicher Richtung verlassen.

27. August 2020
Lianna Nixon

Unter den ersten auf der neuen Scholle ausgebrachten Geräten waren zwei Schlitten zur Erfassung von Energieflüssen. Diese sogenannten Flux-Schlitten waren früher als Autonome Oberflächen-Strömungsmesser (ASFS) Teil des "Distributed Network" und in größerer Entfernung zur Polarstern. Dort haben sie den Kräften der Natur widerstanden, denn sie wurden u.a. unter Presseisrücken begraben. Sie messen viele atmosphärische Größen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wasserdampf, Strahlung aber auch Schneetiefe und die GPS-Position. Die Teilnehmenden der früheren Fahrtabschnitte haben sie wieder bergen können und wir sind sehr froh, dass diese Geräte seit unserer Ankunft an der neuen Scholle die wichtigen Daten aufzeichnen.

26. August 2020
Lianna Nixon

Zoe Brasseur und Matt Boyer vom Team Atmos haben sich – wie viele andere - freiwillig zum Straßenbau gemeldet. Die Straße wird unser Hauptzugang zu den einzelnen Forschungsstationen auf der Scholle sein; sie führt vom Schiff durch einen Eisrücken in das zentrale Observatorium. Wir werden sie auch nutzen, um schweres Material auf Schlitten zu diesen Stationen zu bewegen. Daher muss der Weg so eben wie möglich sein und möglichst wenige enge Kurven haben, damit wir auch große Ausrüstungsgegenstände über den Eisrücken manövrieren können. Die ersten Tage an der Scholle haben wir neben den bereits begonnenen Forschungsaktivitäten mit solchen Konstruktionsarbeiten verbracht, mit dem Erfolg, dass unsere Straße ein richtiger Highway geworden ist.

25. August 2020
Lianna Nixon

Samstag hatten wir unseren ersten vollen Tag auf der neuen Scholle. Es gab allerhand zu tun: Einige Teams haben mit logistischen Arbeiten losgelegt - Entladen von Fracht auf das Eis, Straßenbau und Erkunden der Scholle, um die Standorte für die verschiedenen Messgeräte festzulegen. Parallel dazu haben andere bereits mit der Forschung begonnen. So hat das Team Ocean einen Schmelztümpel als Zugang zum Wasser genutzt. Dieser war bereits durchgeschmolzen, sprich der Boden war zum Ozean offen und das Team musste lediglich wenig Eis von der Oberfläche entfernen, um die sogenannte Mikrostruktursonde (MSS) einsetzen zu können. Sie konnten damit bereits acht Profile der Turbulenz in den oberen 380 Meter Wassersäule messen.

24. August 2020
Evgenii Salganik

Das 4. Expeditionsteam ist sicher zurück an Land! Nach knapp zwei Wochen an Bord der Akademik Tryoshnikov lief das Team heute im Hafen von Bremerhaven ein. In den letzten Tagen haben sie Instrumente des verteilten Messnetzwerks von verschiedenen Schollen geborgen, um sie für weitere Ausfahrten einsetzen zu können. Mit russischem Essen, einigen Restarbeiten, wissenschaftlichen Diskussionen, viel Sport und etwas Zeit zum Ausruhen geht nach guten 4 Monaten engsten Zusammenlebens die Expedition für die Forschenden und ein paar Polarstern-Crewmitglieder nun zu Ende. In den nächsten Tagen treten sie ihre individuellen Reisen in die Heimatländer in Europa und Nordamerika an. Ob sie sich in dieser Zusammensetzung so noch einmal wiedersehen, bleibt ungewiss, sicher ist aber, dass sie alle die Zeit an Bord als eine große Familie für immer in guter Erinnerung behalten werden. Sie wünschen dem 5. Team weiterhin eine gute Zeit auf der Polarstern und eine erfolgreiche, finale Phase der MOSAiC-Expedition.

23. August 2020
Lianna Nixon

Auf der Polarstern benötigen alle Forschenden ein Sicherheitstraining, um in den kommenden Monaten beim abschließenden Fahrtabschnitt auf dem Eis arbeiten zu dürfen. Wer bisher noch nicht an der Expedition teilgenommen hat, hat dies in den vergangenen Tagen absolviert. Eines dieser Trainings ist die Eigenrettung auf dem Eis: Wir müssen in der Lage sein, uns zurück aufs Eis zu retten, sollten wir durchbrechen und ins Wasser fallen. Dazu hat jeder zwei Eispickel dabei, sobald er das Schiff verlässt. Diese lassen sich bei Bedarf ins Eis rammen und man kann sich mit ihrer Hilfe auf die Oberfläche ziehen. Das haben wir jetzt im Pool an Bord ausprobiert, und zwar mit einer Scholle aus Holz. Diese Übung war definitiv viel wärmer, als es draußen sein wird.

22. August 2020
Lianna Nixon

MOSAiC hat ein neues Zuhause: Die MOSAiC-Scholle 2.0 bei ungefähr 87° 43‘ Nord und 104° 30‘ Ost, nur elf Seemeilen von der Route entfernt, die die Original-Scholle im Januar 2020 genommen hat. Wegen schwieriger Witterungsbedingungen konnten wir die Helikopter nicht zur Schollensuche nutzen, und auch Radar-Satellitendaten sind derzeit wegen der vielen Schmelztümpel wenig hilfreich, denn diese erschweren die Identifikation geeigneter Schollen. „Wir waren aufs Schiffsradar angewiesen, sowie auf das, was wir mit eigenen Augen direkt von der Brücke aus im Nebel sehen konnten. Glücklicherweise sind wir direkt zu Beginn unserer Suche an einer vielversprechenden Scholle vorbeigekommen, haben das Schiff dann gestoppt und angefangen, den Untergrund zu untersuchen“, sagt Expeditionsleiter Markus Rex. Er ging mit einer ersten Gruppe aufs Eis, die dessen Dicke gemessen und sich einen ersten Eindruck von den Strukturen verschafft hat. „Wir haben ein ideales Stück Eis“, ergänzt er nach der Erkundung. Die endgültige Position der Polarstern wurde auf Basis der Vorerkundung festgelegt und Kapitän Thomas Wunderlich manövrierte die Polarstern auf den Liegeplatz, wo sie bis zum Ende der Expedition liegen bleiben soll. Die ersten wissenschaftlichen Messungen haben bereits parallel zum Aufbau des neuen Forschungscamps begonnen.

21. August 2020

Der Podcast „Eingefroren in der Arktis – mit SWR1 auf dem Forschungsschiff Polarstern“ ist einer von drei möglichen Preisträgern in der Kategorie „Beste Innovation am Morgen“ bei der Wahl zum Deutschen Radiopreis. Bereits die Nominierung gilt in Hörfunkkreisen als große Auszeichnung, insgesamt 430 Radioleute haben sich alleine dieses Jahr darum beworben. „Die Nominierung ist einfach toll! Sie zeigt, dass wir die Menschen in Deutschland mit innovativen Kommunikationsformaten ganz dicht auf unsere Reise mitnehmen, dass wir viele zu Hause inspirieren und begeistern und dass wir damit auch ein breites Bewusstsein dafür schaffen, wie sehr der Klimawandel die Arktis bedroht. Neben unserer sehr erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeit geht damit auch das Kommunikationskonzept der Expedition auf. Ich freue mich sehr darüber, dass wir zusammen mit dem SWR1-Team um Christiane von Wolff ein Format schaffen konnten, das offensichtlich begeistert“, sagt MOSAiC-Leiter Markus Rex.

20. August 2020
Lianna Nixon

Um bei unserem Nordpolbesuch ein bleibendes Zeichen zu setzen, hat Lagerhalter Markus Plehn eine Stahlplakette produziert mit Schiffs- und Expeditionsnamen sowie dem Datum, an dem wir 90 Grad Nord erreicht haben. MOSAiC-Leiter Markus Rex und Polarstern-Kapitän Thomas Wunderlich haben sie gleich nach dem Empfang auf der Brücke auf den Meeresboden befördert – ein feierlicher Moment während unseres Besuchs am nördlichsten Punkt der Welt.

19. August 2020
Lianna Nixon

Nach nur sechs Tagen Fahrt nach Norden haben wir den Nordpol erreicht! In diesem Jahr zeigten Satellitenaufnahmen, dass die Eisbedeckung nördlich von Grönland bis jenseits von 87 Grad Nord überraschend locker war. Also haben wir den direkten Zugang in die zentrale Transpolardrift gewählt: nördlich von Grönland tief nach Norden. Zur Feier des Anlasses haben wir uns auf der Brücke versammelt und gespannt beobachtet, wie der Kompass die 90 Grad Nord anzeigt. Die Teams Ocean, Eco und BGC beproben hier die Wassersäule und haben als Andenken für jeden ein Probenfläschchen mit Tiefenwasser vom Nordpol abgefüllt – Dankeschön für die tolle Überraschung!

18. August 2020
Folke Mehrtens

Am Sonntag haben wir auf dem Transit ins Untersuchungsgebiet die erste Boje vom fünften Fahrtabschnitt auf einer der Schollen ausgebracht. Nachdem sie die Boje vorbereitet hatten und in ihre Überlebensanzüge geschlüpft waren, sind Marcel Nicolaus vom Team Ice und Mario Hoppmann vom Team Ocean in den Mummychair gestiegen, der sie auf das Eis übergesetzt hat. Vor Ort hat Marcel schnell mit einem Eisbohrer die Dicke der Scholle gemessen und die Boje ausgesetzt. Sie wird über Positionsdaten die Eisdrift in diesem Teil der Arktis bestimmen und misst den Luftdruck; diese Daten sind Teil des Global Telecommunication Systems (GTS). Wir planen, noch ein paar weitere Bojen auf der Anreise und später auf dem Rückweg auszubringen. Wenn wir an unserer neuen Scholle angekommen sind, werden wir Eisbojen um unser zukünftiges neues zentrales Observatorium herum aufbauen, die dann eine kleine Version des 'Verteilten Stationsnetzwerks' bilden.

17. August 2020
Lianna Nixon

Nach drei Wochen Schokoladenmangel auf der Polarstern sind mit dem neuen Team auch neue Waren eingetroffen! Für diejenigen, die auf Fahrtabschnitt 5 an Bord bleiben bedeutet das: Aufstocken der Vorräte an Vollmilch-, Joghurt-, Nuss- oder dunkler Schokolade, Kokosnussriegel und anderen Süßigkeiten, die Menschen glücklich machen, die auf dem Eis arbeiten. Bei der Feldarbeit verbrauchen wir viel Energie und somit Kalorien, um uns warm zu halten und bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten. Daher sind Snacks mit Zucker und Fett willkommen, um Energie aufzutanken. Außerdem macht Schokolade glücklich und hilft denjenigen, die weit von Zuhause entfernt ihre Freunde und Familien vermissen.

16. August 2020
Folke Mehrtens

Wir sind auf dieser einjährigen Expedition, um die dringend benötigten Daten aus der Zentralarktis zu gewinnen. Daher ist es wichtig, die Datenspeicherung optimal zu organisieren, um einen leichten Zugang zu gewährleisten. Es gibt eine sogenannte Sensor Web Applikation, der Ort, wo Informationen und Metadaten zu allen Plattformen, Geräten und Sensoren abgelegt sind. Zusätzlich gibt es den Zentralen MOSAiC-Datenspeicher: Der Speicherort für alle Rohdaten, die dort regelmäßig automatisch gesichert werden. Nach jedem Fahrtabschnitt werden diese Rohdaten nach Hause gebracht und stehen dann der MOSAiC-Wissenschaftsgemeinschaft zeitnah zur Verfügung. Team Data hat einen Auffrischungskurs über diese Plattformen durchgeführt, damit alle damit vertraut sind.

15. August 2020
Folke Mehrtens

Jede Menge Arbeit für die Helicrew: Es gibt jede Menge Wartungsintervalle für die unterschiedlichen Teile der Hubschrauber. Daher hat das Team entschieden, alles, was sinnvoller Weise vorgezogen werden kann, jetzt zu erledigen. Wir wollen nämlich Eiserkundungsflüge durchführen, wenn wir weiter nach Nordosten kommen. Dort wird die Verfügbarkeit von Satellitendaten rar und der Blick voraus aus der Luft soll es uns ermöglichen, die beste Route zu finden. Deshalb haben wir heute erstmals auf unserem Abschnitt einen Hubschrauber auf dem Helideck gesehen. Das Heliteam muss für die Wartung die Rotorblätter abnehmen, was im engen Hangar nicht möglich ist. Die Helikopter werden demnächst einsatzbereit sein – wir denken jetzt über Mittel und Wege nach, wie wir für passende Wetterbedingungen sorgen können.

14. August 2020

Wir kommen auf unserem Weg nach Norden gut voran und haben in den 24 Stunden, seit wir unsere Versorgungsposition verlassen haben, bereits etwa 150 Seemeilen (rund 277 Kilometer) zurückgelegt. Heute Morgen waren wir quasi von offenem Wasser umgeben, denn wir befinden uns in der sogenannten Nordostgrönländischen Polynia - ein Gebiet, in dem durch ablandige Winde das Eis von der Küste weggedrückt wird. Momentan ist außerdem die Eisbedeckung direkt nördlich von uns weniger dicht als weiter im Osten. Daher haben wir uns entschieden, ziemlich direkt nach Norden zu fahren, um die lockeren Eisbedingungen so lange wie möglich zu nutzen, bevor wir dann nach Osten steuern und nach einer Scholle suchen, die ähnliche Eigenschaften wie die ursprüngliche MOSAiC-Scholle aufweist.

13. August 2020
Lianna Nixon

Heute früh haben wir uns endgültig von unseren Kollegen von Abschnitt 4 verabschiedet. Nachdem das Treibstoff-Bunkern in der Nacht abgeschlossen werden konnte, hieß es um 9:00 Leinen los von unserem Versorgungsschiff Akademik Tryoshnikov. Viele Menschen standen draußen, um etwa eine halbe Stunde zum Abschied zu winken. Danach wartete bereits unser nächster Termin: Kapitän und Offiziere haben sich vorgestellt und uns in die Gepflogenheiten an Bord eingewiesen, es folgte die obligatorische Sicherheitsübung. Jetzt dampfen wir nordwärts in Richtung Zentralarktis, wo wir den Beginn der Neueisbildung untersuchen werden - der letzte fehlende Prozess, bevor wir den ganzen Jahresgang erforscht haben. Wir freuen uns auf diese finale MOSAiC Etappe, los geht's, Abschnitt 5!

12. August 2020
Lianna Nixon

Heute ist das offizielle Ende des 4. und der Start des 5. Fahrtabschnitts! Das bedeutet, dass das jetzige Team - der Fahrtabschnitt mit den wohl meisten Umarmungen - die Polarstern verlässt und auf die Akademik Tryoshnikov umzieht, während das neue Team die wissenschaftliche Arbeit auf dem deutschen Eisbrecher übernimmt. Wir hatten von Anfang an ein hartarbeitendes, begeistertes und unterstützendes Team und die Atmosphäre an Bord war sehr willkommendheißend, und man hat sich immer um einander gekümmert. Das Team hat einen beeindruckenden Berg an Arbeit geleistet und war dabei stets motiviert, liebenswürdig und voller Freude! Das 4. MOSAiC-Team verlässt das Schiff einerseits glücklich, sich bald auf den Heimweg machen zu können, aber gleichermaßen auch mit einem weinenden Auge. Danke an all die unfassbare Mühe und den Erfolg, den ihr alle geleistet habt: Danke an die Mannschaft! Danke an die Wissenschaftler*innen und alle anderen Unterstützer*innen! Alles Gute und einen sicheren Heimweg!

11. August 2020
Steffen Graupner

Am Montagvormittag fand unser Anlegemanöver statt: Die Polarstern ist vorsichtig an die Akademik Tryoshnikov herangefahren und hat sich mit ihrem Bug an das Heck des russischen Forschungseisbrechers gelegt. Dicke, an der Seite der Tryoshnikov ausgebrachte Fender schützen die Schiffe. Leinen wurden übergeben und seit der Mittagszeit liegen wir im Päckchen auf Hoher See nebeneinander. Zeitnah wurden die Schläuche für die Treibstoffübergabe ausgerollt, um das Bunkern beginnen zu können. Parallel setzen erste Personen per Mummychair (ein Korb, der am Kran hängt und bis zu fünf Personen von Deck zu Deck befördern kann) über auf die Polarstern, um die wissenschaftlichen und schiffstechnischen Übergaben zu starten. Das geschäftige Hin und Her wird die kommenden Tage bestimmen und wir hoffen, dass Versorgung und Übergabe reibungslos verlaufen.

10. August 2020

Winde und Meeresströmungen bewegen Eisschollen in der Arktis. Durch diese Bewegungen entstehen mancherorts Spannungen im Eis. Das Eis bricht auseinander und offenes Wasser bildet sich. An anderen Stellen bewegen sich die Eisschollen aufeinander zu und türmen sich zu hohen Eisrücken auf. Das 4. MOSAiC-Team hat nur wenig Dynamik auf der MOSAiC-Scholle beobachtet, obwohl die Umgebung der stabilen MOSAiC-Scholle sehr dynamisch war. Das liegt auch daran, dass die Eiskonzentration ab Mitte Juli soweit abgenommen hatte, dass die Schollen sich relativ ungehindert bewegen konnten. Das Schiffsradar scannt regelmäßig die Umgebung in einem Abstand von 3 NM und bildet die Bewegungen der Eisschollen ab. Unterschiedliche Helligkeiten auf den Bildern zeigen verformtes Eis (zerbrochene/aufgetürmte Eisblöcke) (hell) und nicht verformtes, flaches Eis (dunkel) an.

9. August 2020
Lisa Grosfeld

Nach lediglich fünf Tagen Dampfen ist die Akademik Tryoshnikov heute Nacht mit den Teilnehmenden von Abschnitt 5 in der Nähe der Polarstern angekommen und wir können einander auf dem Schiffsradar sehen. Jetzt gibt es ein erstes Treffen zwischen den Kapitänen und den wissenschaftlichen Fahrtleitungen. Die Fahrt nach Norden verlief sehr ruhig und wir sind mit 12-16 Knoten flott vorangekommen. Wir haben die Zeit für Team Building und letzte Vorbereitungen genutzt und noch einmal Kräfte gesammelt. Einige waren in engem Kontakt mit Kollegen auf der Polarstern, um die Bergung weiterer Elemente des verteilten Netzwerks zu unterstützen. Andere waren noch mit wissenschaftlichen Publikationen beschäftigt, bevor wir kommende Woche die Verantwortung für alle MOSAiC-Messungen übernehmen werden. Und alle waren sehr mit den vier leckeren täglichen Mahlzeiten ausgelastet: Dankeschön dafür, Akademik Tryoshnikov Crew - und für die gastfreundliche Atmosphäre an Bord! Die nächsten Tage werden wir jetzt mit Treibstoff-Bunkern, Versorgung und Übergabe der Aufgaben verbringen, bevor dann der letzte MOSAiC-Abschnitt beginnt.

8. August 2020
Lisa Grosfeld

Was heißt es eigentlich eine Teamübergabe zu machen? Zurzeit sind wir damit beschäftigt, unsere Papier-Aufzeichnungen während der Eis- und Laborarbeiten zu digitalisieren und Proben und Eiskerne zum Versand zu verpacken. Messgeräte und andere Arbeitsutensilien werden entweder für das nächste Team geordnet, verstaut oder in den Rückkehr-Fracht-Container gepackt, damit die Tryoshnikov sie zurück nach Bremerhaven bringen kann. Wie es sich zu einer Übergabe gehört, putzen wir unsere Labore und Arbeitsräume und machen alles für das Zusammentreffen der Teams fertig. Zudem koordinieren wir Übergabegespräche für die verschiedenen Teams, damit wir wissen, wer wann auf welchem Schiff ist und wir genug Zeit haben, um unsere Arbeitsprozesse zu übergeben und damit Kontinuität zu gewährleisten, während die Crews mit den Cargo-Operationen zwischen den zwei Schiffen koordinieren können. Darunter sind Messinstrumente sowie Ausrüstung für Bergungsarbeiten und natürlich frisches Gemüse, Obst und Kühlwaren.

7. August 2020
Lisa Grosfeld

Nach zehn Tagen mit Nebel und dichter Bewölkung genießen wir seit Mittwochabend wieder Sonnenschein. Das ist eine tolle Möglichkeit, die Computerarbeit aufs Deck zu verlegen oder wenigstens die Pausen zum Vitamin-D-Tanken zu nutzen, um Energie für die Abschlussphase unseres Fahrtabschnitts zu sammeln. Wenn die Sicht nicht mit dichtem Nebel beeinträchtigt ist, ist es zudem wesentlich einfacher die Außenstationen aufzuspüren, die als Netzwerk in bis zu 50 km Abstand von dem Forschungscamp entfernt auf dem Eis aufgebaut worden waren. Auf dem Abbau dieser Stationen liegt im Moment der Fokus der Expedition. Mit Hilfe der GPS-Koordinaten, die von den Instrumenten ausgesendet werden, fährt das MOSAiC-Team gezielt zu den verschiedenen Eisschollen. Soweit verläuft die Bergungsaktion nach Plan und die Polarstern kann schon viele Bergungsarbeiten, die ursprünglich für die Akademik Tryoshnikov vorgesehen waren, übernehmen. Wir sind zuversichtlich die anderen Instrumente in den nächsten Tagen aufzuspüren und zurück an Bord zu holen, bevor wir auf das nächste MOSAiC-Team treffen.

6. August 2020
Lianna Nixon

Es ist vollbracht: Team Ocean hat sein Cluster geborgen! Es misst Meeresströmungen, Turbulenz, Temperatur, Salzgehalt und CO2 in verschiedenen Meerestiefen. Installiert unter dem Meereis, hing es bis in eine Wassertiefe von 75 m. Das Cluster war auf einer Eisscholle angesiedelt, die nach starken Eisbewegungen im Mai von der ursprünglichen MOSAiC-Scholle getrennt worden ist. In den letzten Wochen hatte das Team mittels Helikopterflüge versucht, das Cluster manuell zu bergen. Doch schwieriger als erhofft, haben Nebel und Eisbärenbesuche den Bergungseinsatz unterbrochen. Dazu kam, dass innerhalb einer Woche die Distanz zum Cluster sich von ½ auf 20 NM erweiterte und das Auffinden verkomplizierte. Nachdem das Cluster gefunden wurde, konnte es mit großer Hilfe der Deckscrew und einem Kraneinsatz geborgen werden. Mit großer Erleichterung sind die Instrumente zurück an Bord und damit wertvolle Daten, mit denen wir die Prozesse im Arktischen Ozean besser verstehen können.

5. August 2020
Evgenii Salganik

Zu jedem Fahrtabschnitt gehört ein Logistik-Team. Unser jetziges Team besteht aus acht Personen aus Dänemark, Norwegen, Schweden, Island, Frankreich, Tschechien und Deutschland. Wie die meisten Expeditionsteilnehmer*innen übernehmen auch sie Eisbärenwachen für Teams, die auf dem Eis arbeiten. Insgesamt hatten wir bisher 19 Eisbärenbesuche alleine während dieser Phase von MOSAiC und alle Situationen wurden gut gelöst. Sicherheit und Schutz für die Bären stehen dabei an erster Stelle. Daher gibt es die Brückenwache für die Koordination und den Überblick der Teams auf dem Eis sowie den „Lookout“ auf dem Heck. Jede Gruppe auf dem Eis hat einen eigenen Eisbärenwächter. „Bei guter Sicht können wir schon viel früher reagieren und bei einer Sichtung den Rückzug antreten, ohne überhaupt eine Signalpistole zum Vertreiben einsetzen zu müssen“, sagt Laura aus dem Logistik-Team. „Ich bin stolz, die Wissenschaftler*innen während ihrer Arbeit unterstützen zu können, wenn es um Sicherheit geht.“

4. August 2020
Lisa Grosfeld

Wir bei MOSAiC sind stolz, viele Frauen in Führungspositionen zu haben! Unser jetziges Team an Bord besteht aus 48 % Wissenschaftlerinnen, auf Leitungsebene bilden sie sogar 70 %. Als Frau im Bereich der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) tätig zu sein, bringt Herausforderungen mit sich, aber ihre harte Arbeit, Beharrlichkeit und Hingabe für die Arbeit, die sie jeden Tag an Bord und auf dem Eis aufbringen, inspiriert uns sehr. Als starke und zielstrebige Frauen in der Wissenschaft sind sie uns gute Vorbilder und zeigen uns, wie wichtig es ist, dass Frauen auch in den MINT-Fächern ihren Leidenschaften folgen und gleichberechtigt ihren wissenschaftlichen Aufgaben nachgehen. „Es gibt viele Herausforderungen, die mit solch einer großen, multidisziplinären Feldkampagne einhergehen, aber die Freude auf dem Eis zu sein und mit einem fantastischen Team zusammenzuarbeiten sind es Wert“, sagt Ice-Teamleiterin Melinda Webster.

3. August 2020
Steffen Graupner

Die Vorbereitungen auf den kommenden Crew-Austausch und die Versorgung sind an Bord der Polarstern in vollem Gange. Währenddessen ist in Bremerhaven der russische Forschungseisbrecher Akademik Tryoshnikov aufgebrochen, nächstes Ziel: Arktischer Ozean! Obwohl wir, die Teilnehmenden des fünften Abschnitts, im Bremerhavener Quarantäne-Hotel eine gute Zeit hatten, freuen wir uns jetzt sehr darauf, unsere Expedition nach mehr als zwei Wochen zu starten. Ein großes Dankeschön geht an das AWI Logistik-Team, das unsere Teilnahme trotz der Corona-Pandemie ermöglicht hat. Es wird uns in Erinnerung bleiben, mit wie viel Engagement Eberhard Kohlberg und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sich um uns gekümmert haben. Daher tragen wir ihm auch nicht die zupackende Art und Weise beim Testen nach („mach dir keine Sorgen, da ist nichts, was brechen könnte, und Tränen sind erlaubt“).

2. August 2020
Lianna Nixon

Als wir unsere Scholle verließen, hatten wir eine gemeinsame Verabschiedung und ließen die Zeit an der Scholle Revue passieren. Zudem wurde auch der letzte Wetterballon an der Scholle mitten aus dem Meer aus zerbrochenen Schollen von Bord steigen gelassen. Während wir uns von der Scholle verabschiedeten, bereitete Holger Deckelmann einen Wetterballon mit einer Radiosonde für die Routinemessung eines Atmosphärenprofils des Drucks, der Temperatur und Feuchte, sowie der Windgeschwindigkeit und -richtung vor. Die Daten werden auch vom Deutschen Wetterdienst für die Wettervorhersage benutzt. „Ich war sehr erfreut, als ich erfuhr, dass die Feierlichkeit auf 13:00 Uhr verschoben worden ist, weil ich genau dann jeden Tag den Wetterballon starte. Das hieß für mich, dass dieses Mal alle bei dem Start der letzten Radiosondenmessung an der Scholle zusehen würden."

1. August 2020
Alessandra D'Angelo

Am Donnerstag ist unsere MOSAiC-Scholle in viele kleine Bruchstücke auseinandergebrochen, nachdem wir am Tag zuvor das Forschungscamp abgebaut hatten. Bis Freitag früh sind die Bruchstücke, kaum eines größer als 50 m Durchmesser, in alle Richtungen auseinandergedriftet und die MOSAiC-Scholle existiert jetzt nicht mehr. Nach der Bergung einer noch verbliebenen Hütte auf einem der Bruchstücke verließen wir die Eisbrocken, aus denen unsere Scholle einmal bestand. Wir sagten vom Heli-Deck aus gemeinsam auf Wiedersehen zu diesem wundervollen Stück Eis, das uns für zehn Monate eine treue Heimat war und welches uns geholfen hat, die Arktis besser zu verstehen. In den kommenden Tagen wird das MOSAiC-Team die Außenstationen vom Eis abbauen, die im Herbst 2019 in bis zu 50 km Entfernung vom ehemaligen zentralen Forschungscamp aufgebaut worden waren, und danach in dieser Seeregion mit der Tryoshnikov zusammentreffen. Das nächste und letzte Team wird die Expedition dann im Oktober beenden.

31. Juli 2020
Lianna Nixon

Nach genau 300 Tagen Drift mit der MOSAiC-Scholle hat das internationale Team vorgestern mit dem Abbau des Forschungscamps auf der Scholle begonnen. Es war ein perfektes Timing: Denn gestern ist die Scholle unter lautem Knallen schließlich in viele Einzelteile zerbrochen, die nun in wenigen Tagen in die offenen Gewässer der Framstraße hinaustreiben werden. Momentan sind die Schollenteile nur noch fünf Kilometer von der Eiskante entfernt. Jetzt steht das letzte noch fehlende Puzzlestück im Jahreszyklus des arktischen Meereises im Fokus: das beginnende Gefrieren am Ende des Sommers. Für diese Phase wird die Polarstern weit nach Norden vorstoßen, wo die Eisbildung bereits demnächst einsetzen wird.

30. Juli 2020
Lianna Nixon

Während unseres jetzigen Fahrtabschnitts wurde der größte Ballon des gesamten MOSAiC-Projekts in die Luft gelassen. Der Fesselballon, bekannt als Beluga, fliegt bis in Höhen von 1000 m und misst atmosphärische Eigenschaften über der Scholle. „Die vertikale Verbreitung von Aerosolpartikeln, die wir messen, hilft uns die Dynamik der atmosphärischen Grenzschicht und die Prozesse der Wolkenbildung in der Arktis zu verstehen“, sagt Christian Pilz vom TROPOS-Institut in Leipzig. Die ruhigen Wetterbedingungen der letzten Wochen waren sehr günstig für ihre Messungen, denn bei starken Winden kann der Beluga nicht geflogen werden. „Die Wolken spielen im System der sich erwärmenden Arktis eine große Rolle, indem sie den Energieaustausch zwischen ihnen und der Erdoberfläche bestimmen. Unser Ballon ist eine großartige Plattform für diese Art von Messungen“, fügt Michael Lonardi hinzu.

29. Juli 2020
Lianna Nixon

Wisst ihr, wie uns selbstgebastelte Leinwände in der Arktis helfen? Das Design ist nicht kompliziert, dennoch eine einfache und effektive Möglichkeit, die Eisschmelze unter den Instrumenten zu verringern. Bei der MOSAiC-Expedition werden die Leinwände aus einem Holzrahmen und weißer Plane gebaut. Sie müssen strategisch um die Instrumente, Hütten und Installationen auf die Stellen gelegt werden, an denen das Eis schnell zu schmelzen beginnt und es damit das Fundament für die Geräte instabil macht. Die weiße Plane reflektiert das Sonnenlicht und schützt die Oberfläche daher vor Hitze. Co-Expeditionsleiter Matthew Shupe hat sie für den jetzigen Fahrtabschnitt gebaut. „Die Eisoberfläche um unsere Installationen schmilzt einen Meter oder mehr. Wir wollen verhindern, dass diese Installationen, wie z.B. der Met-Turm, umfallen. Diese Schutzmatten sind essentiell für unsere Arbeiten auf dem Eis.“

28. Juli 2020
Luisa von Albedyll

Während das Eis um uns herum schon lange zerfallen ist, hat unsere MOSAiC-Scholle, die wir im Oktober 2019 ausgewählt haben, immer noch eine beeindruckend stabile Basis für unsere Arbeiten. Aber auch diese Scholle wird ihren Lebenszyklus jetzt bald an der Eiskante beenden. Heute haben wir bereits in 300 Meter Höhe Temperaturen von 14 Grad Celsius gemessen und das Schmelzen ist im vollen Gange. Unsere Distanz zur Eiskante wird nun immer kleiner. Der offene Ozean hat somit auch immer größere Auswirkungen auf unsere jetzige Position. Wellen und Dünung auf dem Ozean können im Eisrandbereich das Auseinanderbrechen der Schollen beschleunigen und auch unsere Scholle damit beeinflussen. Genau diesen natürlichen Lebenszyklus über das anfängliche Entstehen, Wachsen und spätere Schmelzen bis zum Zerbrechen der Eisscholle dürfen wir während MOSAiC seit zehn Monaten mitverfolgen.

27. Juli 2020
Markus Rex

Die Meereisausdehnung in der Arktis ist im Juli dieses Jahres auf einem historischen Tiefstand. Besonders weit hat sich das Eis vor der sibirischen Küste zurückgezogen. Ein anomales Jahr kündigte sich schon früh in den Eisdicken und der Drift an. Dazu kommt eine Warmluftzelle, die im Juni für extrem hohe Temperaturen in Sibirien verantwortlich war und sich auch auf die Meereisbedeckung auswirkt: In der russischen Arktis sind rund 1 Million Quadratkilometer Ozeanfläche weniger von Meereis bedeckt als in den letzten 7 Jahren. „Das entspricht etwa 40 Prozent mehr eisfreiem Ozean“, erklärt Gunnar Spreen vom Meereis-Team. „So früh im Jahr so viel Wärme in das System zu bringen, beschleunigt und verfrüht das Schmelzen des Eises“, ergänzt Marcel Nicolaus, ebenfalls Team Meereis. „Das wirkt sich besonders stark aus, da eine geringe Albedo in dieser Jahreszeit, wenn die Sonne während des Polartages durchgehend hoch am Himmel steht, eine besonders starke Rückkopplung hervorruft.“ Als Albedo wird die Reflexion der Sonneneinstrahlung bezeichnet: Eine eisbedeckte, weiße Oberfläche reflektiert viel Energie (hohe Albedo), eine offene, dunkle Wasseroberfläche wenig (niedrige Albedo).

26. Juli 2020
Lianna Nixon

Mittlerweile sind Eisbärenbesuche zum Alltag geworden. Seit einer Woche beobachten wir täglich die unterschiedlichen Eisbären auf ihren Wanderungen um und auf unserer Scholle. Einige kamen voller Neugierde auf unsere Scholle und inspizierten unser wissenschaftliches Equipment auf dem Eis, während andere auf Abstand blieben und ihren Weg an uns vorbei fanden. Die Häufigkeit von Eisbärsichtungen zu dieser Zeit im Jahr überrascht uns nicht, da wir uns immer weiter südlich befinden und der Eiskante inzwischen sehr nah sind. Eisbärpopulationen sind auf genau diesen Lebensraum auf dem Meereis mit offenen Wasserstellen angewiesen. Die häufigen Sichtungen erinnern uns aber auch daran, während unserer Arbeiten auf dem Eis wachsam zu bleiben.

25. Juli 2020
Lianna Nixon

Diese Woche hat das Atmosphärenteam alle Wissenschaftler*innen und die Crew zu einem Open House in deren wissenschaftliche Container eingeladen. Sie erzählten uns über ihre wissenschaftlichen Fragestellungen und zeigten uns ihre Instrumente. Die fünf Container auf dem Bug der Polarstern beheimaten Instrumente, die uns helfen atmosphärische Prozesse, wie Partikel in der Atmosphäre, deren Eigenschaften und Bildung, sowie atmosphärische Strahlung, Wolkeneigenschaften und vieles mehr zu verstehen. Einige der Instrumente, die sie dazu benutzen sind Lichtradare, welche Laserpulse aussenden, um Wolken und Partikel in der Luft zu detektieren, sowie Wolkenradare, Partikelzähler und Massenspektrometer für die Untersuchung von Spurengasen. Die Besucher*innen an Bord waren sehr interessiert und haben über atmosphärische Themen gelernt, da es gerade bei MOSAiC um das Teilen von Wissen geht. Diese Interdisziplinarität ist nötig, um das Gesamtbild des Systems Zentralarktis besser verstehen zu können.

24. Juli 2020
Marcel Nicolaus

Während das aktuelle MOSAiC-Team an Bord und auf der Scholle fleißig ist, bereiten sich etwa 80 wissenschaftliche Fahrtteilnehmende und Polarstern-Crewmitglieder in einem Bremerhavener Hotel auf den fünften (und letzten) Fahrtabschnitt vor. Beim heutigen Abendessen können wir uns erstmals persönlich treffen! Die letzten sechs Tage haben wir in strikter Einzelquarantäne in unseren Hotelzimmern verbracht. Diese kann jetzt aufgehoben werden, nachdem alle zweimal negativ auf COVID-19 getestet wurden (mehr zu den Vorsichtsmaßnahmen steht im App Beitrag vom 13. Mai). Für Bremerhavener und Seestadtbesucher könnte das ebenfalls eine Erleichterung sein, denn einige scheinen sich Sorgen um uns gemacht zu haben: An der Hotelrezeption fragten Anrufende nach, ob es uns gut ginge, weil einige sich aus den Fenstern gelehnt hatten, um ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen. Grund zur Sorge gibt es jedoch nicht: Die Hotelcrew kümmert sich hervorragend um uns – herzlichen Dank! Wir freuen uns, dass jetzt die Sicherheitseinweisungen und Trainings losgehen, damit wir Anfang August gut vorbereitet Richtung Arktis aufbrechen können.

23. Juli 2020
Lianna Nixon

Miss Piggy ist zurück auf dem Eis! Die Atmosphärenphysiker Holger Deckelmann und Alexander Schulz brachten den Fesselballon wieder auf die Scholle. Als Alex Miss Piggy aufs Eis brachte, war er sich dieses besonderen Moments bewusst. Für einen mobileren Aufbau wurde das gesamte Equipment in großen Metallboxen untergebracht, die auf einem Schlitten montiert sind, und auch Winden und Kabel sind darauf aufgebaut, statt wie bislang in zwei ortsfesten Zelten. So ist der Aufbau leichter an mögliche Änderungen der Eisbedingungen anpassbar. Holger ist sehr zufrieden mit dem mobilen Aufbau, da nun die Weiterführung der Messungen möglich ist. Miss Piggy spannt eine Glasfaser vom Boden bis in ein paar Hundert Meter Höhe und misst so kontinuierlich Profile der Temperaturverteilung in der atmosphärischen Grenzschicht, in der all die Austauschprozesse zwischen Oberfläche und Atmosphäre ablaufen.

22. Juli 2020
Lianna Nixon

Wie viele luftgestützte Messinstrumente, vermutet ihr, können parallel in der Luft über unserer MOSAiC-Scholle fliegen? Das MOSAiC-Team kann bei guten Wetterbedingungen fünf luftgestützte Messplattformen fliegen lassen: den Helikopter, die Starrflügel- und Helikopterdrohnen, die Fesselballons „Beluga“ und „Miss Piggy“ und die Wetterballons. Die Drohnen und Ballons nehmen atmosphärische Daten auf, um Energiebilanzen, Wolkeneigenschaften, Aerosole und die Dynamik von atmosphärischen Grenzschichten zu untersuchen. Währenddessen vermessen die Instrumente am Helikopter (HELiPOD, EM-Bird, ALS Laser und Kameras) auf größerer Skala die Eisoberfläche unserer Scholle und weiterer Umgebung sowie die Gas- und Aerosolkonzentrationen in der Atmosphäre. Um diese Plattformen gleichzeitig in der Luft bedienen zu können, ist eine gute und permanente Koordination unter den verschiedenen Gruppen gefordert, sodass sie sich im wahrsten Sinne nicht die Luft nehmen und alle in sicherem Abstand operieren können.

21. Juli 2020
Lianna Nixon

Während viele Wissenschaftler*innen ihre Proben und Daten auf dem Eis aufnehmen, verbringen viele andere ihre Zeit in Laboren an Bord. Sie führen Experimente durch und prozessieren ihre Proben vom Eis. Die Wissenschaftler*innen des ECO-Teams sind mit die aktivsten Benutzer der Laborcontainer an Bord. Oftmals findet man sie hier im Dunkeln mit einer rotleuchtenden Stirnlampe und mehreren Schichten an Klamotten bekleidet. Sie bearbeiten ihre Proben bei 0 bis 1 Grad Celsius und minimaler Beleuchtung. Die kalten Temperaturen imitieren die arktischen Umweltbedingungen und die Dunkelheit verhindert die künstliche Stimulation biologischer Aktivität in den Proben. Mikrobiologe JP Balmonte führt sein Experiment in einem der Labore durch und filtriert Wasser von unter dem Eis, um nachher den Einbau der Kohlenstoff- und Stickstoffisotope in Mikroorganismen größer als 0,2 Mikrometer und deren Genregulation zu untersuchen. Wir sind beeindruckt, wie viele Stunden und welche Ausdauer sie bei ihrer Arbeit an den Tag legen.

20. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Wir haben für MOSAiC umfangreiche "Search and Rescue"-Pläne für viele mögliche Unfallszenarien entwickelt. Diese Prozeduren wurden diese Woche in einer Notfallübung trainiert und getestet. Das Szenario, welches für die Übung arrangiert wurde, war der Einbruch einer Person durch das Eis in einem entfernten, unzugänglichen Bereich der Scholle mit daraus folgender lebensbedrohlicher Unterkühlung. Direkt nach dem Notruf über Funk begann die Koordinierung der Rettungsoperation durch die MOSAiC-Leitung von der Brücke: Ein Rettungsteam wurde mit der bereitstehenden Ausrüstung an die Unfallstelle entsandt und begann Bergung und Rücktransport des Unfallopfers nach den vordefinierten Prozeduren, die für diesen Fall einen strikt horizontalen Transport mit minimaler Bewegung der betroffenen Person erfordern. Trotz der Unzugänglichkeit des Unfallortes war das Unfallopfer 35 Minuten nach Alarmierung im Hospital der Polarstern und in den guten Händen des erfahrenen Expeditionsarztes zur professionellen Behandlung der Unterkühlung.

19. Juli 2020
Lianna Nixon

"Volunteering" ist Teil unseres täglichen Alltags. Ohne das große Engagement der MOSAiC-Teams ATMOS, BGC, ECO, ICE, OCEAN, Logistic, Data und Media wären die wissenschaftlichen Aktivitäten gar nicht möglich. Jeden Tag übernehmen Freiwillige die Eisbärenwache auf der Brücke, dem Heck und an unterschiedlichen Positionen auf dem Eis. Um erfolgreich Wissenschaft auf dem Eis zu betreiben, werden helfende Hände benötigt, sei es für die Ballonflüge, das Eiskernebohren, das Vermessen der Schmelztümpel oder das Einfangen der Langleinen. Auch logistische Aufgaben an Bord oder Säuberungsaktionen in Laboren und Lagerräumen werden durch das gesamte MOSAiC-Team unterstützt. Wir sehen uns viel mehr als ein großes Team anstatt als acht kleine. Das Geben und Nehmen sind Basis unseres Lebens an Bord! Wir sind froh, dass alles gut klappt und dass eine anerkennende und willkommene Atmosphäre herrscht, da das arktische Eis unser Zuhause und unser tägliches Leben bedeutet! Großes Dankeschön an alle Teilnehmenden!

18. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Heute feiert das jetzige MOSAiC-Team an Bord Polarstern den bisherigen Erfolg der Expedition. Das derzeitige Team ist jetzt 78 Tage unterwegs und hat noch etwa einen Monat, bevor sie von dem russischen Eisbrecher Tryoshnikov abgeholt werden und der letzte Austausch von Wissenschaftler*innen stattfinden wird. Zeitgleich ist das letzte Wissenschaftsteam im Hotel in Bremerhaven angekommen, um sich ihrerseits der zweiwöchigen Quarantäne vor Beginn des letzten Abschnitts zu unterziehen. Passend dazu ist heute der 302. Tag der insgesamt 389 Tage langen MOSAiC-Expedition - etwa drei Viertel der Expedition sind geleistet!

17. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Gestern hatten wir erneuten Eisbärenbesuch in unserem Wissenschaftscamp. Kurz bevor die Gangway für unsere Arbeiten auf dem Eis heruntergelassen wurde, wurde ein Eisbär auf der Backbordseite des Schiffs gesichtet. Der Bär verhielt sich sehr neugierig und versuchte schnüffelnd und mit erhobenem Kopf auf einem großen Eisblock stehend heraus zu finden, was er da vor sich hat. Als er mit der Erkundung des Camps fortfuhr und sich dabei Installationen näherte, die unter Umständen schädlich für den Bären werden könnten - sollte er beginnen unkontrolliert auf dem fremden Material herumzubeißen -, wurde er zu seinem Schutz langsam aus dem Camp vertrieben.

16. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Seit Beginn des MOSAiC-Projekts geben die MOSAiC-Teams all ihre Energie und ihren Einsatz, um Daten auf dem Eis zu sammeln und nutzen die kostbare Zeit auf der sich konstant ändernden und dynamisch bewegenden Scholle. Die erfolgreichen Tage auf dem Eis wären allerdings nicht ohne die großartige Zusammenarbeit mit der Decksbesatzung an Bord Polarstern möglich! Sie unterstützen uns in der logistischen Abwicklung all unserer wissenschaftlichen Aktivitäten. Sie fahren zum Beispiel die Winde, um CTDs oder Netze zu Wasser zu lassen und stehen uns zu Hilfe, wenn wir eine Hand brauchen. Die Besatzung und die MOSAiC-Wissenschaftler*innen arbeiten zusammen als Team und alle stehen füreinander ein. „Wir als Besatzung sind ja immer hier, ob mal mehr, mal weniger Wissenschaftler*innen an Bord sind, wir sind eine Familie. Nur mit bestmöglicher Zusammenarbeit kann man das Maximum an Ergebnissen erzielen“, so Bootsmann Andreas Sedlak.

15. Juli 2020
Lianna Nixon

Grüße vom Team "ATMOSPHÄRE"! Wir wollen euch heute den Forschungsschwerpunkt des Teams einmal im Detail vorstellen: Unser ATMOS Team besteht aus 15 Wissenschaftler*innen und wird sich im Vergleich zu vorherigen Teams mehr auf die atmosphärischen Grenzschichten konzentrieren. Einige der Forschenden untersuchen mit unbemannten, autonomen Fluggeräten (UAVs) und Fesselballons die Turbulenz der Atmosphäre, thermodynamische Größen, Aerosole und Wolkeneigenschaften in verschiedenen Höhen. Die Messungen anderer Teammitglieder umfassen atmosphärische Prozesse auf verschiedenen Skalen. Sie beobachten Zirkulationen in der Atmosphäre und Wettergeschehen; Grenzschichten und ihre Aerosoleigenschaften; das Phänomen der bodennahen Wolken; die photochemischen Kreisläufe und Halogenchemie; Transport von Wärme, Impuls und Spurengase zwischen den Grenzschichten Atmosphäre, Meereis und Ozean und vieles mehr. Das sind ganz schön viele Schwerpunkte - gut, dass das Team mit 15 Personen mit großer woman/man power ans Werk geht.

14. Juli 2020
Lianna Nixon

Wie man schnell zum Polarforscher wird? Genau das hat Felix Linhardt vor Kurzem erlebt. Als studierter Messtechniker und jetziger Doktorand der Fernerkundung wurde er kurzerhand durch die Coronavirus-bedingten Planänderungen der Expedition als ursprünglich 3. Kandidat auf die große MOSAiC-Expedition geschickt. „Mit dem Anruf zwei Wochen vor Quarantänestart, bin ich im wahrsten Sinne des Wortes ins arktische, kalte Wasser geworfen worden. Es ist schon ein ziemlicher Jumpstart in die größte Arktisexpedition hineingefallen zu sein. Natürlich ist es aber auch schön, die Instrumente, die ich entwickelt habe, jetzt selber bedienen zu dürfen.“ Ausgerüstet mit neuentwickelten, verschiedenen Spektrometern übernimmt er die Vermessungen der Schmelztümpel auf dem Meereis. Er misst die Tiefe und die Rückstreuung des Lichts von Schmelztümpeln. Jeden Tag ist er auf dem Eis, um das stetige Wachsen der Tümpel zu dokumentieren und lernt dabei, was es heißt ein echter Polarforscher zu sein!

13. Juli 2020
Lianna Nixon

Gestrige Eisbewegungen brachten unsere stabile Position von den letzten Tagen in Bewegung: Um Mitternacht bekamen wir plötzlich starken Eisdruck ans Heck des Schiffs. Polarstern verschob sich um 150 m entlang unserer Scholle. Schnell haben wir die Messanlagen heruntergefahren und die Stromkabel von Bord an "Land" getrennt. Bei den dynamischen Eisbewegungen hat sich eine Scholle unter dem Heck am Ruderblatt verkantet. Durch den Druckaufbau kam es zu einer Hydraulikleckage an einer der Ruderanlagen. Der austretende Ölnebel löste einen Feueralarm auf der Brücke aus. Noch in der Nacht wurde die Ruderpumpe repariert. Unsere Scholle selbst hat während der Verschiebung des Schiffs keinen Schaden genommen. Um wieder zentral am Forschungscamp zu liegen, sind wir in einem kleinen Törn zurück zur ursprünglichen Position gefahren. Das Manöver verlief glatt, wir sind an unserer alten Position und unsere Messgeräte auf dem Eis sind seit gestern Abend wieder mit Strom versorgt. Restliche Eisarbeiten wurden für gestern ausgesetzt.

12. Juli 2020
Lianna Nixon

Die Wissenschaftlerin Katy Shoemaker untersucht kleine Organismen bis 150 Mikrometer Größe aus einem Netz, dass das ECO-Team in den oberen 200 Metern Wassertiefe einfängt. Die Netze werden mit Hilfe der Winde auf der Polarstern in den Ozean herunter gelassen. Nach der Probennahme siebt das ECO-Team den Fang und beginnt ihn zu sortieren, kategorisieren und zu identifizieren. Um die Organismen genauer beobachten zu können, platziert Katy die Organismen auf einer Petrischale mit Salzwasser und betrachtet sie unter dem Mikroskop. Sie kann mit einer Kamera am Mikroskop detaillierte Bilder ihrer Beobachtungen machen. Hier guckt sie sich kleine Flohkrebse an, die global in aquatischen Milieus verbreitet sind. Weltweit gibt es über 9.900 beschriebene Flohkrebsarten. Das ECO-Team hängt die Netze zweimal pro Woche ins Wasser und sammelt Proben der Organismen, die fundamental für das Nahrungsnetz des Arktischen Ozeans sind.

11. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Monate vor Ablegen der Polarstern werden die Planungen der Lebensmittel gemacht. Um die Frische der Waren so lange wie möglich zu garantieren, werden hauptsächlich die haltbaren Sorten von Obst und Gemüse eingekauft. Die Menüs werden später an Bord zusammengestellt. Auf der Polarstern haben wir mehrere auf minus 5 und minus 20 Grad Celsius gekühlte Kühlräume, die sogenannten Kühllasten. Es gibt eine Milchlast, Gemüselast und Trockenproviantlast für zum Beispiel Nudeln und Mehl. Speziell für MOSAiC gibt es einen Notfallcontainer mit Tiefkühlwaren für den Fall, dass sich eine Versorgung verschiebt. Wir können sicher sein, dass es immer genug Essen an Bord gibt. Den nächsten Frischenachschub bekommen wir im August mit dem russischen Eisbrecher Tryoshnikov. Frische, schnell verderbliche Lebensmittel wie Blattsalate und Gurken werden zuerst serviert. Als frische Salate haben wir zurzeit Rot- und Weißkohlsalat sowie Orangen und Äpfel als Obst und von den 10.800 Eiern haben wir gerade mal 3.800 konsumiert…

10. Juli 2020
Lianna Nixon

Von heute bis morgen Mittag machen wir einen 24-stündigen Messmarathon. Das Ziel dabei ist es, eine Momentaufnahme des Tageszyklus’ im arktischen Sommer aufzuzeichnen. Die Eisoberfläche, der Übergang Eis/Ozean und die Wassersäule bis in eine Tiefe von 350 Meter stehen im Fokus. Wir können die Oberfläche des Meereises analysieren, indem wir Mikrostrukturen im Schnee, die Lichteinstrahlung oberhalb und unterhalb des Meereises sowie Schmelztümpel untersuchen. Im darunterliegenden Ozean werden physikalische Parameter (Turbulenz, Temperatur, Salzgehalt, Fluoreszenz und Sauerstoff) sowie der organische Partikelfluss und die biologische Aktivität der Algen, Zooplankton und Bakterien während eines Tagesgangs aufgezeichnet. Unsere Biogeochemiker sind etwas kleinskaliger dem Methanvorkommen unter dem Meereis auf die Spur. All diese Daten fügen sich im Nachgang zu einem großen Bild über den biogeochemischen und physikalischen Tageszyklus im arktischen Sommer zusammen.

9. Juli 2020
Bin Kong

Auch Liyang und Bin, beide Teilnehmer des dritten Fahrtabschnitts, sind vor Kurzem endlich zuhause in Xiamen, China, angekommen. Damit geht auch ihre beinahe sechs Monate lange Forschungsreise zu Ende, zu der sie schon im Januar 2020 aufgebrochen waren. Nachdem sie von Fahrtabschnitt 3 zurück nach Deutschland gekommen waren, verhinderte die Corona-Pandemie zunächst noch für mehr als zwei Wochen ihre weitere Heimreise. Obwohl das AWI-Logistik-Team ihnen mehrfach Flüge organisierte, wurden diese einer nach dem anderen gecancelt. Sogar eine 15-tägige Seereise wurde in Erwägung gezogen, aber sogar diese Option wurde hinfällig, da diese Seereise wegen Corona unterbrochen und vor Ende des Jahres nicht wieder aufgenommen wird. Das AWI-Logistik-Team unternahm jedoch alles Mögliche und so erhielten Liyang und Bin schließlich doch noch ihr Visum von der Grenzpolizei Bremerhaven und die Tickets für den Flug vom Amsterdamer Flughafen. Anfang Juli sind sie nun in Xiamen, China, angekommen – wo nochmals eine 14-tägige Hotel-Quarantäne auf sie wartete. Danach kann Liyang seine Familie wiedersehen – und Bin kann sich um die Vorbereitungen für die Gründung seiner neuen Familie kümmern: Denn ursprünglich hatte er schon im Mai geplant zu heiraten. Das MOSAiC-Team wünscht dem jungen Paar alles Gute!

8. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Was macht eigentlich unsere Schollendrift? Seitdem wir die Drift an unserer Scholle wieder aufgenommen haben, sind wir zunächst sehr langsam in kreisenden Bewegungen 25 nautische Meilen nach Osten gedriftet. Diese Kreiselbewegungen wurden hauptsächlich durch die Gezeiten bedingt. Seit Ende Juni wird unsere Drift wieder vermehrt durch die nun vorherrschenden Ostwinde bestimmt und führt uns nun nach Westen. Die Driftgeschwindigkeiten schwanken dabei zwischen weitgehendem Stillstand und knapp 0,7 Knoten. Derzeit befindet sich unsere Scholle in einem Abstand von 75 nautischen Meilen zur Eiskante südlich von uns. Dort an der Eiskante wird sie irgendwann im Verlauf des Sommers ihren Lebenszyklus beenden, zerfallen und schließlich schmelzen.

7. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Wusstest Du, dass der arktische Sommer sehr neblig ist? Der Nebel bildet sich durch den Transport warmer Luftmassen nach Norden, der dann auf kalte Meereisoberflächen trifft. Hier kondensiert feuchte Luft über dem kalten Eis und bildet Nebel. Der Nebel kann unsere Helikoptereinsätze und damit auch luftgestützte, wissenschaftliche Messungen verzögern. Seitdem wir mit der Polarstern wieder im Meereis sind, konnten wir jedoch schon an 17 Tagen das Flugwetter nutzen. Nichtsdestotrotz ist Nebel ein sehr interessantes Wetterphänomen, das die Wissenschaftler*innen über Albedo- und kontinuierliche Atmosphärenmessungen untersuchen. In der Arktis sehen wir auch Nebelbögen. Sie sind wie Regenbögen, die sich durch die Reflektion von Licht in Wassertropfen in der feuchten Luft (hier Nebel) bilden. Die Wassertropfen im Nebel sind viel kleiner als im Regen, was zur Überlagerung der reflektierenden Lichtstrahlen führt und die weiße Farbe im Nebelbogen ausbildet. Ein schönes Bild am arktischen Himmel!

6. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Die Teams ICE und ECO haben die ersten Eiskerne in dem Eisrücken „Jaridge“ gebohrt. Der Rücken besteht aus einjährigem und zweijährigem Meereis. Oben auf dem Eisrücken stehend sehen wir linker Hand das pur weiße, einjährige Meereis und rechts davon das etwas dunklere, zweijährige Meereis. Da zweijähriges Eis dem Schmelzprozess länger standhalten wird als einjähriges Eis, hat Polarstern hier angelegt. Die Wissenschaftler*innen nahmen vier Eiskerne im Eisrücken. Zusätzlich pumpten und beprobten sie Wasser aus den Spalten des Eispakets. Der Rücken ist ungefähr sechs Meter dick und wies eine poröse Struktur an deren Unterseite auf. Nachdem die Eiskerne an der Oberfläche waren, wurden Temperatur und Salzgehalte gemessen. Später an Bord haben die Wissenschaftler*innen dann die Organismen im Eis identifiziert. Die Ergebnisse helfen uns den Einfluss von Eisrücken auf die Funktionalität der arktischen Ökosysteme zu verstehen.

5. Juli 2020
Lianna Nixon

An Bord Polarstern ist Selbstfürsorge sehr wichtig. Eine Art wie die Wissenschaftler*innen dem nachgehen, ist, sich die Haare schneiden zu lassen. Mikrobiologe JP Balmonte gibt dem physikalischen Ozeanographen Morven Muilwijk einen neuen Haarschnitt. „Endlich fühle ich mich wieder ich selbst, besonders nachdem man auf unserer Expedition so viel arbeitet“, sagt Morven. Diese Momente sind sehr wichtig, um Zeit zum Entspannen zu finden und die Fürsorge zu geben und teilen, während um sie herum der Arbeitsalltag auf der Expedition weiterläuft.

4. Juli 2020
Lianna Nixon

Wir hatten wieder Besucher auf der MOSAiC-Scholle! Vor ein paar Tagen beobachteten wir einen jungen Eisbären, der am frühen Abend durch unser Camp streifte. Er kam aus Nordost und wanderte durch unser Camp, erst durch Met City und dann zu Ocean City. Der Eisbär war neugierig und steckte seinen Kopf ins Eisloch und spielte mit der GPS-Antenne der Instrumentenbox von Team OCEAN. Nachdem er seine Neugierde gestillt hatte, setzte er seinen Weg in Richtung Osten fort. Glücklicherweise hat der Bär nichts in Ocean City beschädigt! Ein paar Tage später, am frühen Morgen, streiften eine Eisbär-Mutter mit ihren zwei Eisbärkindern im nördlichen Teil der Scholle unser Camp. Sie beschnupperten ein paar Flaggen und zogen weiter in Richtung Norden. Bisher haben wir immer Glück mit dem Timing der Eisbärbesuche am Abend, während wir alle sicher an Bord des Schiffs waren und uns die Szenerie in Ruhe aus der Ferne ansehen können.

3. Juli 2020
Lisa Grosfeld

Unser 10 m großer Atmosphären-Messturm steht wieder! Der Turm befindet sich auf einem Eisrücken in Met City und erweitert das zentrale Camp auf der Scholle. Mit vereinten Kräften haben sieben Expeditionsteilnehmende den Turm aufgestellt. „Nach einer Woche harter Arbeit ist es schön, dass wir gemeinsam den Turm hier auf der MOSAiC-Scholle wieder in Betrieb nehmen konnten und unsere Zeitreihen nun weiterführen können. An der neuen Position guckt er in alle Richtungen über viele verschiedene Arten von Eis und schöne, sich bildende Schmelztümpel“, sagt Matt Shupe, Co-Leiter der Expedition. Der Mast mit seinen 19 Sensoren misst permanent physikalische und chemische Parameter der oberflächennahen Atmosphäre, sowie Oberflächeneigenschaften wie den Wärmefluss, Temperaturen, Schneedicke und Schneepartikel. Der Mast ist an einer Hütte und zwei Eisankern an der Unterseite des 5 m dicken Meereises befestigt.

2. Juli 2020
Lianna Nixon

Grüße vom Team Ökosystem (ECO)! Mit einem speziellen Fokus für diese Jahreszeit sind wir höchstmotiviert die Messungen unserer vorherigen Öko-Teamkolleg*innen fortzuführen: Wie beeinflussen 24 Stunden Sonnenlicht und das Schmelzen des Eises die biologischen und ökologischen Änderungen im Meereis und Ozean darunter? Unser Hauptziel ist es herauszufinden, wie verschiedene ökologische Prozesse und Eigenschaften sich in Bezug zu dieser veränderten Umgebung entwickeln. Unter konstantem Sonnenlicht wird das Nahrungsnetz durch das Wachsen von Algen im Meereis und Wasser angekurbelt - ein Prozess, den wir näher untersuchen werden. Da sich die physischen und chemischen Eigenschaften des Eises und Ozeans zu dieser Jahreszeit schnell verändern, werden wir unsere Probennahmen anpassen, um deren Einfluss auf die mikrobiellen und größeren Organismen aufzeichnen zu können. Dafür arbeiten wir eng mit den Teams Biogeochemie, Eis und Ozean zusammen und freuen uns auf spezielle Ereignisse wie ein 24h Dauermessprogramm.

1. Juli 2020
Lianna Nixon

Schon mal etwas von „Pulkas“ gehört? Pulkas sind essenzielle Elemente für unsere tägliche Arbeit auf dem Eis. Eine Pulka ist eine Kombination aus einem Schlitten und einem kleinen Boot. Mit ihnen können wir unsere wissenschaftliche Ausrüstung, Boxen für Proben und Eiskerne, aber auch Wechselkleidung und Proviant aufs Eis transportieren. Nachdem alles gepackt ist, wird die Ausrüstung in der Pulka zugedeckt und gesichert. Mit Seilen und Gurten ziehen wir die Pulkas dann hinter uns durch das Eis. Bei den Überquerungen der vielen Schmelztümpel auf dem Weg zu unseren Camps sind sie besonders praktisch, da sie schwimmen können und die Instrumente und Ausrüstung dabei trocken halten. Die Überquerung der Schmelztümpel kann manchmal sehr herausfordernd sein, da sie knietief sein können und oft einen unebenen Untergrund haben. Manche von uns bevorzugen die Seile der Pulkas um den Hüften zu tragen. So muss sich wohl ein Schlittenhund fühlen… Aber es macht auch viel Spaß durch den Schnee zu stapfen!

30. Juni 2020
Lianna Nixon

Ab jetzt ist der große akustische Strömungsmesser (Acoustic Doppler Current Profiler - ADCP) von Team OCEAN aktiv! Das Messgerät sitzt permanent unter der Eisschicht und misst die Fließgeschwindigkeiten und -richtungen in verschiedenen Tiefen des Ozeans. Bevor das Instrument platziert wurde, musste zunächst ein großes Loch in die 2 Meter dicke Eisschicht gebohrt werden. Ein Schneemobil ließ das Gerät dann an zwei langen Schlingen in langsamem Rückwärtsgang vorsichtig zu Wasser. Mit Metallketten ist das Gerät jetzt wie eine Schaukel an einem Holzbalken über dem Eisloch eingehängt, um das Gerät in einer stabilen Tiefe zu halten. Der Strömungsmesser befindet sich in einer Tiefe von zwei Metern unter dem Eis und vermisst hier die gesamte Wassersäule bis in 800 Meter Tiefe. Abhängig von unserer Driftposition treffen wir auf Wassertiefen von 700-880 m. Der Strömungsmesser liefert uns wichtige Daten für unser Verständnis zum Wärme- und Nährstofftransport der arktischen Ozeanwassermassen.

29. Juni 2020
Oliver Müller

Montage sind Eiskern-Tage für die Teams ECO (Ökosystem) und BGC (Biogeochemie)! Die Teams bohren einen zylinderförmigen Eiskern durch die komplette Dicke des Meereises. Einer der Wissenschaftler, Oliver Müller, nutzte dieses Bohrloch als Möglichkeit, um seine Kamera durch das 2 Meter tiefe Eis zu bekommen und einen Blick unter das Meereis zu wagen. Er fand wunderschöne Stränge von Melosira-Algen. Diese Algen wachsen in hohen Konzentrationen im Frühling und Sommer an der Unterseite des Meereises. In dieser Jahreszeit bilden sie den Großteil der Basis des arktischen Nahrungsnetzes. Als Primärproduzenten geben sie Nährstoffe an Amphipoden, kleine Krebstiere sowie an höhere trophische Stufen. „Das war unser erster Blick unter das Meereis seitdem wir auf unserer MOSAiC Eisscholle zurück sind. Es war sehr aufregend so lange Stränge von Melosira-Algen zu sehen und gleichzeitig motivierend so viele Messungen wie möglich zu machen“, sagt Meereisbiologe Oliver.

28. Juni 2020
Elena Tschertkowa-Paulenz

Alexey Niubom war Teilnehmer des dritten Fahrtabschnittes. Als er vor Kurzem nach fast fünf Monaten in Bremerhaven ankam, wollte er einfach nur so schnell wie möglich zu seiner Familie nach St. Petersburg. Doch vor dem 1. Juli gab es Corona-bedingt keine Flüge nach Russland – dafür aber nach Helsinki. Elena Tschertkowa-Paulenz aus der AWI-Logistik klärte mit der Grenzpolizei in Finnland, dass von dort die Grenzüberquerung nach Russland mit einem "persönlichen Transportmittel“ möglich wäre. Also kaufte sie für Alexey kurzerhand ein gebrauchtes Klapprad. Dieses nahm er im Flieger mit nach Helsinki und von dort den Zug nach Imatra. Und da kam schließlich das Klapprad zum Einsatz. Denn was zu Fuß nicht möglich gewesen wäre, war mit dem Rad erlaubt. Und so konnte Alexey kurz darauf seine Familie in die Arme schließen und war überglücklich, dass ihn auch seine zweijährige Tochter nach der langen Zeit noch erkannte.

27. Juni 2020
Lianna Nixon

Nachdem das ROV, der ROV-Container und die Winde vom Helikopter aufs Eis gesetzt worden sind, hatte das neue Team ICE mit dem ROV seinen ersten Einsatz unter dem Eis. Unser ROV namens Beast, ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug, trägt 16 verschiedene Sensoren. So misst Beast die Eisbedingungen, Lichtverfügbarkeiten und Eigenschaften der Wassersäule. Die gemessenen optischen Eigenschaften im Eis sind der Lichteinfall und der Anteil von kurzwelligem Licht im Eis, der in unterschiedlichen Ebenen der Wassersäule verfügbar ist. Vertikale Profile bis in eine Tiefe von 100 m werden aufgenommen. Beast ist außerdem ausgestattet mit einem Fächerecholot zum Kartieren der Untereistopographie. Aber auch mit Sensoren, die Wassereigenschaften wie pH im Wasser messen, und einer CTD, um die Leitfähigkeit, Temperatur und Tiefe der Wassersäule zu vermessen. Überhaupt ist das ROV bestens an seinen jeweiligen Auftrag anpassbar. Es lassen sich an ihm auch Netze für Plankton oder akustische Strömungsmesser befestigen, um Fließgeschwindigkeiten zu messen.

26. Juni 2020
Amy Macfarlane / Delphin Ruché

Unsere Scholle verändert sich auf mehreren Skalen! Seitdem wir vor 9 Tagen an unserer weißen, schneebedeckten Scholle mit nur ein paar Schmelztümpeln angekommen sind, hat sich die Landschaft bereits zu einer wesentlich feuchteren Eislandschaft verändert! Wenn wir auf kleinere Skalen schauen, sehen wir Veränderungen in der Struktur des Schnees. Die Tiefenreif-Kristalle (links) bilden sich in durch große Temperaturgradienten in der Schneeauflage im Winter und werden jetzt durch zunehmend runde Schneekristallformen (rechts) ersetzt, wenn die Temperaturen im Schnee um 0°C sind. Die isothermen Bedingungen zerstören somit die scharfkantigen Ecken der Kristallstruktur im Schnee. Diese strukturelle Veränderung der Schneekristalle können wir sogar auch ohne Mikroskop klar erkennen.

25. Juni 2020
Lianna Nixon

Die Grundinfrastruktur des Wissenschaftscamps steht! Jetzt fangen die Teams an ihre Stationen, angepasst an die Schmelzperiode, aufbauen. Während dieser Jahreszeit ist es wichtig, dass wir unsere Forschungsstationen möglichst mobil halten. Daher benutzen wir leichte Versionen der Messinstrumente oder verkleinern sie. Diese Anpassungen vorzunehmen ist hochintensive und mühsame Arbeit: Das ATMOS-Team baut Met City und Balloon Town wieder auf und installiert, im Gegensatz zu anderen Teams, viel Equipment auf dem Eis. Schweres Equipment wird von Skidoos oder Helikoptern transportiert. Team ICE, ECO und BGC sind dagegen mobiler. Jedes Mal, wenn sie Eiskerne nehmen oder Messungen im Schnee, Eis oder Schmelztümpeln machen, transportieren sie mit Schlitten ihr Equipment. Team OCEAN baut derzeit Löcher für Messungen in der Wassersäule. Auch wenn der Aufbau harte Arbeit für uns bedeutet, bringt uns der Fleiß der Wissenschaftler*innen näher zu unserem Ziel die Wissenschaftscamps wiederaufzubauen.

24. Juni 2020
Lianna Nixon

Grüße von Team OZEAN! Auf dem vierten Fahrtabschnitt wird unsere kleine vier-Personen-Truppe die Messungen der Eigenschaften des Ozeanwassers wie zum Beispiel Salzgehalt und Temperatur fortführen. Wir untersuchen, wie sich die Parameter in den unterschiedlichen Wasserschichten verändern und wie sich die Eisschmelze im Ozean verteilt. Für unsere Untersuchungen benutzen wir unter anderem eine sogenannte Mikrostruktursonde. Sie misst die Turbulenz – unser Wort für Vermischung – im Wasser. Nachdem die Algen unter dem Meereis im Sommer die Nährstoffe in der sonnendurchfluteten Oberflächenwasserschicht verbraucht haben, sind unsere Messungen noch wichtiger: Tiefere Wasserschichten haben einen höheren Nährstoffgehalt. Durch Turbulenz können sie wieder in die Oberflächenschichten transportieren werden, wo die Organismen leben. Im vierten Fahrtabschnitt freuen wir uns diese Prozesse im Wasser zu beobachten und den vertikalen Nährstoffeintrag mit Zahlen zu konkretisieren.

23. Juni 2020
Lianna Nixon

Grüße vom Team EIS! Wir sind eins der größten Teams während dieses Fahrtabschnitts – 14 insgesamt. Wir freuen uns auf eine spannende Phase im Eis: Die Schmelzsaison hat begonnen und das Schmelzwasser beginnt sich in Tümpel zu sammeln. Während der nächsten Monate führen wir die Zeitreihenmessungen der vorherigen Teams weiter. Sie haben das ganze Jahr die Entwicklung des Meereises und der Schneebedeckung dokumentiert. Seitdem die Sonne im März über den Horizont steht, hat die Sonnenstrahlung die Schnee- und Eisoberflächen verändert: Schnee schmilzt und bildet Schmelztümpel auf der Eisoberfläche. Diese beeinflussen die Absorption der Sonnenstrahlen im Meereis und dem darunterliegenden Ozean und beschleunigen die Eisschmelze. Auf diesem Fahrtabschnitt fokussieren wir uns auf diese Prozesse. Wenn der Sommer erst einmal begonnen hat, beginnt das Eis noch schneller zu schmelzen. Wir stellen uns auf nasse Arbeitsbedingungen auf dem Eis ein und haben unsere Gummistiefel schon bereitgelegt.

22. Juni 2020
Lianna Nixon

Nachdem das Team während Phase 1 die MOSAiC-Scholle vollständig begutachtet hat, ist es Zeit die Grundinfrastruktur der Wissenschaftscamps aufzubauen – Phase 2. Die Verlegung der Stromkabel und die Begrenzung der Gehwege mit Flaggen standen auf unserer Tagesordnung. Die Markierung der Gehwege ist für uns essentiell, da sie uns auf die Flächen aufmerksam machen, in denen Beobachtungen oder Messungen laufen. Ebenfalls können wir damit unseren Fußabdruck auf der Scholle möglichst klein halten. Während wir die Infrastruktur aufbauen, fangen die Teams an Phase 3 einzuläuten. Sie bereiten den Aufbau der einzelnen wissenschaftlichen Stationen vor. Unsere Karte der Scholle nimmt damit immer mehr Formen an…

21. Juni 2020
Lianna Nixon

Grüße vom Team Biogeochemie! Das neue BGC-Team beschäftigt sich weiterhin mit dem klimarelevanten Gasaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre. Um diese Austauschprozesse zu beobachten, messen wir zum einen Gas-Konzentrationen im Wasser, Eis und in der Atmosphäre und zudem den Verbrauch und die Produktion von Mikroben. Bestimmte Bakterien und Archaeen können zum Beispiel Methan produzieren oder zur Energieaufnahme konsumieren. Um das wolkenbildende und klimakühlende Gas DMS in der Luft zu bestimmen, messen wir deren Vorprodukt DMSP, produziert von anderen Mikroben, haupts. Algen im Wasser und Eis. In der Atmosphäre messen wir mit dem helikoptergetragenen Sensorsystem HELiPOD die Konzentrationen von Kohlenstoffdioxid, Methan und Ozon sowie die Aerosolkonzentration und physikalische Daten der Eisoberfläche, um damit den Energie- und Gasaustausch zu quantifizieren. Das Hauptziel von Team BGC ist es, den Kreislauf von haupts. Kohlenstoff und Schwefel in der Zentralarktis zu charakterisieren.

20. Juni 2020
Lianna Nixon

Seitdem wir zurück an der Scholle sind, fanden viele Gespräche zur genauen Parksituation der Polarstern und dem Aufbau der Wissenschaftscamps auf der dynamischen Eisscholle statt. Die Teams haben entschieden den Aufbau der Camps auf der Scholle in drei Phasen zu beschreiten. Die erste Phase besteht darin, dass die Teamleitungen von Atmosphäre, Biogeochemie, Ökosystem, Eis und Ozean mit Expeditionsleiter Markus Rex und Co-Leiter Matthew Shupe sich einen Überblick über die Scholle verschaffen. Ein paar Teams mit erfahrenen Wissenschafter*innen kartierten grob die Scholle und untersuchen die Eis-, Schnee- und Schmelztümpelbedingungen. In einem Team bohrten Julia Regnery und Amy Macfarlane ins Eis, um dessen Dicke an verschiedenen Stellen zu vermessen, während Delphin Ruche in der Eislandschaft nach Eisbären Ausschau hält.

19. Juni 2020
Lianna Nixon

Heute haben wir an unserer finalen Position an der Scholle angelegt! Als wir ankamen, schien die Sonne und die Temperaturen waren mild. Auf der windgeschützten Seite des Schiffs war es auch ohne Jacke warm genug. Es herrschte eine warme, willkommende und aufgeregte Stimmung an Bord. Vom Achterdeck konnte man einen Nebelbogen sehen, ein Regenbogen aus Nebel der sich über der Eisoberfläche bildete. Von heute an werden wir unser Wissenschaftscamp aufbauen, unsere Messungen weiterführen und diesen Platz unser neues Zuhause nennen!

18. Juni 2020
Lisa Grosfeld

Wir sind zurück an der MOSAiC-Eisscholle! Es fühlt sich sehr gut an, wieder in unserer „Heimat“ angekommen zu sein. Erste Eindrücke von der Scholle bei der Rückkehr: „Der ursprüngliche feste Bereich der Scholle, unsere sogenannte Festung, hat die Verformungen im Frühjahr größtenteils intakt überstanden und ist auch jetzt weiter eine gute Basis für unser Forschungscamp“, berichtet Prof. Markus Rex, Leiter der MOSAiC-Expedition. „Wir werden in dem jetzt beginnenden Sommer in nie dagewesener Detailschärfe die Prozesse im arktischen Klima während der Schmelzsaison erforschen können“, betont Markus Rex. Dazu gehören Wirbel im Ozean, die durch Meeresströmungen unter dem Eis entstehen, wie Dicke und Beschaffenheit des Eises die Klimaprozesse beeinflussen, welche Rolle die Schneeauflage auf dem Meereis spielt und wie das Zusammenspiel mit Atmosphäre und Wolken funktioniert.

17. Juni 2020
Markus Rex

Die Polarstern ist zurück an der MOSAiC-Scholle! 8 Tage nachdem wir die Eiskante hinter uns gelassen haben, hat sich die Polarstern strategisch an die Scholle gelegt und damit das Zuhause der Wissenschaftler*innen und Besatzungsmitglieder für die nächsten Wochen erreicht. Jetzt ist es Zeit den Status von Scholle und Wissenschaftscamp zu begutachten und den Teil der Ausrüstung wieder auszubringen, der während der Reise der Polarstern an Bord genommen wurde. Alle arbeiten eng zusammen, um das Camp schnell wieder funktionsfähig zu machen. Zuerst wird die Grundinfrastruktur für die Stromversorgung und „Straßen“ auf dem Eis wieder errichtet. Sobald das geschehen ist, kann jede Forschungsstation an die jetzigen Forschungsprioritäten angepasst werden. Wir freuen uns darauf die sommerliche Schmelzsaison zu beobachten! Morgen berichten wir ausführlicher von unserer Scholle.

16. Juni 2020
Lisa Grosfeld

Das Team Ocean nutzte die stabile Schiffsposition über dem Yermak Plateau (760 m Wassertiefe) und machte Leitfähigkeit-Temperatur-Tiefe-Messungen (CTD) im offenen Wasser. Der CTD-Sensor wurde an einer Angelleine montiert und durch die Wassersäule bis in 450 m Tiefe gelassen. Die Messungen geben Auskunft über die Eigenschaften der Wasserschichten im Ozean. Die Schichtung ist abhängig von der Dichte der Wassermassen, welche wiederum durch Temperatur und Salzgehalt beeinflusst wird. Sie nahmen ein klassisches Profil der Wassersäule in dieser Region auf: Von der Wasseroberfläche bis in eine Tiefe von 40 m konnten sie eine Schicht mit kaltem, gut durchmischten Wasser detektieren. Darunter befindet sich eine kalte, dünne Wasserschicht, in der der Salzgehalt mit der Tiefe zunimmt. Noch weiter unten, zwischen 150 bis 300 m Tiefe, wurde der Einfluss von warmem, salzhaltigen Atlantikwasser gemessen. Es ist ein Ausläufer des Golfstroms, der warmes Wasser vom Äquator nach Norden bringt.

15. Juni 2020
Esther Horvath

Nach 140 Tagen auf drei verschiedenen Forschungsschiffen, sind wir - die WissenschaftlerInnen und die Besatzung des dritten Fahrtabschnitts - heute in den frühen Morgenstunden in Bremerhaven eingelaufen. Die letzte Etappe haben wir auf den beiden deutschen Forschungsschiffen Maria S. Merian und Sonne verbracht. Während die Überfahrt stürmisch und mit hohen Wellen begann, konnten wir in den folgenden Tagen an Deck in der Sonne entspannt ein Buch lesen – oder uns im schon auf Polarstern etablierten „Bootcamp“ weiter fit halten. Ein Highlight war in den acht Tagen auf See zweifelsohne der erste Sonnenuntergang nach 2,5 Monaten am vergangenen Freitag. Wir bedanken uns bei der Besatzung der beiden Schiffe für ihre große Herzlichkeit und Unterstützung an Bord – und sind nun gespannt, was uns in der veränderten Welt Zuhause erwartet. Denn es ist definitiv anders als vor 20 Wochen.

14. Juni 2020
Lianna Nixon

Gestern Abend hatten wir einen beeindruckenden Eisbärenbesuch! Eine Mutter und ihr wenige Wochen altes Junges haben sehr neugierig die Umgebung ums Schiff auf ihrem Weg Richtung Norden inspiziert. Wir konnten sie auf sicherem Abstand vom Schiff aus gut beobachten. Sie näherten sich uns auf wenige Meter Entfernung auf Backbordseite. Das Team stand für Stunden draußen und machte viele Fotos. Die Fotographen an Bord schätzten die arktischen Lichtbedingungen während des Polartags, der den Kontrast vom Fell der Eisbären zum weißen Eis und den Blautönen des Wassers natürlich darstellte. Nach zweistündiger Untersuchung des Schiffs drehten die beiden Eisbären sich um und setzen ihre Wanderung Richtung Norden ins Eis fort.

13. Juni 2020
Lisa Grosfeld

Seit der Eiskante hat die Polarstern auf dem Weg zur MOSAiC-Scholle ungefähr 115 nautische Meilen hinter sich gelegt. Weitere 30 nautische Meilen liegen noch vor uns. Seit gestern Abend steht das Eis unter Druck, was die Weiterfahrt nach Norden zurzeit verhindert. Für uns bedeutet dies abwarten bis der Druck im Eis nachlässt. Es ist jedoch keine verlorene Zeit für uns: Wir nutzen die Zeit für Wissenschaft und haben heute unsere erste Eisstation gemacht. Wir nehmen Eiskerne und beproben Wasser aus Schmelztümpeln und vermessen die Schnee- und Eisdicke.

12. Juni 2020
MOSAiC Team Eco/BGC

Während wir auf der Fahrt zur MOSAiC-Scholle sind, bestaunen unsere Biologen die Schönheit der Eislandschaft: Schnee, Eis, Schmelztümpel… und Algen. Wie bitte? Richtig gehört! Viele zerbrochene und umgedrehte Eisschollen bringen fantastische gold-braune bis grüne Farbtöne an die Oberfläche. Unsere Ökologen spekulierten schnell über die genauen Algenarten, während unsere Biogeochemiker sich über die Umwandlung von organischen/anorganischen Verbindungen Gedanken machten. Nachdem die Wissenschaftler*innen die Erlaubnis des Kapitäns zur Beprobung bekamen, verbrachten sie einen Nachmittag mit dem Aufschmelzen von Meereis und dem Mikroskopieren der Algen (1A). Als Vergleich wurden Algen aus dem Ozean angeguckt (1B). Die Analyse zeigte eine ungleiche Verteilung von Algenarten in beiden Proben. Die sogenannten Kieselalgen dominierten im Meereis und Dinoflagellaten im Ozeanwasser. Eine ähnliche Algenblüte in oder unter der MOSAiC-Scholle würde große Freude in den Teams ECO und BGC hervorrufen.

11. Juni 2020
Lisa Grosfeld

Während Polarstern auf dem Rückweg zur MOSAiC-Scholle ist, kann das Team ein paar freie Minuten mit dem Beobachten der arktischen Flora und Fauna verbringen. Es wurden bereits einige Arten im Eis gesichtet: Einige Schmelztümpel sind grün oder braun gefärbt und zeigen das Vorkommen von Algen, auch kleine Polardorsche und Robben kamen zur Wasseroberfläche. Möwen sind seit der Eiskante unsere ständigen Begleiter. Sie profitieren von unserer Spur durch das Eis, durch die Untereisfauna an die Oberfläche kommt. Es wurden sogar schon die Spuren von Eisbären auf dem Eis gesichtet. Die wahrscheinlich aufregendste Beobachtung war das Auftauchen eines Zwergwals, der zwischen Eisschollen zum Vorschein kam. Einige haben sogar einen springenden Zwergwal im Eis gesehen!

10. Juni 2020
Lisa Grosfeld

An Bord der Polarstern: Nachdem wir uns von der Maria S. Merian und Sonne verabschieden haben, kamen wir nach weniger als einem Tag an der Meereisgrenze an. Dies löste eine Euphorie unter allen Teilnehmenden aus – für einige von uns war es das erste Mal in ihrem Leben. Neben dem Meereis konnten wir sogar schon diverse arktische Fauna beobachten. Die fünf wissenschaftlichen Teams gehen langsam an die Arbeit, machen Testversuche und bereiten Messungen vor. Nach 40 Tagen des Wartens fühlt es sich gut an endlich mit unserem Einsatz für MOSAiC beginnen zu können.

9. Juni 2020
Christian Rohleder

Auf dem Rückweg Richtung Bremerhaven: Ein weiterer Meilenstein der MOSAiC-Expedition ist geschafft. Fünf weitere spannende Tage liegen hinter uns. Fünf Tage, die wir genutzt haben, um all unser Wissen und unsere Erfahrungen über unsere MOSAiC-Heimatscholle der vergangenen Monate an das Team des vierten Fahrtabschnitts zu übergeben. Fünf Tage, in denen wir das neue Team in unserem alten und ihrem neuen Zuhause willkommen geheißen haben. Gestern hat sich dann die Perspektive endgültig gedreht. Wir von Fahrtabschnitt drei schauen nun von den deutschen Forschungsschiffen Maria S. Merian und Sonne auf die Polarstern und das Team des nächsten Abschnitts. Nach endlosen Verabschiedungen, einigen Tränen und herzlichen Abschiedsworten von Kapitän Wunderlich wurde das letzte Mal die Gangway zwischen der Polarstern und der Maria S. Merian angehoben. Während für das Team auf Polarstern nun die Arbeit beginnt, dampfen wir gen Süden – und werden mit Blick auf den blauen Ozean die Erlebnisse der vergangenen Monate verarbeiten. Vor allem aber freuen wir uns über unsere absehbare Ankunft in Bremerhaven.

8. Juni 2020
Leonard Magerl

FS Polarstern kehrt zur Scholle zurück! Die Übergabe zwischen Wissenschaftler*innen und Mannschaftsmitgliedern ist innerhalb von fünf Tagen erfolgreich von statten gegangen. Sie endete mit vielen lächelnden Gesichtern, Umarmungen und winkenden Händen, als Maria S. Merian, Sonne und Polarstern den Fjord verließen. Nach ungefähr fünf Monaten auf der Polarstern spüren die Rückkehrer eine Kombination aus Wehmütigkeit, Anstrengung und Erleichterung, als sie sich nun auf den Weg nach Süden aufmachten. Für das neue Team an Bord der Polarstern bricht jetzt eine spannende Phase – die Schmelzperiode – an. Die Wissenschaftler*innen sehen dieser Phase gespannt entgegen und sind motiviert die Forschung im arktischen Sommer weiterzuführen.

7. Juni 2020
Esther Horvath

9600 – das ist die stolze Zahl an Eiern, die die Teilnehmer des dritten Fahrtabschnitts an Bord der Polarstern verspeist haben. Außerdem: 1960 Kilogramm Fleisch, 1100 Kilogramm Kartoffeln, 1040 Kilogramm Gemüse und 1440 Liter Milch. Und: Die Teilnehmer des Fahrtabschnitts haben insgesamt 76 Nutella-Gläser verputzt.

6. Juni 2020
Esther Horvath

Während der Austausch von Team und Schiffscrew im Isfjorden/Spitzbergen läuft, können wir eine Bilanz des dritten Fahrtabschnitts ziehen: Insgesamt ist die Polarstern eine Strecke von knapp 965 Kilometern mit dem Eis gedriftet. Es fanden in der Zeit 120 Helikopter-Flüge statt. Es gab 16 Sturm- und 6 Regentage. Unser liebevoll „Miss Piggy“ genannter Messballon stieg insgesamt 30-mal in die Luft. Und es wurden mindestens 323 Flaggen von der Scholle wieder entfernt. Außerdem wurden 213 Eiskerne gesammelt, die - hintereinander gelegt - eine Länge von 393 Metern ergäben. Auf die Waage würden sie zusammen ein Gewicht von etwa 1769 Kilogramm bringen.

5. Juni 2020
Lisa Grosfeld

Die MOSAiC-Expedition steht das erste Mal vor dem Austausch des Kapitäns. Nach 260 Tagen Dauerbereitschaft als Kapitän wird Stefan Schwarze für die letzten zwei Forschungsabschnitte der MOSAiC-Expedition von Thomas Wunderlich abgelöst. Ursprünglich hätte der Austausch im Eis Anfang April per Flugkampagne stattfinden sollen. „Es ist jetzt, wo die Polarstern aus dem Eis kommt, eine andere Herausforderung das Schiff zu übernehmen. Es hat den Vorteil unbefangener heran gehen zu können, aber auch den Nachteil gewachsene Infrastrukturen auf der Scholle wieder neu etablieren zu müssen. Wir werden öfter damit rechnen müssen, dass wir Eisprobleme bekommen, indem das Eis dünner wird und es öfter aufreißt. […] Die Herausforderung ist genau dort anzusetzen, wo aufgehört worden ist“, sagt Polarstern-Kapitän Thomas Wunderlich.

4. Juni 2020
Manuel Ernst

Es ist geschafft: Vor 20 Tagen haben wir die MOSAiC-Scholle verlassen. Das Eis war uns auf unserem anschließenden Weg zur Eiskante nicht sonderlich gut gesonnen. Am Dienstag, 23:10 Uhr Bordzeit haben wir dann die Eiskante endlich passiert. Ein weiterer emotionaler Moment, der am Ende doch sehr schnell kam. Denn wie sich schon auf den Satellitenkarten angedeutet hat, war der Übergang von Eis ins Wasser sehr scharf. Und so hatten wir tatsächlich bereits wenige Minuten nach Überfahren der Eiskante nichts als blaues Wasser vor uns. Während der gefrorene Ozean für 119 Tage ein treuer Begleiter war, sehen wir seit gestern Morgen auf der Backbord-Seite erste Landmassen von Spitzbergen. Nachdem wir dann heute Nacht auf die beiden Versorgungsschiffe Maria S. Merian und Sonne vor dem Fjord getroffen sind, laufen nun im Fjord die Bunker- und Handover-Arbeiten zwischen den Schiffen. Damit liegen weitere spannende Tage vor uns, in denen wir vom dritten Fahrtabschnitt all unsere gesammelten Erinnerungen und Erfahrungen aus dem Eis abrufen und an die Teams von Fahrtabschnitt Nr. 4 weitergeben.

3. Juni 2020
Calle Schönning

Das Eis hat unseren Weg von der MOSAiC-Scholle in Richtung Eiskante sehr mühselig gemacht – und uns immer wieder zum vollständigen Stillstand gezwungen. Erst wenn der Druck auf die Eismassen nachgelassen hat, konnten wir unseren Weg fortsetzen. Wir an Bord der Polarstern wollten uns aber nicht von den Eismassen in unserer Bewegung einschränken lassen. Außerdem vermissen wir unsere täglichen Workouts auf der Scholle. Und so haben sich unterschiedliche sportliche Aktivitäten an Bord an der frischen Luft etabliert. Schon auf der Kapitan Dranitsyn gab es täglich „Harold’s Hiking Club“ (HHC, dt.: „Harold’s Wanderclub“), der strammen Schrittes entlang über alle Außendecks treppauf, treppab führte. Eine Tradition, die sich nun auch auf Polarstern fortführt. Eine Stunde später startet dann das tägliche „Bootcamp“ auf dem Helikopterdeck. An 15 Stationen trainieren wir hier alle Körperpartien auf Kraft und Ausdauer – und nebenbei können wir weiter die uns umgebenden Eismassen beobachten.

2. Juni 2020
Christian Rohleder

Obwohl die Polarstern die MOSAiC-Scholle mit den autonomen Instrumenten verlassen hat, werden auch an Bord viele Messungen fortgesetzt. Ein Beispiel sind die neun Container des ATMOS-Teams auf dem Vordeck und dem Peildeck. Die Messgeräte liefern ununterbrochen Daten zum Zustand der Atmosphäre, Spurengasen, Zusammensetzung von Aerosolpartikeln und Wolkeneigenschaften. Ein umfangreicher Park an Messgeräten von verschiedenen Institutionen ist notwendig, um alle relevanten Messgrößen zu erfassen. Für die Wissenschaftler und Techniker, die diese Messungen betreuen, geht die tägliche Routine bis zur Übergabe an das Team des vierten Fahrtabschnitts normal weiter. Tatsächlich bietet die unerwartete Fahrt vom dichten Packeis ins offene Wasser einen spannenden Einblick in die räumliche Variabilität der Atmosphäre sowie chemische und mikrophysikalische Prozesse über dem arktischen Meereis.

1. Juni 2020
Lianna Nixon

Etwas Action im Wartemodus: Die Maria S. Merian hat drei große Fender zur Sonne gebracht. Fender sind Bojen, die als Abstandhalter zwischen zwei Schiffen dienen. Sobald die Polarstern im Fjord ankommt, wird sich die Sonne mit angebrachten Fendern für den Frachtaustausch neben sie legen. Die Transaktion in den arktischen Gewässern wurde von den Kapitänen der Sonne und Merian koordiniert. Um die Fender zur Sonne zu transportieren, näherten die beiden Schiffe sich auf Merians Steuerbordseite an. Ein Kran ließ die Bojen ins Schlauchboot hinunter, woraufhin drei Besatzungsmitglieder im Schlauchboot sie zur Sonne brachten. Während des Einsatzes trugen die Besatzungsmitglieder einen speziellen Überlebensanzug, der den nötigen Auftrieb und Wärmedämmung im Fall eines Unfalls gewehrleistet. Die Wissenschaftler*innen verfolgten das Geschehen und freuten sich über eine Unterbrechung des Alltags auf dem Schiff.

31. Mai 2020
Delphin Ruché

Über die vier Expeditionsmonate und länger sind zwei Forscher des ICE-Teams durch ihre zunehmend üppigen Bärte aufgefallen. „Für mich ist mein Bart so gesehen wie ein Ausrüstungsgegenstand im Feld – genau wie eine Eisaxt und eine Skibrille“, sagt David Clemens-Sewall, Doktorand vom Dartmouth College. „Wenn es draußen kalt und sonnig ist, muss man sein Gesicht warmhalten – aber mit einer Balaklava riskiert man das Beschlagen und Vereisen der Sonnenbrille. Bärte sind eine preiswerte Lösung für dieses Problem. Meiner wächst seit dem 17. Januar, dem Tag, an dem ich in den USA aufgebrochen bin. Während der fünf Wochen auf Dranitsyn ist mein Bart voll funktionstüchtig geworden – bereit für den Einsatz auf der MOSAiC-Scholle.“ Während Handschuhe, Mützen und Socken über den Verlauf des dritten Driftabschnitts sehr abgenutzt wurden, sind die Bärte immer weitergewachsen. „Bärte tun noch wesentlich mehr als nur das Gesicht beim Arbeiten in der Arktis warm zu halten“, fügt Steven Fons hinzu, Doktorand an der University of Maryland und bei der NASA, „sie helfen auch dabei gut auszusehen.“

30. Mai 2020
Stefanie Arndt

Das nach wie vor dicke Meereis in Kombination mit dem hohen Eisdruck gibt der Polarstern noch immer eine schwere Zeit in den hohen Breiten. Aber auch wenn wir zum Teil über mehrere Stunden ein- und dieselbe Eisscholle bei einem Blick aus dem Fenster sehen, wird dieser Ausblick nicht langweilig. Ganz im Gegenteil: Die anhaltenden Temperaturen über dem Gefrierpunkt sorgen für eine sehr schnelle und eindrucksvolle Veränderung der Meereisoberfläche. Die noch vor wenigen Tagen durchgehend weißen Eisschollen werden zunehmend blau. Grund ist, dass die Schneeauflage durch die hohen Temperaturen weiträumig schmilzt. An Stellen, an denen der Schnee dann bereits vollkommen geschmolzen ist, bilden sich außerdem erste Schmelztümpel auf dem Meereis. Damit läuten wir ganz deutlich die arktische Schmelzsaison ein – eine der spannendsten und wichtigsten Phasen für das Meereis und seine assoziierten interdisziplinären Prozesse.

29. Mai 2020
Stefanie Arndt

Auf dem dritten Fahrtabschnitt haben wir viele MOSAiC-Rekorde aufgestellt – nicht nur durch unser eigenes wissenschaftliches Zutun, sondern auch die Natur hat maßgeblich dazu beigetragen. So haben wir die größte Spannbreite an Temperaturen erlebt: von minus 39,5 bis 0 Grad Celsius war alles dabei. Diese Temperaturspanne haben wir zum Anlass genommen, in einem wissenschaftlichen Seminar an Bord die daraus resultierenden wissenschaftlichen Folgen zu diskutieren. So ist zum Beispiel in diesem Zeitraum der Polarwirbel zusammengebrochen und die atmosphärische Grenzschicht hat sich leicht angehoben. Gleichzeitig haben wir aufgrund der zunehmenden Temperaturen eine Abnahme der Eis-Wachstumsraten beobachten können – bis hin zu ersten kleinen Schmelzsignalen. Die daraus resultierenden interdisziplinären Veränderungen werden uns noch in vielen weiteren Diskussionen beschäftigen.

28. Mai 2020
Lars Kaleschke

An Bord der Polarstern: Viermal täglich werden vom Hubschrauber-Deck aus Wetterballone durch das ATMOS-Team und den Deutschen Wetterdienst gestartet. Die Messungen von Temperatur, Feuchte und Wind bis hinauf in 35 Kilometer Höhe sind essentiell, um die atmosphärischen Hintergrundbedingungen für alle MOSAiC-Messungen zu bestimmen. Weiterhin sind sie entscheidend für die täglichen Wetterberichte an unserem Standort: Die Daten werden nach Hause gesendet und fließen so in die Wettervorhersage ein. Auf unserer Fahrt nach Svalbard werden wir die Anzahl der täglichen Aufstiege auf acht pro Tag erhöhen, wenn wir in die Nähe der Eiskante kommen. Wir nutzen hier die Möglichkeit, um Einblicke in die Änderung des Zustands der Atmosphäre am Übergang zwischen eisbedecktem Ozean und offener See zu bekommen.

27. Mai 2020
Lianna Nixon

Gestern bekam die Maria S. Merian Besuch: Der Rettungsdienst von Svalbard “Sysselmannen” übte einen Rettungseinsatz mit den sogenannten Eurocoptern AWSAR Super Puma. Diese Helikopter sind speziell für polare Einsätze ausgerüstet: Sie haben eine große Reichweite, besitzen Enteisungs-Equipment und thermale Kameras. Dies ermöglicht ihnen lange Distanzen - auch während der Nacht - hinter sich zu legen. Von Bord aus verfolgten wir, wie sich zwei Mitglieder der Helikoptercrew an einem Kabel auf den Bug der Merian abseilten und wieder zurück in den Helikopter hochziehen ließen. Der Kontakt von außen zur Besatzung wurde dabei strikt vermieden. Das Sicherheitstraining ist von großer Bedeutung, da die Rettungsteams für extreme Wetterbedingungen und verschiedene Situationen jederzeit vorbereitet sein müssen. Die Polarstern befindet sich während dieser Phase der MOSAiC-Expedition im Einsatzbereich dieses Rettungskommandos aus Svalbard, sodass sie im Notfall ein Rettungsteam in die Arktis schicken könnten.

26. Mai 2020
Stefanie Arndt

In der Zwischenzeit im arktischen Meereis: Langsam aber sicher sucht sich die Polarstern ihren Weg durch die Eisschollen. Keine einfache Aufgabe, da das Eis sehr dick und kompakt ist. Um sich einen besseren Überblick über die Gesamtsituation zu verschaffen und einen optimalen Weg durch den gefrorenen Ozean zu finden, nutzen wir seit einigen Tagen wieder den Helikopter. In den Eiserkundungsflügen können wir einfacher Bereiche zur potentiell leichteren Eisfahrt identifizieren. Dennoch hat sich hier Ähnliches gezeigt, was uns auch die täglichen Satellitenkarten anzeigen: Die größeren Eisrinnen-Systeme verlaufen im Wesentlichen in Ost-West und weniger in Nord-Süd-Richtung. Ab und an stoßen wir aber trotzdem auf kleinere eisfreie Flächen – bis die Gezeiten die offenen Bereiche wieder zuschieben. Dann hilft eigentlich nur eins: warten bis der Druck des Eises wieder nachlässt. Denn Geduld ist eine unserer großen Stärken in den vergangenen Monaten geworden.

25. Mai 2020
Lianna Nixon

Grüße von Bord der Maria S. Merian und Sonne von Svalbard! Nachdem wir eine Woche unterwegs waren, sind wir heute Morgen im Isfjorden/Spitzbergen angekommen. Als wir Anfang der Woche Nachricht über die Verspätung der Polarstern bekommen haben, passten wir daraufhin unsere Geschwindigkeit an. Wir reduzierten von 12 auf 8 Knoten. Ziel war es verlängerte Wartezeit zu verhindern und Emissionen zu sparen. Die gestrigen Wetterbedingungen waren von einem zunehmenden Wind geprägt. Dies ermöglichte der Crew und den Wissenschaftler*innen zwei Meter große Wellen zu beobachten und den heulenden Wind über Bord fegen zu hören. Jetzt warten wir im Fjord auf die Polarstern, die gegen Ende der Woche ebenfalls einfahren sollte.

24. Mai 2020
Reza Naderpour

Auf der Polarstern: Auch wenn uns das Eis den Weg Richtung Süden erschwert, ist es nach wie vor für eine Gruppe an Bord ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit: der Meereisgruppe. Zusammen mit vielen Helfern an Bord beobachtet das zwölf-köpfige Team stündlich von der Brücke die Eissituation mit kritischen Augen. Diese Beobachtungen werden basierend auf einem standardisierten Protokoll aufgenommen. Neben Angaben zur Eiskonzentration (Wie viele Zehntel des sichtbaren Bereiches ums Schiff sind mit Meereis bedeckt?) und der Schnee- und Eisdicke, werden auch Angaben zur durchschnittlichen Schollengröße und dem Anteil der Presseisrücken auf dem Eis gemacht. Genutzt werden solche Daten später unter anderem zur Validierung von Satelliten- und Modelldaten der eisbedeckten Polargebiete.

23. Mai 2020
Lianna Nixon

Norwegische See: Nach fünf Tagen auf See wird das Team des vierten Fahrtabschnitts am Montag im Isfjorden/Spitzbergen ankommen. Die Transitfahrt wurde begleitet von sonnigem Wetter und ruhiger See. Während der Fahrt konnten sogar einige von uns Delphine und den Blas eines Wals beobachten. Wir nutzen die Zeit für Meetings, Vorbereitungen der baldigen Übergabe und zum Kräftesammeln für die nächsten Wochen. Unsere freie Zeit verbringen wir mit Lesen, Stricken und Sonnen auf den Decks. Diese Zeit hilft uns, um als Team zusammenzuwachsen. Wir sind sehr dankbar für den Komfort an Bord. Beide Schiffe sind mit einem Fitnessraum, Sauna und Kaffeemaschinen ausgestattet. "Sonne für Maria" so lautet der Funkruf von der Maria S. Merian an die Sonne. Die beiden Forschungsschiffe sind in ständigem Kontakt. Sie tauschen sich über den aktuellen Kurs aus und halten den Maximalabstand von fünf Seemeilen ein. Dies war eine Voraussetzung für die Konvoifahrt der beiden MOSAiC-Versorgungsschiffe.

22. Mai 2020
Christian Rohleder

Auf der Polarstern: Unser Vorankommen im Eis ist immer noch langsam. Ein Zustand, der nicht verwunderlich ist: Im Frühjahr ist das arktische Meereis am dicksten. Zusätzlich befinden wir uns an der Türschwelle zum Ausstromgebiet der zentralen Arktis, wo vor allem das zweijährige Meereis gen Süden ausströmt. Keine leichte Aufgabe für unseren deutschen Forschungseisbrecher. An Bord ist aber weiterhin emsiges Treiben. Sowohl das Schiff als auch all die wissenschaftlichen Dokumentationen wollen für den kommenden Fahrtabschnitt vorbereitet werden. So vergehen die Tage mit dem Aufräumen und Putzen der Labore, den letzten Dateneingaben und einer ausführlichen Dokumentation unserer wissenschaftlichen Arbeiten der vergangenen Wochen und Monate wie im Fluge. Auch das Leben rund um das Schiff erwacht zunehmend. Neben einem weiteren Eisbären-Besuch zu Beginn der Woche können wir draußen an Deck viele Vögel und bei Glück auch mal eine Robbe erspähen.

21. Mai 2020
Andreas Preußer

Es gibt viele verschiedene Lidar-Instrumente auf MOSAiC – alle aus sehr unterschiedlichen Gründen. Manche von diesen Geräten sind in der Lage die Geschwindigkeit von reflektierenden Partikeln in der Luft mittels des Doppler-Effekts zu bestimmen. Genau dies machen die zwei Lidar der Universitäten in Trier (Deutschland) und Leeds (UK) seit dem Expeditionsbeginn im September, wodurch kontinuierliche Informationen über die Winde und Turbulenz in der unteren atmosphärischen Grenzschicht gewonnen werden. Durch die ständig wechselnden Eisbedingungen während des dritten Fahrtabschnitts war es für Andreas Preußer aus dem ATMOS-Team eine Herausforderung die Laser der beiden Geräte an festgelegten Punkten auf der Scholle zu kreuzen. Mittlerweile konnten allerdings einige dieser sogenannten ‚Virtual towers‘ erstellt werden. Sie reichen bis zu einer Höhe von circa 1000 Meter, sind aber leider unsichtbar für das menschliche Auge.

20. Mai 2020
Serdar Sakinan

Polarstern. Am Samstag in den späten Abendstunden haben wir unser Schollen-Mosaik hinter uns gelassen. Das zweijährige Eis, in dem wir uns befinden, macht das Vorankommen der alten Dame sehr schwerlich bis unmöglich. Am Montagmorgen wurde damit entschieden die Maschinen abzustellen. Nun driften wir wieder also wieder mit 0,2 Knoten gen Süden. Einer hat sich über diesen unfreiwilligen Halt aber ganz besonders gefreut: Serdar Sakinan. In den Echolot-Daten vom Schiff hat er Signale gesehen, die andeuten, dass es Fische in Schiffsnähe gibt. Also hat er seine lange Fisch-Leine wieder ausgepackt. Und kaum war sie im Wasser, konnte er sein Glück kaum fassen: Der erste Fisch seit Dezember wurde gefangen! Ein glücklicher Serdar – aber nun geht es hoffentlich mit der Kraft der Schiffsmaschinen weiter nach Süden.

19. Mai 2020
Lianna Nixon

Nordsee: Die deutschen Forschungsschiffe FS Maria S. Merian und FS Sonne sind auf dem Weg in Richtung Spitzbergen. Nach einem guten Tag auf See befinden wir uns auf der Höhe von Stavanger/Südnorwegen. An unserem gestrigen Abreisetag ist alles gut vonstatten gegangen. Wir konnten nach 17 Tagen Quarantäne das Hotel mit Schutzmasken verlassen. Angekommen in der Werft wurden wir herzlich von den Crews empfangen. Noch vor dem Ablegen absolvierten wir Sicherheitstrainings und letzte Interviews wurden gemacht. Beim Auslaufen war es dann Zeit unseren Kollegen, Familien und Freunden zu winken und auf hohe See zu stechen. Ankunft bei Spitzbergen und Beginn des Austauschs sind für Sonntag geplant.

18. Mai 2020

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat uns eine Grußbotschaft an Bord geschickt.

18. Mai 2020
Esther Horvath

Bremerhaven: Das Leg IV Team beendet seine zweiwöchige Quarantäne und geht heute an Bord der zwei deutschen Forschungsschiffe RV Sonne und RV Maria S. Merian. Neben 56 Wissenschaftler*innen und 37 Crewmitgliedern sind 14 Tonnen Verpflegung an Bord. Vor der Küste von Spitzbergen werden die Forschungsschiffe in ein paar Tagen auf die Polarstern treffen und den nächsten Wechsel vollziehen. “Es ist fantastisch, dass wir die Expedition weiterführen können. Unsere Logistikabteilung hat nie aufgegeben und an so vielen Optionen gearbeitet, um den nächsten Austausch zu ermöglichen. Es wird jetzt richtig gut sein auf den Ozean zu kommen und unterwegs zu sein”, so Expeditionsleiter Markus Rex. Großer Dank gilt dem Hotelpersonal und der AWI Logistikabteilung: Sie haben uns mit großem Einsatz eine gesunde und sichere Quarantäne ermöglicht. Wir freuen uns die Expedition unter all den Umständen weiterführen zu können.

17. Mai 2020
Julia Schmale

Nun ist es vollbracht, das Team 3 bricht auf. Die Scholle ist sauber aufgeräumt und es erinnert nicht mehr viel an die MOSAiC-Scholle, an der wir vor über elf Wochen angekommen sind. Die Scholle, die vor über sieben Monaten als Heimatscholle für die MOSAiC-Drift ausgewählt wurde. Eine Scholle, die in den letzten Monaten von allen erdenklichen Seiten besser erforscht und beprobt wurde als jemals eine Scholle zuvor. In den letzten Tagen ist um uns herum das Eis nochmals stärker aufgebrochen. Dienstagabend erreichte uns ein kräftiges Sturmtief mit Windspitzen über 9 Bft. Dabei ist das Eis dem Projekt-Namen treu geblieben: Es hat sich ein Mosaik von unzähligen Rissen um Polarstern herum gebildet. Weil der Sturm gut vorhergesagt war, wurden die wichtigen und großen Installationen bereits vorher von der Scholle abgeborgen und in die Sicherheit des Schiffs gebracht. Da das Eis derzeit nicht sicher genug erscheint, wurde entschieden, die während der Abwesenheit der Polarstern auf dem Eis verbleibenden Instrumente weiter zu reduzieren. Am Donnerstag wurden dazu die Maschinen unserer alten Dame angestellt. Mit größtem Feingefühl wurde das Schiff durch das entstandene Kanalsystem zu einer neuen Parkposition umgesetzt. Dank unzähliger helfender Hände auf dem Eis und auf dem Schiff wurde bei Sonnenschein und Temperaturen um den Gefrierpunkt dann für anderthalb Tage die Scholle „aufgeräumt“. Wir lassen nun lediglich verschiedene autonome Messsysteme zurück, die über, im und unter dem Meereis fleißig weiter messen, auch während Polarstern in den nächsten drei Wochen nicht da sein wird. Diese Systeme helfen auch dem nächsten Forschungsteam unser Mosaik wiederzufinden. Am Samstag um 11 Uhr hat der Kran dann die letzten fleißigen Helfer zurück an Bord gebracht – ein emotionaler Moment für alle Beteiligten. Anschließend wurde neben der Scholle ein Bereich für CTD- und Netzarbeiten frei gespült. In den Abendstunden waren auch diese Arbeiten abgeschlossen. Damit ist unsere Arbeit hier getan. Wir nehmen Abschied und brechen uns nun unseren Weg gen Süden. Bald wird das Team 4 unsere Arbeit übernehmen.

16. Mai 2020
Niels Fuchs

Zuhause sind wir es inzwischen gewohnt, ganze Landstriche im Internet in einem hoch aufgelösten 3D-Model virtuell entdecken zu können. „Wieso sollte das nicht auch für die Eisscholle der größten Arktis-Expedition möglich sein?“ Das fragte sich Niels Fuchs vom AWI im Vorfeld der MOSAiC-Expedition und entwickelte eine Routine, mithilfe derer vergleichbare Modelle aus gewonnenen Messdaten in einer Software berechnet werden können. Benötigt werden dafür hoch aufgelöste Luftbildaufnahmen vom Helikopter. Diese sind im Polar-Tag nun endlich wieder möglich und Robert Ricker (AWI) konnte vor Ort das Verfahren erfolgreich testen. Die daraus entstehenden Karten, Schollenmosaiks genannt, werden von Niels Fuchs und Gerit Birnbaum (AWI) verwendet, um die zeitliche Entwicklung der Schollenoberfläche und angrenzender Gebiete (<50km) zu untersuchen.

15. Mai 2020
Lars Kaleschke

Ein Ziel des MOSAiC-Forschungsprogramms zur Fernerkundung ist es, ein besseres Verständnis für Satellitenbeobachtungen zu erlangen in Hinblick auf veränderliche Meereis- und Schnee-Eigenschaften, welche nur vor Ort gemessen werden können. Dafür nutzen wir verschiedene Instrumente, die nach dem gleichen Messprinzip funktionieren und bei den gleichen Frequenzen messen, wie bisherige und neue geplante Satellitensensoren. Während des dritten MOSAiC-Fahrtabschnitts haben wir einen großen Lufttemperaturbereich erfahren, von einem Minimum mit minus 39,4 Grad Celsius am 10. März bis zu einem vorläufigen Maximum von 0 Grad Celsius am 19. April. Das resultierende Schmelzen und darauffolgende Wiedergefrieren verringerte die Oberflächenrauigkeit des Schnees und hatte einen substantiellen Einfluss auf die beobachteten Mikrowellensignaturen.

14. Mai 2020
Christian Rohleder

Abgesehen von den bereits vorgestellten Freizeitaktivitäten auf dem Eis gibt es auf Polarstern eine einzigartige weitere Sportart: Wasserbasketball! Ein- bis zweimal pro Woche steigen bis zu 13 Leute hinab ins F-Deck, um sich im Schwimmbad zu treffen. Dort spielen sie dann eine verrückte Mischung aus Schwimmen, Basketball und phasenweise auch etwas Ringen. Die Partien können manchmal sehr intensiv sein, aber zum Glück ist bislang keine schwere Verletzung aufgetreten – vielleicht auch weil unsere Doktorin ab und zu mitspielt? Nach etwa einer Stunde im kalten Wasser steigen zitternde Körper mit einem breiten Grinsen aus dem Wasser. Zum Glück befindet sich die kleine Sauna direkt nebenan um sich aufzuwärmen.

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